Magische Lichtschleier und grünes Leuchten: Die Jagd aufs Nordlicht im Winterhalbjahr ist angesagt – besonders in Tromsö in Nordnorwegen. Wichtige Fragen und Antworten für Reisende, die Kälte nicht scheuen. Tromsö (dpa/tmn) – Die Leuchtziffern der Außentemperatur-Anzeige vorne im Bus ändern sich schnell: minus 12 Grad, minus 15, minus 18. Der Reisebus mit den Nordlichtjägern kurvt […]

Magische Lichtschleier und grünes Leuchten: Die Jagd aufs Nordlicht im Winterhalbjahr ist angesagt – besonders in Tromsö in Nordnorwegen. Wichtige Fragen und Antworten für Reisende, die Kälte nicht scheuen.

Tromsö (dpa/tmn) – Die Leuchtziffern der Außentemperatur-Anzeige vorne im Bus ändern sich schnell: minus 12 Grad, minus 15, minus 18. Der Reisebus mit den Nordlichtjägern kurvt durch die nächtliche Einsamkeit der schneebedeckten Berge rund um Tromsö. Je weiter sich die Gruppe von der norwegischen Hafenstadt entfernt, umso kühler wird es – und dunkler. Das ist genau so gewünscht. Denn ohne künstliches Licht steigen die Chancen, die magischen Schleier, Flecken und Girlanden des Polarlichts intensiv zu sehen.

Das Naturereignis ist eine Art Gruß der Sonne, der auf der Erde in den kalten Polarregionen seine schönsten Formen zeigt. Die Sonne strahlt nämlich nicht nur Wärme und Licht ab, sondern auch Plasma. Die elektrisch geladenen Teilchen erreichen in der Regel nach mehreren Tagen als Sonnenwind die Erde. Dort wird die Masse der Teilchen vom Magnetfeld abgelenkt und zu den Polen umgeleitet.

Über den Polen kann der Strom besser in unsere Atmosphäre eindringen. Dann stoßen die Teilchen auf Sauerstoff- und Stickstoffatome. Diese werden erst aufgeladen und geben die Energie dann wieder ab. In Form von Licht. Die Farbe des Nordlichts – grün, rot, violett-blau – hängt stark von der Art der betroffenen Atome ab.

Die Gruppe im Reisebus fährt zu einer einsamen Hütte. Dort gibt es heiße Getränke, ein Feuer zum Wärmen und für alle, die leicht frieren, dicke Thermoanzüge. Das Warten auf das Lichtspektakel kann viele Stunden dauern. An diesem Tag werden die Teilnehmer kurz vor Mitternacht belohnt: Der Himmel über den Bergkuppen beginnt zu glühen, aus grünen Bändern scheinen feine Fäden zu Boden zu rieseln. Doch nicht immer haben die Besucher so viel Glück.

Die wichtigsten Fragen und Antworten für Reisende:

Was ist der Unterschied zwischen Nordlicht und Polarlicht?

Polarlicht ist der Oberbegriff. Auf der Nordhalbkugel heißt das Phänomen Nordlicht – oder im Fachbegriff: Aurora borealis. Auf der Südhalbkugel spricht man von Südlicht. Das Fachwort lautet Aurora australis. Der Begriff Polarlicht zeigt, dass die Naturerscheinung typisch für die Polargebiete ist. Bei großen Sonnenstürmen erscheint das Lichtspiel ausnahmsweise auch über Deutschland.

Wo kann ich das Nordlicht in Europa regelmäßig erleben?

Wenn die Sonnenwinde günstig stehen, lassen sich die pulsierenden Nordlichter in arktischen Regionen sehr gut sehen. Das Phänomen läuft zwar auch tagsüber ab, geht dann aber meist in der Lichtflut unter. Ausnahme ist Spitzbergen, dort kann man mitten im Winter sogar während der dunklen Tagesstunden auf Nordlichter hoffen.

Schweden, Island, Norwegen, Finnland: Diese Länder streiten darum, wer die beste Lichtshow bieten kann. Weil für viele Reisende auch eine gute Erreichbarkeit des Ortes wichtig ist, hat sich Tromsö in Nordnorwegen zu einer Art Polarlicht-Hauptstadt entwickelt.

«Angebot und Nachfrage sind in Tromsö in den vergangenen Jahren geradezu explodiert», sagt Hilke von Hoerschelmann, Vertreterin von Visit Norway in Hamburg. Die Hafenstadt nördlich des Polarkreises besitzt einen Flugplatz, viele oft neue Hotels aller Kategorien und ein enormes touristisches Angebot – vom Polarmuseum bis zur Eismeerkathedrale mit Mitternachtskonzerten.

Den Boom belegen die norwegischen Reisestatistiken: Zwischen Oktober 2013 und März 2014 wurden in Nordnorwegen – inklusive Nordland und Finnmark, ohne Spitzbergen – 18 964 Übernachtungen aus Deutschland gezählt. Im vergangenen Winter (Oktober 2017 bis März 2018) war die Zahl bereits auf 43 584 geklettert.

Wann ist die beste Reisezeit?

Regelmäßig sichtbar sind die Nordlichter in den dunklen Wintermonaten. Im Sommerhalbjahr sind die Nächte meist zu hell. Für Tromsö raten viele Experten zu Reisen zwischen Ende Oktober bis in den März hinein. Aber auch schon vorher, spätestens von der Tagundnachtgleiche im September an, sowie von Ende März bis Mitte April kann das Lichtschauspiel sichtbar sein. Wobei für die Planung auch die Temperaturen eine Rolle spielen können: Im Spätsommer und Herbst ist es wärmer und die Landschaft noch grüner.

Wie sicher ist es, dass ich das Phänomen wirklich erlebe?

In der dunklen Jahreszeit ist die Wahrscheinlichkeit stets hoch, aber eine Garantie gibt es nicht. Wichtig ist das Wetter. Wenn der Himmel dicht verhangen ist, kann die Show oft ausfallen. Deshalb ist es sinnvoll, mindestens drei bis vier Tage vor Ort einzuplanen, um die Chancen zu erhöhen. In Tromsö selbst empfiehlt es sich, nachts mit der Seilbahn auf den Hausberg zu gondeln und dort auf das mystische Licht zu warten. Wer eine Tour an die dunklen Hotspots weit außerhalb spontan plant und nicht von Deutschland aus bucht, kann auf aktuelle Entwicklungen gut reagieren. In der Touristeninformation am Hafen in Tromsö (+47 77 61 00 00, E-Mail: booking@visittromso.no) lassen sich am Vortag noch viele mehrstündige Touren ergattern. Der Überblick zum Angebot der örtlichen Anbieter dort ist sehr gut.

Außerdem helfen Apps wie «My Aurora Forecast – Aurora Alerts Northern Lights», «Norway Lights» und «Northern Lights Aurora Alerts» bei der Wahl des richtigen Zeitpunkts.

Was kosten Nordlicht-Reisen in der Regel?

Die Kosten unterscheiden sich stark: Wenn man eine Reise mit einem Veranstalter bucht, hängt der Preis natürlich von der Hotelkategorie und vom Programm der Reise ab. Oft werden auch Hundeschlitten-Touren, Fahrten ins Eishotel und ähnliches eingebaut. Viele Trips beinhalten vier Tage in Tromsö. Dabei kann die Flugreise recht lange dauern, wenn man in Oslo, Kopenhagen oder Stockholm umsteigen muss. Deutlich mehr als 1000 Euro Grundkosten für den Kurztipp sind selbst in einem nicht besonders exklusiven Hotel keine Ausnahme.

Wo und wie kann ich eine Nordlicht-Reise buchen?

Veranstalter bieten unterschiedliche Touren, etwa Nordeuropa-Experte Wolters-Reisen (5 Tage «Farbenspiel des Nordlichts» mit Flug ab 1103 Euro) oder Spezialanbieter wie Fietz Polar-Erlebnisreisen (5 Tage «Nordlicht, Fjorde & Wintergenuss» mit Flug, Hundeschlittentour, Schiffsausflug etc. ab 1895 Euro pro Person).

Außerdem legen die Hurtigruten-Schiffe der norwegischen Küstenlinie auf ihrem Weg von Bergen nach Kirkenes und zurück regelmäßig in Tromsö an. Auch dafür gibt es Komplettangebote.

Individualtouristen können sich Flug und Hotel auch selbst suchen. Viele Airlines, nicht nur aus Skandinavien, haben Tromsö im Programm. Lufthansa zum Beispiel erhöht zum 1. Dezember 2018 die Zahl der Direktflüge: Von Frankfurt/Main wird das Ziel dann zweimal wöchentlich angeflogen, München kommt in gleicher Frequenz dazu.

Was lohnt sich noch an Besonderheiten?

Es gibt Nordlicht-Reisen mit Foto-Kurs (etwa bei Wolters Reisen, in Kiruna/Schweden) und in Tromsö auch Tagesausflüge, die sich mit dem Fotografieren des Farbschauspiels am Nachthimmel beschäftigen. Nicole Funck von Fietz Polar-Erlebnisreisen empfiehlt besonders den Blick vom Wasser. Der Veranstalter bietet mit dem Expeditionsschiff «MS Togo» Spezialreisen in kleinen Gruppen an. So auch eine Fotofahrt Tromsö und Lofoten (8 Tage ab 2775 Euro pro Person).

Und wenn der Himmel mal düster bleibt? Gourmets kommen in Tromsö ebenfalls auf ihre Kosten. Nordische Küche ist angesagt, sie kann modern im Restaurant «Smak» mit Austern und etwas traditioneller im «Emmas» mit Fischgratin gekostet werden.