Alle 24 Minuten trifft ein Vogel auf ein Flugzeug: Aber ist dies ein Grund zur Sorge? Die Zusammenstöße von Vögeln mit Flugzeugen nehmen mit dem steigenden Luftverkehr weltweit zu. Zwar wiegt ein durchschnittlicher Vogel etwa 26.000mal weniger als ein Passagierflugzeug, trotzdem kann ein Flieger durch den Aufprall ernsthaft beschädigt werden. Anlässlich des Welttages der Zugvögel […]

Alle 24 Minuten trifft ein Vogel auf ein Flugzeug: Aber ist dies ein Grund zur Sorge?

Die Zusammenstöße von Vögeln mit Flugzeugen nehmen mit dem steigenden Luftverkehr weltweit zu. Zwar wiegt ein durchschnittlicher Vogel etwa 26.000mal weniger als ein Passagierflugzeug, trotzdem kann ein Flieger durch den Aufprall ernsthaft beschädigt werden. Anlässlich des Welttages der Zugvögel wirft der Flugrechtespezialist Skycop einen Blick auf diese latente Gefahr im Luftverkehr.

Zahlreiche Vogelarten wandern zweimal im Jahr. Im Frühjahr kehren die meisten europäischen Vögel von März bis April an ihre gewohnten Plätze zurück. Sobald sie feststellen, dass die Tage kürzer werden, brechen sie im September und Oktober in wärmere Gefilde auf. Die globale Erwärmung hat bereits dazu geführt, dass der Beginn der Wanderung etwa eine Woche früher beginnt und sich die gesamte Zugvögel-Saison verlängert.

Die Zugvögel müssen sich den Luftraum mit großen und schweren Flugzeugen teilen, dabei kommt es für sie häufig zu tödlichen Kollisionen. Die zwischen 1990 und 2015 von der US-amerikanischen Bundesluftfahrtbehörde FAA gesammelten Daten listen 177.269 Zusammenstöße von Flugzeugen mit Wildtieren auf (90 Prozent davon betreffen Vögel). Laut Internationaler Zivilluftfahrtorganisation ICAO gab es allein zwischen 2011 und 2014 weltweit mehr als 65.000 Vogelschläge. Mit dem zunehmenden Verkehrsaufkommen und der Einführung von genaueren Berichtssystemen wird erwartet, dass die Zahl weiter steigen wird.

Kollisionen mit Vögeln hauptsächlich bei Start und Landung

Vögel bewegen sich nicht in den typischen Reisehöhen von Verkehrsflugzeugen. Laut ICAO finden daher 90 Prozent aller Vogelschläge in der Nähe von Flughäfen statt. Die Vögel werden vor allem beim Start, bei der Landung oder beim Rollen auf der Start- und Landebahn von Flugzeugen getroffen. Die FAA gibt an, dass weniger als 8 Prozent der Vogelschläge über 900 Metern, 61 Prozent hingegen in Höhen unter 30 Metern stattfinden. Ausnahmen gibt es aber: Ein Flugzeug kollidierte schon in über 11 Kilometern Flughöhe mit einem Geier – dies ist eine Rekordflughöhe für einen Vogel.

Triebwerke als besonders gefährdete Punkte

Die meisten Vogelschläge finden tagsüber statt. „Normalerweise sind es die nach vorne gerichteten Teile des Flugzeugs, also Nase, Cockpit, Triebwerke und Flügel, die in Mitleidenschaft gezogen werden. Bei größeren Flugzeugen – im Grunde genommen allen Passagiermaschinen – sind die Triebwerke die schwächsten Punkte. Wenn sie im Betrieb sind, wirken enorme Kräfte“, weiß Lukas Rasciauskas, CEO von Skycop. Während ein Aufprall auf die Blätter eines abgeschalteten Triebwerks nur wenig Schaden anrichtet, stellen die Kräfte während des Fluges sicher, dass durch eine Kollision mit einem Vogel mindestens ein Turbinenblatt verformt wird, was zu einem Ausfall und sogar einem Totalverlust des Triebwerkes führen kann.

Fortschritte in der Turbinentechnologie machen das Eindringen eines Vogels in den Motor aber immer unwahrscheinlicher. Laut Statistik führen nur fünf Prozent der Aufpralle dazu, dass die komplette Turbine ausgetauscht werden muss. Meistens können die beschädigten Teile am Flughafen im Rahmen der Wartung ausgetauscht werden – das Problem besteht allenfalls darin, die nötigen Teile möglichst schnell an Ort und Stelle zu bekommen. Anfang Mai erfuhr ein Airbus A321-200N der British Airways, der von Heathrow nach Bukarest flog, bei der Landung eine Kollision mit einem Vogel und war aufgrund der langwierigen Reparaturen für den nächsten Flug fünf Stunden zu spät.

Natürlich können Vögel nicht nur auf die Turbinen treffen. Bei größeren Passagierflugzeugen ist es zwar sehr unwahrscheinlich, dass der Vogel durch die Windschutzscheibe bricht – das ist eher für kleinere Flugzeuge ein Problem – aber auch eine gesprungene Cockpitscheibe stellt für den Piloten ein Problem dar. Die Reste des Tieres und Blut auf der Scheibe können die Sicht noch zusätzlich behindern. Vögel können zudem die Sensoren des Flugzeugs beschädigen, wie z.B. das Pitotrohr. Dieses Sensorrohr misst die Geschwindigkeit des Flugzeugs. Anfang Mai erlebte ein Wizzair Airbus A321-200, der in Bukarest abflog, einen Vogelschlag, der zum Verlust der Wetterradarfunktion führte.

Keine Entschädigung für Verspätungen durch Vogelschlag

„Abgesehen von den Sicherheitsbedenken sind Vogelschläge auch sehr schlechte Nachrichten, wenn man hofft, eine Flugentschädigung zu erhalten. Die EU-Verordnung 261/2004 betrachtet Vogelschläge als einen außergewöhnlichen Umstand, den die Fluggesellschaft nicht kontrollieren kann. Am Ende können selbst die Flughäfen wenig dagegen tun, auch wenn sie versuchen, die Umgebung am Flugplatz so wenig vogelfreundlich wie möglich zu gestalten. Daher ist wohl weiterhin mit einer Zunahme der Verspätungen durch Vogelschläge zu rechnen“, so Rasciauskas.

Zusätzliche Gefahr durch Drohnen

Heute sind auf Flughäfen auch „künstliche Vögel” eine zunehmende Gefahr: Drohnenflüge in Flughafennähe werden immer zahlreicher, es gibt fast monatlich Berichte über Flugausfälle aufgrund von Drohnen-Sichtungen, z.B. in Frankfurt. Drohnen sind besonders gefährlich, da sie absichtlich in Flugzeuge geflogen werden könnten und einige ihrer starren Komponenten schwerwiegendere Schäden verursachen können, als ein Vogelschlag.

Quelle: Aeroscope, Skycop