Der von der FAA zugelassene Getriebefan GTF Advantage wurde mit maßgeblicher Unterstützung der deutschen MTU aus dem GTF-Basismotor weiter entwickelt. Er soll sparsamer, leistungsfähiger, langlebiger und umweltfreundlicher sein als sein Vorgänger.

Der weiter entwickelte Getriebefan des Typs Pratt & Whitney GTF Advantage hat die Musterzulassung der US-amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA für den Einsatz in der A320neo-Familie von Airbus erhalten.

Die in München beheimatete MTU Aero Engines hat nach eigenem Bekunden mit ihrer Entwicklungs- und Technologieexpertise maßgeblich dazu beigetragen. Der Anteil von MTU an dem GTF beträgt bis zu 18 Prozent.

Deutsche MTU an verbessertem Triebwerk beteiligt

Neben der Entwicklung der schnelllaufenden Niederdruckturbine und der ersten vier Blisk-Stufen des Hochdruckverdichters fertigt die MTU auch Bürstendichtungen und Nickel-Blisks des Hochdruckverdichters, die nicht in ihren Entwicklungsbereich fallen. Blisks sind Hochtechnologie-Bauteile, bei denen Scheibe und Schaufeln aus einem Stück bestehen.  Jedes dritte PW1100G-JM-Triebwerk für die A320neo wird laut MTU von ihr in München endmontiert.

Wie der Triebwerksproduzent berichtet, wurden bisher mehr als 2.200 Flugzeuge mit GTF-Triebwerken an über 80 Kunden in aller Welt ausgeliefert. GTF-Triebwerke sollen eine um bis zu 20 Prozent bessere Kraftstoffeffizienz gegenüber der Vorgängergeneration ermöglichen.

Seit Beginn des GTF-Einsatzes, rechnet MTU vor, konnten Fluggesellschaften damit mehr als zwei Milliarden Tonnen Kraftstoff einsparen – und somit 20 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen vermeiden. Die Nachfrage nach dem GTF-Triebwerk sei weiterhin hoch: Für die gesamte GTF-Familie hinweg lägen Bestellungen und Kaufzusagen für 11.000 Triebwerke vor.

GTF Advantage robuster als Vorgänger

„GTF-Triebwerke bieten bereits heute den niedrigsten Kraftstoffverbrauch und die geringsten CO2-Emissionen für Single-Aisle-Flugzeuge“, sagte Rick Deurloo, President Commercial Engines bei Pratt & Whitney und damit verantwortlich für das zivile Triebwerksgeschäft. „Der GTF Advantage baut diesen Vorsprung weiter aus. Neben einer verbesserten Robustheit ermöglicht das Triebwerk mehr Schub und bietet den Betreibern von Flugzeugen der A320neo-Familie einen noch höheren Mehrwert. Dies kommt insbesondere bei reichweitenstarken Flugzeugen, wie der A321XLR, voll zum Tragen.“

Der GTF Advantage soll vier bis acht Prozent mehr Startschub liefern. Dies ermögliche eine höhere Nutzlast und eine größere Reichweite. Das optimierte Triebwerk bietet eine bessere Kraftstoffeffizienz und geringere CO2-Emissionen. Pratt & Whitney arbeitet daran, dass der Getriebefan GTF Advantage auch den Einsatz von 100 Prozent nachhaltigem Treibstoff (Sustainable Aviation Fuel, SAF) ermöglicht und entsprechende zukünftige Anforderungen erfüllt.

Mehr Power für das GTF

„Die MTU ist ein zuverlässiger Partner im Getriebefan-Programm. Wir glauben fest an die vielversprechenden Aussichten dieser Triebwerksfamilie und freuen uns auf die ersten Triebwerksauslieferungen im Laufe dieses Jahres“, kommentierte Lars Wagner, CEO der MTU Aero Engines. „Neben dem niedrigeren Kraftstoffverbrauch und geringeren CO2-Emissionen wird der GTF Advantage die Robustheit im Einsatz und die Betriebsdauer am Flügel weiter erhöhen – zum Nutzen unserer Kunden.“

Die MTU war maßgeblich an der Entwicklung des GTF Advantage beteiligt. „Das Unternehmen nutzte seine Erfahrung aus der bestehenden Getriebefan-Flotte sowie fortschrittliche Auslegungs- und Messmethoden, um die Robustheit und Effizienz des Triebwerks systematisch weiter zu steigern“, teilt der Triebwerkshersteller mit. So verbesserte MTU das Design der Hochdruckverdichterschaufeln „deutlich“ und versah sie mit einer optimierten Schutzbeschichtung für den Einsatz unter anspruchsvollen Umgebungsbedingungen. „Der einzigartige Verdichter-Prüfstand der MTU in München ermöglichte eine frühzeitige Validierung der Aerodynamik des neuen Hochdruckverdichters. Darüber hinaus erhielt die schnelllaufende Niederdruckturbine ein optimiertes aktives Spaltkontrollsystem, das einen noch höheren Wirkungsgrad ermöglicht“, so MTU.

GTF-Instandhaltung durch MTU

MTU ist neben der Fertigung auch ein Teil des globalen Instandhaltungsnetzwerks für das GTF-Triebwerk. An den Standorten in Hannover und Zhuhai (China) sowie in Jasionka (Polen) bei EME Aero, einem Joint Venture zwischen MTU und Lufthansa Technik, verfügt das Unternehmen über Kapazitäten für die Instandhaltung dieses Triebwerkstyps. In China plant die MTU dafür in Kürze weitere Kapazitäten zu schaffen.

Im Detail beschreibt MTU die Verbesserungen des GTF Advantage gegenüber dem bisher angebotenen Triebwerk: Der Getriebefan GTF Advantage umfasst vollständig neu entwickelte Bauteile und technologische Verbesserungen im gesamten Gaspfad. Das Triebwerk verfügt über einen erhöhten Luftmassenstrom im Kern zur Senkung der Betriebstemperaturen und eine hochmoderne Hot Section (umfasst unter anderem Brennkammer, Hochdruck- und Niederdruckturbine). Damit ist das Triebwerk insgesamt langlebiger und kann länger am Flügel bleiben. In der Hochdruckturbine umfassen die Verbesserungen ein fortschrittliches Schaufeldesign mit verbesserten Beschichtungen. Die Hochdruckturbine und die Brennkammer verfügen außerdem über Kühlluftbohrungen, die in Größe, Form und Position optimiert wurden.

Der erste GTF Advantage soll laut MTU noch in diesem Jahr ausgeliefert werden.