16.06.2014 Nicht einmal halb so viele Passagiere wie erwartet zählte Kassel-Calden 2013. Der neue Airportchef Schustereder tritt ein schweres Erbe in Nordhessen an. Experten machen ihm nicht viel Mut. Calden – Der neue Chef des Krisen-Flughafens Kassel-Calden will das Image des Airports durch regelmäßige Flüge verbessern. «Hauptaugenmerk für 2014 ist eine Stabilisierung des Flugverkehrs», sagte […]

16.06.2014

Nicht einmal halb so viele Passagiere wie erwartet zählte Kassel-Calden 2013. Der neue Airportchef Schustereder tritt ein schweres Erbe in Nordhessen an. Experten machen ihm nicht viel Mut.

Calden – Der neue Chef des Krisen-Flughafens Kassel-Calden will das Image des Airports durch regelmäßige Flüge verbessern. «Hauptaugenmerk für 2014 ist eine Stabilisierung des Flugverkehrs», sagte Ralf Schustereder, der das Amt am 1. April von Maria Anna Muller übernommen hatte, am Montag in Calden.

Der vor rund einem Jahr eröffnete Flughafen steht wegen geringer Passagierzahlen in der Kritik. 100 000 Passagiere waren für 2013 geplant, rund 47 000 waren es im Endeffekt. Für dieses Jahr rechnet Schustereder mit einem ähnlichen Niveau. Mit Marktanalysen will er nun herausfinden, welche Ziele für die Region interessant sind und mit den Ergebnissen auf die Fluggesellschaften zugehen.

Von der Entscheidung für einen Flughafen bis zur Aufnahme der Flugverbindung vergehen aber sechs bis zwölf Monate, wie Schustereder sagte: «Was wir aktiv gestalten wollen, ist das Jahr 2015.» 2013 hat der Airport einen Verlust von 6,8 Millionen Euro gemacht. Für das laufende Jahr wird mit einem Minus von 8,1 Millionen gerechnet.

Der Luftfahrtexperte Tobias Rückerl glaubt nicht an den Erfolg des neuen Chefs. «Ich sehe nicht, wo das Wachstum herkommen soll. Wenn Bedarf wäre, würde da auch jemand landen», sagte Rückerl, der Fluggesellschaften in Strategiefragen berät.

Das Problem eines millionenschweren Defizits hat nicht nur Kassel-Calden. Der Flughafen Lübeck musste im April Insolvenz anmelden, der angeschlagene Nürnberger Flughafen hat mittlerweile ein Minus im zweistelligen Millionenbetrag angehäuft. «Es hat im Luftverkehr in den letzten Jahren eine Konsolidierung stattgefunden», sagte Rückerl. Viele Gesellschaften seien verschwunden und bestehende hätten eher Flugverbindungen abgebaut. «Die Airlines brauchen nicht mehr Flughäfen.» Zudem hätten auch Billig-Fluggesellschaften erkannt, dass große Standorte wie Frankfurt oft besser zu vermarkten seien. (Timo Lindemann, dpa)