Air-India-Crash: Treibstoffzufuhr wurde unterbrochen!

Der neue Zwischenbericht zum Absturz von Air India 171 ergibt: Die Treibstoffzufuhr zu beiden Triebwerken wurde offenbar kurzzeitig abgeschaltet.
Am 11. Juli hat die indische Unfalluntersuchungsbehörde ihren Zwischenbericht zum Absturz von Air India 171 veröffentlicht. Die Boeing 787 war in Ahmedabad direkt nach dem Start abgestürzt. Mindestens 260 Menschen im Flugzeug und am Boden starben. Jetzt stellt sich heraus: Offenbar wurde die Treibstoffzufuhr zu beiden Triebwerken der 787 im Cockpit kurzzeitig abgeschaltet. Dabei ist ein Versehen extrem unwahrscheinlich.
Direkt unter den Schubhebeln befinden sich in der Boeing 787 zwei Schalter, mit denen die Treibstoffzufuhr zu jedem der Triebwerke abgeschaltet werden kann. Diese Fuel Cut-off Switches können zum Beispiel im Fall eines Triebwerksbrands betätigt werden. Sie sind gegen unabsichtliche Betätigung gesichert: Der Hebel kann nur in die Stellung „Cut-off“ bewegt werden, wenn er zugleich angehoben wird.
Ein Versehen scheint ausgeschlossen
Im Zwischenbericht wird nun die Auswertung der Stimmaufzeichnung im Cockpit sowie der Flugdaten und Schalterpositionen dargestellt. Als das Flugzeuge eine Geschwindigkeit von 180 Knoten erreicht, werden beide Schalter innerhalb von einer Sekunde in die Stellung Cut-off bewegt. Dadurch können die Triebwerke keine Leistung mehr entwickeln. Es ist zu hören, wie einer der Piloten (es ist unklar, welcher) den anderen fragt, warum er die Schalter bewegt hat. Der andere antwortet, er habe das nicht getan. Kurz darauf werden die Schalter wieder in die vorgesehen „Run“-Stellung bewegt. Noch während die Triebwerke daraufhin wieder anlaufen, kollidiert das Flugzeug wegen Leistungsmangel mit dem Boden. Das erneute Anlassen der Triebwerke erfolgt laut Untersuchungsbericht automatisch, wenn die Schalter im Flug von „Cut-off“ auf „Run“ bewegt werden.
Experten sind sich einig, dass eine zufällige oder versehentliche Verstellung der beiden Schalter extrem unwahrscheinlich ist. Es ist nicht vorgesehen, dass die Schalter in irgendeiner Form von den Bordcomputern automatisch betätigt werden. Allerdings nennt der Zwischenbericht einen technischen Hinweis der US-Luftfahrtbehörde FAA. Sie macht darin darauf aufmerksam, dass es wohl vereinzelte Fälle gegeben habe, in denen der Sperrmechanismus der Hebel in Boeing-737-Flugzeugen nicht korrekt funktioniert habe, und empfiehlt eine Inspektion auch in 787-Flugzeugen. Diese Inspektion ist allerdings nicht verpflichtend, sie wurde bei Air India dementsprechend nicht durchgeführt. Die Untersuchungen werden sich nun also wohl darauf konzentrieren müssen, ob und warum einer der Piloten absichtlich die Treibstoffzufuhr mitten im Startlauf der Boeing 787 von Air India deaktiviert hat.