Swiss hat in jüngster Zeit in verschiedener Hinsicht von sich reden gemacht. Für das Jahr 2023 kann die Lufthansa-Tochter denn auch mit erfreulichen Zahlen aufwarten.

Mit einem Gewinn von 718,5 Millionen Franken (+ 58 Prozent gegenüber dem Vorjahr) hat Swiss das beste Jahresergebnis ihrer Firmengeschichte erzielt. Auch beim Umsatz konnte sie zulegen: Er belief sich auf 5,3 Milliarden Franken, was – verglichen mit 2023 – einer Steigerung um 21 Prozent entspricht. „Das Rekordergebnis ist unter anderem auf eine starke Nachfrage nach Flugreisen in Kombination mit einer konkurrenzfähigen Kostenstruktur zurückzuführen“, analysiert die Airline.

Unzufriedenheit bei der Swiss – Aus eigenen Reihen

Nach oben zeigt ebenfalls die Zahl der beförderten Passagiere: 16,5 Millionen Reisende bestiegen im vergangenen Jahr ein Flugzeug von Swiss, knapp 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei lag der Sitzladefaktor bei 84,5 Prozent, ein Plus von 3,6 Prozentpunkten gegenüber 2023.

Auch wenn die Flugplanstabilität, also das Verhältnis der durchgeführten Flüge zu denjenigen, die ein Vierteljahr zuvor geplant waren, 98,4 Prozent betrug, waren die Pünktlichkeitswerte laut eigener Einschätzung aber „ungenügend“. Zu den kurzfristigen Gegenmaßnahmen zählen eine optimierte Reserveplanung, ein weiterer Personalaufbau sowie eine datenbasierte Verkehrssteuerung.

Neue Führungsriege bei Swiss

Für Schlagzeilen sorgten zudem die zahlreichen Veränderungen in der Unternehmensführung. Nach dem Abgang von Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour, der zu Jahresbeginn durch Heike Birlenbach ersetzt wurde, wird auch Finanzchef Markus Binkert nach 19 Jahren das Unternehmen Ende Mai verlassen. Mit dem Deutschen Dennis Weber, der im Moment noch den Bereich „Investor Relations“ bei der Lufthansa Group leitet, steht bereits ein Nachfolger fest.

Nur drei Tage nach der Ankündigung von Binkerts Ausscheiden aus der Geschäftsleitung teilte Swiss mit, dass CEO Dieter Vranckx sein Amt abgebe. Der Belgier, der seit etwas mehr als drei Jahren die Geschicke von Swiss leitet, wird zum 1. Juli Vorstand des Bereichs „Globale Märkte und kommerzielle Steuerung der Hubs“ der Lufthansa Group. In dieser Funktion verantwortet er zudem die Bereiche „Customer Experience“ und „Konzernmarkenführung“. Als Vizepräsident des Verwaltungsrats wird er mit Swiss aber verbunden bleiben.

Oliver Buchhofer wird zum 1. Mai Chief Operating Officer bei Swiss. Bild: SWISS

Mit der Ernennung von Oliver Buchhofer zum Chief Operating Officer hat Swiss in der bislang dreiköpfigen Unternehmensleitung auch eine neue Funktion geschaffen. „Nach der Krise zeigte sich, dass die operationellen Herausforderungen wie Personalengpässe bei Systempartnern, Lieferengpässe von Ersatzteilen und aktuell Streiks in unseren Nachbarländern groß bleiben“, begründet Vranckx die Maßnahme. Der A330-Captain Buchhofer, derzeit noch Leiter Flugbetrieb von Swiss, wird sein Amt am 1. Mai antreten.

Getrübte Freude

Getrübt wird die Freude etwas durch die GTF-Problematik bei den Triebwerken der Europa-Flotte. Derzeit stehen zwei A320neo in Zürich am Boden und warten auf neue Motoren. Es werden wohl noch einige dazukommen: „Wir gehen davon aus, dass je nach Zeitraum eine mittlere einstellige Anzahl an Flugzeugen der A320neo-Familie nicht genutzt werden kann“, heißt es bei Swiss. Außerdem erwarte man, dass in diesem Sommer „eine niedrige einstellige Anzahl an A220“ nicht einsatzfähig sein werde. Durch den zusätzlichen Wartungsaufwand würden im Laufe des Jahres voraussichtlich insgesamt mehr als zehn Flugzeuge nicht zur Verfügung stehen.

Um den Mangel aufzufangen, werden diesen Sommer 23 Flugzeuge fremder Airlines für Swiss fliegen: 14 Embraer 190/195 von Helvetic, eine A320 von Edelweiss sowie acht A220-300 von AirBaltic. Das seien praktisch gleichviele Wetlease-Jets wie im vorigen Sommer, erklärte Swiss. Mehr Klarheit herrscht mittlerweile bei der Einflottung der A350-900, die die A340-300 ab- lösen werden. Das erste Exemplar wird im zweiten Quartal 2025 erwartet, das zweite im Verlauf desselben Jahres. Die restlichen drei Jets sollen 2026 ausgeliefert werden.

Text: Thomas Strässle