BDL fordert Absicherung des Luftfracht-Standorts Deutschland

Die aktuellen Rahmenbedingungen gefährden laut Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) die Luftfracht in Deutschland. Ein Fünf-Punkte-Programm soll helfen, die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen.
Eines ist unbestritten: Deutsche Frachtflughäfen und Cargo-Airlines zählen zu den bedeutendsten weltweit und stellen die Anbindung der deutschen Wirtschaft an die globalen Märkte sicher. Doch der Status Quo der Luftfracht in Deutschland scheint in Gefahr. Deutschland verliert aufgrund der Rahmenbedingungen – der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) spricht gar von Wettbewerbsverzerrungen – immer weiter an Boden.
Abhilfe soll das Fünf-Punkte-Programm mit dem Titel „Starke Luftfracht für eine starke deutsche Wirtschaft“ schaffen. Es benennt Knackpunkte wie stark gestiegene Standortkosten oder die ungleiche Auslegung von EU-Vorschriften beim Namen, bietet aber auch Lösungen an.
Wie wichtig ist die Luftfracht für Deutschland?
Jeder vierte Euro im Außenhandel mit Ländern außerhalb der EU hänge an der Luftfracht, berichtet der BDL-Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Lang. Innerhalb weniger Stunden würden dringend benötigte Ersatzteile, ganze Maschinen oder lebensrettende Medikamente ihre Empfänger an nahezu jedem Ort auf dem Globus erreichen.
Allerdings: Warenströme flössen aufgrund hoher Kosten zunehmend an deutschen Flughäfen vorbei. Bereits im vergangenen Jahr habe der Flughafen Frankfurt nach Angaben des Flughafenverbands ACI seine Position als größtes Luftfracht-Drehkreuz Europas an Istanbul verloren, heißt es in der Mitteilung des BDL. Ohne ein entschlossenes Gegensteuern der neuen Bundesregierung drohe eine weitere Abwanderung der Luftfracht ins Ausland, wo attraktivere Rahmenbedingungen geboten werden, da ist sich der Verband sicher.
Was leistet die Branche für die deutsche Wirtschaft?
An den nationalen Unternehmen liege es nun wirklich nicht, betont der BDL. Vielmehr gingen die deutschen Luftfracht-Airlines und Flughäfen mit Investitionen in Milliardenhöhe in Vorleistung. Lufthansa Cargo modernisiere beispielsweise derzeit in Frankfurt für rund 600 Millionen Euro das unternehmenseigene Cargo Center im laufenden Betrieb von Grund auf. Rund 500 Millionen Euro fließen außerdem in den Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle.
Mit Investitionen von mehr als 100 Millionen Euro hat der Expressfracht-Dienstleister DHL bereits 2024 am Flughafen München eine deutliche Erweiterung des Standortes abgeschlossen. Fraport, Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens, rüstet sich mit dem „Masterplan CargoHub“ mit Blick auf das Jahr 2040 für einen Anstieg des jährlichen Luftfrachtaufkommens um rund 50 Prozent.
Was sieht der Fünf-Punkte-Plan des BDL vor?
Damit sich diese Investitionen auch langfristig bezahlt machen, sei die Branche laut BDL auf die richtigen Rahmenbedingungen angewiesen. Grund genug für den Verband, der neuen Bundesregierung zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Luftfrachtstandortes Deutschland folgende Forderungen ins Stammbuch zu schreiben:
- Reduzierung der staatlichen Standortkosten: Nötig sind Entlastungen bei den Flugsicherungsgebühren, eine wettbewerbsneutrale Ausgestaltung des EU-Klimaschutzpakets „Fit for 55“ und die sofortige Streichung der nationalen „Power to Liquid“-Quote.
- Einheitliche Umsetzung der EU-Standards für Luftsicherheit: Durch alternative, praxisnahe Anwendung wird in Nachbarländern dasselbe hohe Sicherheitsniveau bei geringerem Aufwand erreicht.
- Bedarfsgerechte Betriebszeiten an den Luftfracht-Drehkreuzen: Bereits heute gibt es teilweise Einschränkungen der Betriebszeiten. Weitere Einschnitte würden die Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Daher ist der Status quo langfristig zu sichern.
- Einheitliche Umsetzung der EU-Zollstandards: Der BDL spricht sich für eine Vereinfachung, Digitalisierung und Automatisierung der Zollprozesse aus, um eine schnelle Abfertigung zu gewährleisten.
- Vereinfachte Einfuhrumsatzsteuer-Erhebung: Die Einführung des in den meisten europäischen Ländern angewendeten Verrechnungsmodells führt zur Senkung der Importkosten und des administrativen Aufwands bei Staat und Wirtschaft.