Nach einem Vorfall in einer A330 kritisiert die SUST Swiss wegen defekter Atemschutzmasken und mangelnder Schulung. Die Airline hat inzwischen reagiert.

Ein schwerer Vorfall über dem Ärmelkanal bringt die Sicherheitsprozesse bei Swiss International Air Lines in die Kritik. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) hat nun ihren Abschlussbericht zum Zwischenfall vom 11. Juli 2023 veröffentlicht. Darin bemängelt sie sowohl technische Mängel bei den eingesetzten Atemschutzmasken (PBE – Protective Breathing Equipment) als auch die unzureichende Schulung der Besatzung.

Ungewöhnlicher Geruch – maskierte Reaktion

Während des Reiseflugs von Zürich nach Newark kam es in einem Airbus A330-343 mit der Registrierung HB-JHL über dem Ärmelkanal zu einer ungeklärten Geruchsentwicklung. Die Piloten setzten ihre Sauerstoffmasken auf, mehrere Mitglieder der Kabinencrew griffen zu den vorgesehenen Rauchschutzhauben. Doch genau hier begannen die Probleme.

Die SUST dokumentiert erhebliche Schwierigkeiten beim Auspacken, Aufsetzen und Aktivieren der PBE – und bemängelt, dass einige Masken technisch defekt waren. In mehreren Fällen waren die Geräte nicht oder nur eingeschränkt funktionsfähig. Das stellte laut SUST ein „erhebliches Sicherheitsrisiko“ dar.

Schwachstellen bei Wartung und Schulung

Die Untersuchung identifizierte drei zentrale Mängel:

  • Die regelmäßige Instandhaltung der Masken war unzureichend, Defekte wie Risse oder beschädigte Befestigungen blieben unentdeckt.

  • Das Training der Crew erfolgte ausschließlich mit Übungs-Attrappen, die sich in Aufbau und Handhabung deutlich von den echten PBE unterschieden.

  • Die Masken waren technisch so gestaltet, dass sie selbst von geschultem Personal nicht in der vorgesehenen Zeit aktiviert werden konnten.

Zudem kritisieren die Ermittler, dass die Kommunikation zwischen Crew-Mitgliedern mit aufgesetzter Maske „stark beeinträchtigt“ und teilweise „nahezu unmöglich“ war.

Swiss reagiert mit Maskentausch

Swiss hatte bereits im Jahr 2023 auf die Vorfälle reagiert und angekündigt, die betroffenen Maskenflotten gegen ein zuverlässigeres Modell auszutauschen – unabhängig von behördlichen Auflagen. Auch das Schulungskonzept wurde überarbeitet. Künftig sollen echte Masken in die Trainings integriert werden.

Abgerissene Halterung des rechten Haltegurtes einer PBE-Einheit, die während des schweren Vorfalls verwendet wurde.
Abgerissene Halterung des rechten Haltegurtes einer PBE-Einheit, die während des
schweren Vorfalls verwendet wurde. Bild: SUST

Tragischer Zwischenfall in Graz noch ungeklärt

Die PBE standen zuletzt erneut in der Kritik, nachdem es bei einem weiteren Vorfall an Bord eines Airbus A220 zu starker Rauchentwicklung kam. Dabei verlor ein Flugbegleiter, der eine Schutzhaube trug, das Bewusstsein und starb wenige Tage später im Krankenhaus. Die Ursache ist bislang nicht abschließend geklärt. Die österreichischen Behörden haben die Untersuchung inzwischen an die SUST übergeben.

Ein Ergebnis wird frühestens Ende 2024 erwartet.

Den vollständigen Abschlussbericht der SUST können Sie hier nachlesen: https://www.sust.admin.ch/inhalte/AV-berichte/HB-JHL_SB_e.pdf