Vielerorts Schweigeminute für Germanwings-Opfer
Dem Entsetzen einen würdigen Rahmen geben: Viele Menschen gedenken der Opfer von Flug 4U 9525. Als sie um 10.53 Uhr zusammenkommen, wissen die meisten noch nichts von dem Drama im Cockpit. Berlin (dpa) – Ein Moment der Stille auf Flughäfen, in Bahnhöfen, in Klassenzimmern und in Werkshallen: Mit einer Schweigeminute haben am Donnerstag erneut viele Menschen […]
Dem Entsetzen einen würdigen Rahmen geben: Viele Menschen gedenken der Opfer von Flug 4U 9525. Als sie um 10.53 Uhr zusammenkommen, wissen die meisten noch nichts von dem Drama im Cockpit.
Berlin (dpa) – Ein Moment der Stille auf Flughäfen, in Bahnhöfen, in Klassenzimmern und in Werkshallen: Mit einer Schweigeminute haben am Donnerstag erneut viele Menschen in Deutschland an die 150 Toten der Germanwings-Katastrophe erinnert. Parlamentspräsident Norbert Lammert sagte zu Beginn der Bundestagssitzung in Berlin, die Angehörigen der Opfer erlebten jetzt eine unbeschreiblich schwere Zeit.
«Wir sind in unseren Gedanken bei ihnen und fühlen uns ihnen in einer ganz besonderen Weise verbunden», sagte Lammert. Vor allem in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gab es um genau 10.53 Uhr Gesten des Gedenkens. Von den 72 deutschen Opfern stammen 64 aus NRW, mindestens vier aus Rheinland-Pfalz, unter ihnen der Copilot, der den Absturz absichtlich herbeigeführt haben soll. Seine unfassbare Tat wurde allerdings erst später, am Nachmittag öffentlich.
Um 10.53 Uhr war am Dienstag die Funkverbindung zu der Maschine mit der Flugnummer 4U 9525 abgebrochen.
BERLIN: Die Ministerpräsidenten legten bei ihrem Treffen in Berlin eine Schweigeminute ein. Bereits vorher um 10.53 Uhr hatten die Länderchefinnen Hannelore Kraft (SPD/NRW) Malu Dreyer (SPD, Rheinland-Pfalz) mit Schweigeminuten Gesten der Anteilnahme gesetzt.
DÜSSELDORF: Auch am Düsseldorfer Flughafen – dort hatten Angehörige am Dienstag vergeblich auf ihre Liebsten gewartet – herrschte eine Minute der Stille. In mehreren Sprachen waren die Passagiere zuvor auf die Gedenkminute aufmerksam gemacht worden. Wie auch schon am Mittwoch sei die Anteilnahme groß gewesen, sagte ein Sprecher. Konzerne wie Bayer und Henkel trauerten um tote Kollegen.
Unter den Opfern sind auch die Opernsängerin Maria Radner und Bassbariton Oleg Bryjak. An der Düsseldorfer Oper versammelten sich Künstler und Mitarbeiter kurz vor Beginn einer Kindervorstellung. Eine gemeinsame Schweigeminute mit den rund 1000 jungen Zuschauern wollte die Oper angesichts der großen emotionalen Wirkung nicht abhalten. «Es war erschütternd», so Kulturdezernent Hans-Georg Lohe. Am Hauptbahnhof gab es um 10.53 Uhr eine leise Durchsage, dass in dieser Minute der Opfer gedacht werde.
HALTERN: Trauer auch in Haltern: Nach der Schweigeminute um 10.53 Uhr trägt sich Bürgermeister Bodo Klimpel im alten Rathaus in ein Kondolenzbuch ein. «Das Unfassbare ist geschehen, es tut so unsagbar weh», steht oben. Unten setzt Klimpel seine Unterschrift. Dazwischen stehen die Vornamen der 16 Schüler, die nicht mehr nach Haltern zurückkehren.
RESTLICHES NRW: In zahlreichen Städten blieben Busse und Straßenbahnen an den nächsten Haltestellen stehen, so etwa in Essen, Mülheim an der Ruhr und Bonn. Die Fahrgäste waren zuvor mit Durchsagen an den Haltestellen und in den Fahrzeugen informiert worden. In Dortmund gab es eine Gedenk-Durchsage in den U-Bahnstationen. Am Bochumer Hauptbahnhof wurde mit einer Lautsprecherdurchsage zum Gedenken aufgerufen.
In Aachen erklang das Trauergeläut des Doms. In unmittelbarer Nähe der Kirche standen die Menschen schweigend still. Viele davon gingen anschließend zum Gebet und zum Gedenken in den Dom. Auf dem Platz vor dem Rathaus ganz in der Nähe lief das Markttreiben dagegen ganz normal weiter. Am Kölner Dom läutete um 10.53 Uhr für zweieinhalb Minuten eine einzelne Glocke. Auch in Dortmund und Bochum läuteten zahlreiche Glocken.
RHEINLAND-PFALZ: Ministerpräsidentin Malu Dreyer hatte Behörden, Schulen und Betriebe zu der Schweigeminute aufgerufen. Bei der Gedenkminute läuteten auch Glocken, zum Beispiel die des Mainzer Doms. In Westerburg versammelten sich Menschen um 10.53 Uhr am Marktplatz, um gemeinsam mit dem katholischen Pfarrer der Todesopfer des Flugzeugs zu gedenken. Zwei Opfer stammten aus dem nahen Dorf Rothenbach, eines aus der Stadt Westerburg.
TWITTER: Im Kurznachrichtendienst Twitter gab es zu Beginn der Gedenkminute mehrere Einträge: Der Industriekonzern ThyssenKrupp schrieb: «Schweigeminute: In Gedenken an die Opfer und Hinterbliebenen des Flugzeugabsturzes», WDR5: «Danke für die Schweigeminute: Auch wir trauern um die Opfer von #Germanwings #U49525. Unser Mitgefühl gehört den Angehörigen und Freunden.» Mehrere Fotos zeigten brennende Kerzen.