Mit der Condor A330neo nonstop von Phuket nach Frankfurt – Hinter den Kulissen

Während Passagiere ihren Langstreckenflug genießen, steht für Cockpit wie Kabinencrew ein arbeitsreicher Tag auf dem Programm. Wir schauen einem Team der Condor auf dem Flug von Phuket nach Frankfurt über die Schultern.
Die Piloten der bunt lackierten Boeing 767 der Sunday Airlines, aus dem kasachischen Almaty gekommen, haben ihren Widebody gerade mit vierstündiger Verspätung etwas hart auf der Bahn 09 aufgesetzt. Sekunden später, um 10.35 Uhr Ortszeit, rollt First Officer Marcel Steurer die A330-900 der Condor langsam zur Startposition. Flug DE 2369 von Phuket nach Frankfurt ist startbereit.
Und während die Rauchwolke des Gummiabriebs der 767 inzwischen langsam Richtung Strand abzieht, erfolgt ein letzter Blick auf die Instrumente, dann geht es los. Steurer schiebt die beiden Schubhebel behutsam nach vorne, und die beiden Trent 7000 Triebwerke von Rolls-Royce beschleunigen das Flugzeug mühelos und scheinen dabei auch die Steigung der Startbahn zu ignorieren. Bereits nach rund 2300 der insgesamt 3300 Meter langen Bahn und mit einer Geschwindigkeit von 237 km/h hebt die A330neo in den wolkenlosen Morgenhimmel über der Phang-Nga-Bucht in der Andamanensee ab.
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Briefing kurz nach sieben
Begonnen hat der Arbeitstag für die Cockpitbesatzung jedoch bereits viel früher. Seit 7.00 Uhr am Morgen liegt der einige Stunden zuvor im Condor Operationscenter in Frankfurt sorgfältig ausgearbeitete Flugplan vor. Der Dispatcher hat die optimal wirtschaftliche Strecke festgelegt. Dabei ist ein entscheidender Faktor der Wind auf der Strecke, aber auch die anfallenden Überfluggebühren der einzelnen Länder können eine Rolle spielen. Aufgrund der politischen Situation auf der Strecke bieten sich allerdings nur wenige Routenalternativen an, da in den vergangenen Jahren doch etliche Gebiete für den Luftverkehr gesperrt wurden.
Bei einem kurzen Briefing um kurz nach 7.00 Uhr im Crew Hotel wird der Flug durchgesprochen. Die Informationen aus Frankfurt lassen einen ruhigen Arbeitstag ohne Probleme erwarten. Um 7.35 Uhr steht die Abfahrt für die gesamte Besatzung in zwei Minibussen auf dem Programm – kalkulierte Fahrzeit zum Flughafen: eine Stunde.
Schnell und routiniert: Langstreckenflug mit Condor
Punkt 8.30 Uhr: Das internationale Terminal in Phuket füllt sich immer schneller mit immer mehr Passagieren. Während sich mehrere hundert Fluggäste dichtgedrängt und mit ungeduldigen Blicken auf die Uhr den wenigen Schaltern für die Pass- und Sicherheitskontrollen lediglich im Trippelschritt nähern, geht es für die Crew an separat ausgewiesenen Kontrollstellen zügig voran. Eine gute Stunde vor dem geplanten Abflug betritt die Besatzung das Flugzeug. Heute ist es der Langstreckenairbus mit der Registrierung D-ANRN im Blue Sea Design.
Jetzt muss alles recht schnell und routiniert vonstatten gehen. Auf dem Vorfeld werden die aus Deutschland mitgebrachten Getränke aus einem blau-weiß gestreiften Container umgeladen. Der Caterer lädt derweil die ersten Rollcontainer in die drei Bordküchen. Das von Bangkok Catering gelieferte Essen wurde am frühen Morgen frisch in Phuket zubereitet. Insgesamt werden 2980 Kilogramm Verpflegung an Bord gebracht.
Im Notfall mit einem Computer fliegen
Im Cockpit wartet bereits ein KLM-Techniker auf die Piloten. Denn Condor hält in Phuket kein eigenes Technikteam vor, sondern wird vor Ort von den Niederländern betreut. Der Mann hat eine schlechte Nachricht für die Cockpitcrew: Einer der drei Primary Flight Computer ist ausgefallen, und ein Neustart war nicht erfolgreich. Kapitän Murat Karaca nimmt die Nachricht allerdings entspannt entgegen.
Im Notfall kann und darf sogar mit nur einem Computer geflogen werden. Allerdings sind noch einige Checks erforderlich. Außerdem muss der Ausfall im technischen Logbuch dokumentiert und die korrekte Eintragung anschließend dann noch aus dem Frankfurter Operationscenter bestätigt werden.
Zehn Stunden Flugzeit: Langstreckenflug mit Condor
In der Kabine hat Purser Nebojsa Dobric seine Kolleginnen und Kollegen in die Business Class zu einem Briefing gebeten. Das Arbeiten an Bord ist Teamwork. Alle in der Crew wissen das und gehen professionell und routiniert damit um. Die Einteilung der Flugbegleiter in die drei Kabinenbereiche wird nach Seniorität und Absprache festgelegt. Bei Condor sind in der A330neo vier Kollegen für die Passagiere in der Economy Klasse, zwei für die Premium Economy und zwei in der Business Class verantwortlich.
Auf diesem Flug ist zusätzlich Heike Scheugenpflug als ACM (Additional Crew Member) mit an Bord; sie absolviert ihren Check-out-Flug als Purserin und übernimmt das Briefing. Die Business Class ist mit 30 Passagieren ausgebucht, in der Premium Economy sind 61 von 64 und in der Economy Class 211 von 216 Plätze besetzt. Unter den Passagieren sind 21 Kinder, vier Babys sowie vier Fluggäste, die auf Rollstühle angewiesen sind.
Anschlussflüge werden erreicht
Die Flugzeit wurde auf zehn Stunden und sieben Minuten berechnet. Die Ankunft in Frankfurt erfolgt voraussichtlich zehn Minuten vor der geplanten Ankunftszeit um 16.50 Uhr. Die Anschlussflüge für 17 Passagiere nach Hamburg, Leipzig, Berlin und Prag werden also problemlos erreicht.
Nach dem Briefing begeben sich die Flugbegleiter in die ihnen zugeteilten Bereiche, bereiten die Kabine vor und überprüfen das an Bord gebrachte Catering auf Vollständigkeit.
306 Koffer an Bord: Langstreckenflug mit Condor
Inzwischen ist Kapitän Karaca zum Walk Around gestartet. Bei seinem Rundgang im Uhrzeigersinn um das Flugzeug herum werden im Wesentlichen Fahrwerk, Fahrwerksschacht, Triebwerk und Steuerflächen auf Beschädigungen überprüft. Es gibt keine augenscheinlichen Auffälligkeiten.
Nach wie vor herrscht am Airbus rege Betriebsamkeit. Im hinteren Bereich werden die letzten Gepäckcontainer verladen – heute gilt es, 306 Koffer zu verstauen. Zudem ist das Catering an der vorderen linken Tür noch nicht ganz abgeschlossen, und von den 72 Tonnen Kerosin werden noch die letzten Liter unter dem rechten Flügel in die Tanks gepumpt.
302 entspannte Passagiere
Gut 20 Minuten vor Abflug, um 9.48 Uhr, beginnt das Boarding. Da auf den Condorflügen ab Phuket fast ausschließlich Urlauber an Bord sind, ist die Stimmung der 302 Passagiere ausgesprochen locker und entspannt. Und während die Fluggäste an Bord gehen, bereiten sich die Piloten auf den Start vor.
Vorgesehen ist, nach dem Start auf der Bahn 09 in Richtung Osten eine langgezogene Rechtskurve zu fliegen, die Halbinsel Phuket zu überqueren, um dann nach Westen in Richtung Chennai in Indien abzudrehen. Die Crew bespricht detailliert, wie sie sich bei einem unwahrscheinlichen Triebwerksausfall während der Startphase en detail verhalten wird.
Flug DE 2369: Langstreckenflug mit Condor
Um 10.15 Uhr sind alle Türen verschlossen, und Flug DE 2369 ist abflugbereit. Wenn da nicht noch die Bestätigung aus Frankfurt für die ordnungsgemäße Eintragung ins Logbuch fehlen würde. Zur Erinnerung: der ausgefallene Primary Flight Computer. Als das Okay auf dem EFB (Electronic Flight Book) bei der Cockpitcrew aufblinkt, kann es jedoch immer noch nicht losgehen. Denn es herrscht Rushhour. Unmittelbar hinter dem Condor Airbus werden an einer A320 der Air India die Triebwerke gestartet, und eine Boeing 737 MAX 8 der Singapore Airlines hat sich außerdem vorgedrängelt.
Endlich, um 10.38 Uhr erfolgt der Pushback. First Officer Steurer startet die beiden Trent Triebwerke. Er sitzt im Cockpit auf der rechten Seite und ist Pilot Flying, links sitzt Kapitän Karaca als Pilot Monitoring. Auf dem hinteren Mittelsitz hat der dritte Mann im Cockpit Platz genommen: Kapitän Timo Zeitler. Er wird später auch während des Reiseflugs vorne sitzen. Zeitler befindet sich gerade in einer dreimonatigen Umschulung zum A330 Kapitän. Seine 13 Jahre als Kapitän bei Condor auf A320/A321 erleichtern ihm den Umstieg.
A330 fliegt mit drei Piloten
Condor fliegt die A330 vorrangig mit drei Piloten, damit in jeder Flugphase eine ausgeruhte Crew im Cockpit sitzt. Lediglich bei einigen relativ kurzen Flügen an die US-amerikanische Ostküste, beispielsweise nach New York, Boston oder Toronto, reichen zwei Flugzeugführer aus. Die zulässige Dienstzeit für Piloten beträgt 17 Stunden inklusive Flugvorbereitung, vorausgesetzt Ruheräume für die Crew sind an Bord vorhanden. Ähnliches gilt übrigens auch für die Kabinenbesatzung.
Murat Karaca ist Flottenchef und Checkkapitän auf der A330. Als Condor sich 2020 entschloss, die Boeing 767 auszumustern und die A330neo anzuschaffen, wurde ein erfahrener Mann für die Einführung dieses Flugzeugtyps gesucht. Karaca war zuvor mehr als 30 Jahre im Lufthansa-Konzern tätig gewesen, flog bei Eurowings, AUA, Lufthansa, SunExpress und zuletzt bei Discover Airlines und brachte somit die besten Voraussetzungen mit. Allein 15 Jahre lenkte er A340 beziehungsweise A330. Die Aufgabe reizte ihn, und es war für den stets freundlichen und sympathischen Piloten ein willkommener Wechsel zu einer traditionellen Airline mit schlankeren und ebenso etablierten Strukturen.
238,8 Tonnen Maximalgewicht – Langstreckenflug mit Condor
Inzwischen sind bereits 18 A330-900 von Condor eingeflottet worden, drei weitere Airbusse dieses Typs folgen bis 2028. 480 Pilotinnen und Piloten sind für deren Bereederung nötig. Da viele Ziele im Streckennetz nicht täglich angeflogen werden, gibt es einen etwas höheren Crewfaktor von 12,5 pro Flugzeug. Bei einigen Destinationen fordert der Flugplan schon mal einen Ruhetag mehr als üblich, was von den Besatzungen jedoch nicht unbedingt beklagt wird.
Die heute zum Einsatz kommende A330neo wurde vor einem Jahr vom europäischen Hersteller Airbus an die Condor übergeben. Bei den gegebenen Voraussetzungen wie Wind, Temperatur und Startbahnlänge liegt das maximale Abfluggewicht bei 238,8 Tonnen. Der heutige Start erfolgt tatsächlich mit 237,8 Tonnen Abfluggewicht. Dabei entfallen 3,9 Tonnen auf Fracht – hauptsächlich Früchte und einige »Nail Machines«, erklärt die Crew schmunzelnd. Es handelt sich um für die Maniküre notwendige Geräte.
Flight Level 400 für optimale Wirtschaftlichkeit
Die 72 Tonnen in Phuket getanktes Kerosin verteilen sich hauptsächlich auf die beiden Innentanks. Rund vier Tonnen Treibstoff wurden in den Trimmtank ins Höhenleitwerk gepumpt, der wiederum erst im Laufe des Fluges, spätestens aber auf Reiseflughöhe automatisch geleert wird.
Nach 30 Minuten erreicht Flug DE 2369 planmäßig das Flight Level 320, also die vorläufige Reiseflughöhe von 32 000 Fuß. Später geht es noch auf Flugfläche 400, um die optimale Wirtschaftlichkeit zu erzielen. Bei einer Strecke von 10 171 Kilometern und einem Verbrauch von 81 881 Litern Kerosin hat der Bordcomputer einen Verbrauch von 2,2 Litern pro 100 Kilometer ausgerechnet – dieser Wert gilt pro Sitzplatz und liegt rund zehn Prozent unter dem für die Boeing 767-300, dem langjährigen Rückgrat der Condor-Flotte.
Service an Board: Langstreckenflug mit Condor
Die Anschnallzeichen in der Kabine sind inzwischen erloschen, und das Team von Purser Dobric beginnt mit dem Service. Passagiere der Business Class können zwischen Rinderfilet, Red Snapper und Spinat-Ricotta-Cannelloni wählen. In der Premium Economy wird Hähnchenbrust oder italienische Pasta serviert und in der Economy Class können sich die Fluggäste heute Penne mit Ratatouille schmecken lassen.
Sobald die Passagiere satt sind und sich entspannen, steht auch einem Teil der Kabinencrew eine Ruhepause zu. Zwischen den Servicegängen werden jedem Kabinenmitarbeitenden zwei Pausenblöcke von jeweils zwei Stunden und 15 Minuten Dauer gewährt. Der dafür vorgesehene Ruheraum befindet sich unter der Economy Klasse und ist über eine schmale Treppe erreichbar. Dort stehen acht Kojen zum Schlafen und Ausruhen, eine davon exklusiv für die Cockpitcrew, zur Verfügung.
Klare Ruhezeiten für Piloten
Denn auch für Piloten sind die Ruhezeiten klar geregelt. Nach dem Start bis zum Erreichen einer Flughöhe von 20 000 Fuß und ab einer Stunde vor der Landung befinden sich alle drei Piloten im Cockpit. Während der restlichen Zeit des Reisefluges wird jedem Cockpitcrew-Mitglied ein Drittel der Zeit zum Pausieren in der Koje im Ruheraum gestattet. So ist gewährleistet, dass die Piloten trotz des langen Arbeitstags jederzeit leistungsfähig sind.
Condor fliegt seit November 2024 nach siebenjähriger Pause wieder täglich Thailand an: dreimal in der Woche Bangkok und viermal pro Woche Phuket. Das Ergebnis der ersten Monate ist vielversprechend. Da viele Stammkunden mit Condor unterwegs sind, ist das Feedback der Fluggäste ausgesprochen positiv.
Thailandstrecken laufen gut
Condor ist die einzige Fluggesellschaft, die nonstop von Deutschland nach Phuket fliegt. Die Passagiere wissen das zu schätzen, zumal so ein Umsteigen auf halber Strecke mitten in der Nacht auf einem überfüllten Transitflughafen vermieden werden kann. Hinzu kommt, dass das neue Produkt auf der A330neo bei den Kunden sehr gut ankommt, wie Nebojsa Dobric dank seines direkten Kontakts zu den Reisenden zu berichten weiß.
Dass Condor aufgrund der ungebrochenen Nachfrage auch im Sommer viermal wöchentlich nach Bangkok und in der Wintersaison dann wieder täglich ins Land des Lächelns, genauer dreimal pro Woche nach Bangkok und viermal pro Woche nach Phuket, fliegen wird, kommt schließlich nicht von ungefähr.
Gleich ist Feierabend: Langstreckenflug mit Condor
Inzwischen hat Flug DE 2369 die Reiseflughöhe von 40 000 Fuß kurz hinter der deutschen Grenze in der Nähe von München verlassen. Die Crew bereitet sich auf den Landeanflug in Frankfurt vor. Der Cockpitbesatzung wird die nördliche Landebahn 25R zugewiesen. Um 16.51 Uhr setzt die A330neo mit einer Geschwindigkeit von rund 300 km/h und vollen Klappen sanft auf der mit 2800 Meter recht kurzen Frankfurter Piste auf.
Für die vorgesehene Außenposition V166 ist der Rollweg von der 25R relativ kurz.
Zwei Minuten vor der geplanten Ankunftszeit stellt Kopilot Steurer die Triebwerke ab. Es war ein Flug ohne besondere Ereignisse. Das gesamte Team hat gut zusammengearbeitet. Und während die D-ANRN bereits in vier Stunden planmäßig nach Kapstadt in Südafrika fliegen wird, hat die Crew nach dieser Ost-Rotation jetzt erst einmal drei Tage frei.
Text & Fotos: Dietmar Plath
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