Der US-amerikanische Triebwerkhersteller Pratt & Whitney hat die Niederlande als Standort seines neuen Forschungszentrums gewählt. Dafür gibt es gute Gründe.

Laut Pratt & Whitney verfügen die Niederlande über ein „ausgereiftes und kooperatives Luft- und Raumfahrtnetzwerk, das eine Vielzahl von Industriepartnern, führenden Forschungseinrichtungen und Innovationsclustern sowie starke lokale Talente aus den Bereichen Wissenschaft und Technik umfasst.“ In diesem Umfeld sollen künftig im European Technology and Innovation Center (ETIC) Antriebstechnologien der nächsten Flugzeuggeneration entstehen.

Pratt & Whitney, Forschungszentrum ETIC, Houten, Niederlande
Das ETIC-Forschungszentrum dient Pratt & Whitney zur Entwicklung neuer Antriebssysteme. Bild: Pratt & Whitney

Neben der TU Delft, mit der Pratt & Whitney seit mehreren Jahren zusammenarbeitet, sieht der Triebwerkshersteller ein großes Potenzial für Kooperationsprojekte mit Organisationen wie dem Netherlands Aerospace Center (NLR) und Luchvaart in Transitie (LiT). Zudem profitiert Pratt von der gut etablierten Präsenz seines Mutterkonzerns RTX in den Niederlanden. Dort ist bereits eine andere RTX-Tochter aktiv: Collins Aerospace, habe „eine solide Grundlage und lokale Infrastruktur für die Ansiedlung des ETIC im Collins-Werk in Houten geschaffen“. Das ETIC sei aber dafür konzipiert, mit Projekten in ganz Europa zusammenzuarbeiten, nicht nur in den Niederlanden.

Forschung an Spitzentechnologien

In Deutschland arbeitet Pratt & Whitney seit Jahren mit MTU Aero Engines zusammen, beispielsweise bei den V2500- und GTF-Triebwerksprogrammen sowie dem Clean Aviation SWITCH-Projekt. Kooperiert wird auch mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Obwohl Pratt & Whitney seinen Hauptsitz in den USA hat, ist es ein globales Unternehmen mit einer bedeutenden Präsenz in Europa. Dort werden mehr als 21 000 RTX-Mitarbeiter an über 65 Standorten in den Bereichen Engineering, Fertigung und Wartung beschäftigt. „Mit starken Entwicklungs- und Innovationsstandorten in Europa können wir besser mit wichtigen Kunden zusammenarbeiten und auf fortschrittliche Forschungsnetzwerke und gemeinsame Technologieinitiativen zurückgreifen, die von regionalen und nationalen Behörden unterstützt werden“, so der Sprecher, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Pratt & Whitney Canada, Hybrider Antrieb
Hybride Antriebssysteme für Turboprops ist einer der künftigen Forschungsschwerpunkte im ETIC. Bild: RTX

Das ETIC in Houten sei offen für Entwicklungsprojekte, die auf eine breite Palette von Technologien abzielen, um eine höhere Kraftstoffeffizienz und Leistung in zukünftigen Flugzeugen zu erreichen, darunter unter anderem Gasturbinentechnologie, fortschrittliche Werkstoffe, hybrid-elektrische Antriebe und alternative Flugkraftstoffe wie zum Beispiel Wasserstoff.

21.000 RTX-Mitarbeiter in Europa

Das ETIC widmet sich der Forschung im Bereich Spitzentechnologie und ist unabhängig von den bestehenden Fertigungs-, Wartungs- oder Kundendienststandorten von Pratt & Whitney. Das Zentrum könne je nach Erfolg der geplanten Projekte erweitert werden. Es sei darauf ausgerichtet, Technologien für die gesamte Palette der Pratt & Whitney-Gasturbinentriebwerke für kommerzielle Anwendungen voranzutreiben, einschließlich Turboprop-Triebwerken.