New York Der «Dreamliner» war als Hoffnungsträger von Boeing gestartet. Mit dem hochmodernen Jet wollten die Amerikaner ihrem europäischen Erzrivalen Airbus davonfliegen. Doch ein Problem folgt auf das nächste. Jetzt steht die Frage im Raum: Ist der «Dreamliner» sicher? Am 15. Dezember 2009 herrschte Feierstimmung bei Boeing. Gerade hatte der erste «Dreamliner» seinen Jungfernflug problemlos […]

New York

Der «Dreamliner» war als Hoffnungsträger von Boeing gestartet. Mit dem hochmodernen Jet wollten die Amerikaner ihrem europäischen Erzrivalen Airbus davonfliegen. Doch ein Problem folgt auf das nächste. Jetzt steht die Frage im Raum: Ist der «Dreamliner» sicher?

Am 15. Dezember 2009 herrschte Feierstimmung bei Boeing. Gerade hatte der erste «Dreamliner» seinen Jungfernflug problemlos hinter sich gebracht. Drei Stunden schwebte der moderne Langstreckenjet in der Luft bis er wieder sicher auf dem Firmengelände nahe Seattle landete. Der damals verantwortliche Boeing-Manager Scott Fancher sprach von einem «stolzen und historischen Tag» für sein Team.

Diese Worte könnten ihm heute schwerer über die Lippen gehen. Den Fluggesellschaften bereitet der «Traumflieger» – so die grobe Übersetzung – immer wieder schlaflose Nächte. Eine Panne folgt der nächsten, zuletzt waren es binnen drei Tagen ein Brand in der Elektrik, auslaufender Sprit und das Versagen eines Computersystems, das die Bremsen steuert. In den USA hat der 787 «Dreamliner» längst den Spottnamen «Nightmareliner» verpasst bekommen: «Alptraumflieger».

Auch wenn bei den «Dreamliner»-Pannen bislang niemand ernsthaft verletzte wurde, wird nun in den amerikanischen Medien die Frage nach der Sicherheit des hochgezüchteten Jets gestellt. «Es gibt eine feine Linie zwischen einem neuen Flugzeug mit ein paar Fehlern und einem neuen Flugzeug mit richtigen Problemen», sagte Luftfahrt-Analyst Henry Harteveldt der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg. «Und ich habe die Sorge, dass die 787 die Linie in Richtung Probleme überschreitet.»

Auch die staatlichen Stellen sind aufmerksam geworden. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB schickte drei ihrer Leute nach Boston, um auf dem dortigen Flughafen den Brand im Bauch eines «Dreamliners» von Japan Airlines zu untersuchen. Als Brandherd wird die Batterie einer Hilfsturbine vermutet. Es handelte sich um den schwersten Vorfall in dieser Woche. Glücklicherweise stand das Flugzeug am Boden und es waren keine Passagiere an Bord. Auch der Schaden scheint sich in Grenzen zu halten.

Einige Beobachter halten die ganze Aufregung um den «Dreamliner» ohnehin für übertrieben. Wie bei jedem neuen Modell gebe es einige Herausforderungen, sagte Luftfahrt-Experte Peter Goelz im US-Wirtschaftssender Bloomberg TV. «Es gibt aber keinen Grund, an der Flugtauglichkeit zu zweifeln.» Nachdem die Boeing-Aktie am Montag und Dienstag zusammengenommen um 5 Prozent abgesackt war, stieg sie am Mittwoch wieder um 2 Prozent.

Der «Dreamliner» gehört trotz aller Probleme immer noch zu den Verkaufsschlagern von Boeing. Dank der Nachfrage nach dem leichten und damit spritsparenden Langstreckenflieger konnten die Amerikaner im vergangenen Jahr wahrscheinlich am europäischen Erzrivalen Airbus vorbeiziehen und wären nach Stückzahlen nun wieder der größte Flugzeugbauer der Welt.

Der 787 «Dreamliner» fliegt seit Ende 2011 im Liniendienst. Bis Ende vergangenen Jahres hatte Boeing 49 der jeweils gut 200 Millionen Dollar (153 Mio Euro) teuren Maschinen an die Fluggesellschaften ausgeliefert. Weitere rund 800 Jets sind bestellt. Airbus fiebert dagegen gerade mal dem Jungfernflug seines Konkurrenzmodells A350 entgegen, der in diesem Jahr ansteht.

Auffallend ist, dass die Probleme beim Dreamliner nichts mit der eigentlichen Neuerung des Modells zu tun haben: Dem Rumpf aus leichten Verbundwerkstoffen. Das Material hatte in der Entwicklung und Produktion für Kopfzerbrechen gesorgt, so dass der «Dreamliner» letztlich mit mehr als drei Jahren Verspätung an den Start ging. Dagegen tauchten beim konventionell mit Aluminium konstruierten Riesenflieger Airbus A380 Haarrisse in den Tragflächen auf.

Quelle: dpa; Daniel Schnettler