Noch in diesem Jahr will die Ryanair ihren Marktanteil in Wien moderat steigern. Warum die Iren lieber in Österreich als in Deutschland wachsen wollen und wie es mit neuen Jets steht, berichtet Michael O’Leary, CEO der Ryanair Group.

Die irische Fluggesellschaft Ryanair sieht großes Potenzial in Österreich. Deshalb wollen sie ihren Marktanteil in Wien moderat steigern. Wir prüfen die Möglichkeit, für den Sommer 2024 weitere zehn A320ceos in die Lauda-Flotte zu überführen“, erklärte Michael O’Leary gegenüber AERO INTERNATIONAL in Wien.

„Wir glauben, dass die Lauda-Flotte in den nächsten drei bis vier Jahren von 30 Flugzeugen auf vielleicht 40 oder sogar 50 Flugzeuge anwachsen könnte.“ Er erwartet, dass viele Fluggesellschaften ihre Flotten von A320ceos auf die treibstoffeffizienteren A320neos umstellen.  Deshalb sieht er auf dem Markt für Gebrauchtflug- zeuge eine günstige Gelegenheit, an dieses Muster zu gelangen. Von den vier Marken der Gruppe – Buzz, Lauda, Malta Air und Ryanair – ist aber Lauda die einzige A320-Betreiberin.

Ryanair sieht in Wien großes Potenzial

Ryanair wiederum wird sich von ihren älteren Boeing 737-800 wohl erst zwischen 2026 und 2028 trennen. „Im Moment haben wir so viele Wachstumschancen, dass es keinen Sinn ergibt, ältere Flugzeuge auszumustern“, so der Chef der Gruppe. Die älteste Boeing 737-800 in der Ryanair-Flotte ist 22 Jahre alt.

In Wien als einem der 90 Stützpunkte der Iren sollen in der kommenden Sommersaison 19 Flugzeuge stationiert werden, davon 15 A320. 75 Strecken stehen im Programm. In drei bis vier Jahren will Ryanair in der Landeshauptstadt, wo die Airline gegenwärtig 570 Mitarbeiter beschäftigt, die größte Fluggesellschaft sein – „mit vielleicht 30 Flugzeugen“, so O’Leary. Eine solche Anzahl an Jets würde eine Kapazität von zwölf bis 14 Millionen Passagieren schaffen.

„Wenn nicht, wäre ich enttäuscht“, so der Airline-CEO. Den Marktanteil von 20 Prozent an Österreichs größtem Flughafen möchte er bis Ende 2023 auf 25 Prozent erhöht haben. Und für das Ge- schäftsjahr 2024 plant die Airline, von dort aus 5,6 Millionen Passagiere zu befördern. In Wien ist Ryanair zweitgrößte Flugge- sellschaft hinter der Lufthansa-Tochter Austrian Airlines.

Michael O’Leary (Mitte), Lauda-CEO Andreas Gruber und Country-Managerin Annika Ledeboer standen in Wien Rede und Antwort. Bild: Kurt Hofmann

Insgesamt fliegt die Ryanair-Gruppe 235 Flughäfen mit einer Flotte von 517 Flugzeugen an. 409 Boeing 737-800 sind darunter. Offeriert werden mehr als 2400 Strecken in 37 Länder. Im Sommer stehen 2500 Flüge pro Tag im Programm, 225 Millionen Passagiere sollen es für das ganze Jahr werden.

Kostenfaktor spricht gegen Deutschland

Unterdessen verlagert Ryanair weiterhin Kapazitäten von teuren Flughäfen wie einigen in Deutschland auf kostengünstigere in Europa. „Wir haben unsere Stützpunkte in Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf geschlossen, weil die Flughafenpreise hoch waren“, so der CEO. In Berlin hat Ryanair die Kapazität um 25 Prozent reduziert, „weil es zu teuer ist, und es in Deutschland viele Streiks gibt. Eigentlich passt es zu uns, diese Basen zu schließen“, fuhr er fort. Denn weiter südlich, in Italien, Portugal und Spanien, sieht er viel Wachstumspotenzial. „Deshalb wollen wir derzeit in Deutschland nicht wachsen – dagegen haben wir unsere Größe auf dem italienischen Markt in den vergangenen zwei Jahren fast verdoppelt.“

O’Leary erwartet, dass viele Flughäfen in Deutschland außerhalb der Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München einen Verkehrsrückgang verzeichnen werden. Wenn das passiert, würden die dortigen Flughafenmanager erkennen, dass sie Ryanair brauchen. „Wir werden vielleicht in den nächsten zwölf bis 18 Monaten nach Deutschland zurückkehren, wenn die Flughäfen erkennen, dass sie alle von ihrem nationalen Champion ausgeschlossen werden“, meint er mit Blick auf die Lufthansa.