Berliner Flughafen-Aufsichtsrat sucht Antworten

Schönefeld Wird Berlins neuer Hauptstadtflughafen in gut einem Jahr tatsächlich fertig sein? Und wer muss – und kann – für die immensen Mehrkosten aufkommen? Antworten soll eine vorgezogene Aufsichtsratssitzung geben. Der Aufsichtsrat des Berliner Hauptstadtflughafens muss an diesem Freitag schon wieder einen neuen Eröffnungstermin festlegen. Als mittlerweile viertes Datum ist der 27. Oktober 2013 im […]
Schönefeld
Wird Berlins neuer Hauptstadtflughafen in gut einem Jahr tatsächlich fertig sein? Und wer muss – und kann – für die immensen Mehrkosten aufkommen? Antworten soll eine vorgezogene Aufsichtsratssitzung geben.
Der Aufsichtsrat des Berliner Hauptstadtflughafens muss an diesem Freitag schon wieder einen neuen Eröffnungstermin festlegen. Als mittlerweile viertes Datum ist der 27. Oktober 2013 im Gespräch. Wie Anfang der Woche bekanntwurde, lässt sich der zuletzt genannte 17. März 2013 als Tag der Inbetriebnahme nicht halten. Flughafenchef Rainer Schwarz und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) als Aufsichtsratschef gerieten deshalb abermals ins Kreuzfeuer der Kritik.
Beschließt der Aufsichtsrat den neuen Zeitplan, hätten Planer und Bauarbeiter noch einmal sieben Monate mehr Zeit, um alle Probleme aus der Welt zu schaffen. Zugleich müssen sich die Mitglieder des Gremiums einigen, wie sie die Mehrkosten von aktuell bis zu 1,177 Milliarden Euro auffangen wollen. Eine Finanzspritze der Länder Berlin und Brandenburg sowie des Bundes ist schon vereinbart. Wie sie genau aussehen soll, darüber wurde bisher nur spekuliert.
Der Vorstandsvorsitzende von Air Berlin, Hartmut Mehdorn, sprach sich für eine Neuorganisation der Flughafen-Geschäftsführung aus. In einem der Nachrichtenagentur dpa vorliegenden Brief vom 22. August an den Regierenden Bürgermeister und Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD) setzte er sich dafür ein, drei zusätzliche Vorstandsmitglieder zu berufen.
Neben dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Schwarz, und dem Technikchef Horst Amann halte er «einen Vorstand für Operations und Vertrieb, einen Vorstandsbereich Finanzen sowie einen Vorstand für Personal und Verwaltung mit klarer Geschäftsverteilung» für erforderlich, schrieb Mehdorn knapp zwei Wochen vor Bekanntwerden der nochmaligen Terminverschiebung. Über das Schreiben hatte zuerst die «Bild»-Zeitung berichtet.
Mehdorn drückte seine Sorge aus, dass nach der Eröffnung des neuen Flughafens die «operationelle Inbetriebnahme» … «ein zweiter wichtiger Fokus und Prüfstein für die Flughafengesellschaft werden wird». Air Berlin werde dann «sehr stark darauf angewiesen sein», mit der Flughafenleitung «hoch flexibel die Unwegsamkeiten der Inbetriebnahme kundenfreundlich und möglichst problemfrei umzusetzen», schrieb Mehdorn.
Air Berlin ist mit knapp acht Millionen Passagieren (2011) die wichtigste Airline am Standort Berlin. Am neuen Flughafen in Schönefeld will sie ein Drehkreuz mit zahlreichen Umsteigemöglichkeiten aufbauen. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft versucht nach jahrelangen Verlusten mit einem Schrumpfkurs wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Im kommenden Jahr will Mehdorn wieder einen Gewinn vorweisen.
Trotz der Streichung unrentabler Flüge zählte Air Berlin im Monat August mehr leere Sitze in ihren Maschinen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ging die Auslastung der Flugzeuge um 0,7 Prozentpunkte auf 84,5 Prozent zurück, wie die Fluggesellschaft am Donnerstag mitteilte. Die Zahl der Fluggäste sank um fünf Prozent auf 3,6 Millionen.