Überwachung des deutschen Luftraums: Wie werde ich Fluglotse bei der DFS?
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) beschäftigt über 2000 Fluglotsinnen und Fluglotsen. Doch was bringt der Job mit sich und wie verläuft die Ausbildung?
Ein Job hoch oben mit bester Aussicht über den Flughafen, der viel Verantwortung mit sich bringt – so könnte man den Beruf eines Fluglotsen oder einer Fluglotsin beschreiben. Dieser gilt durchaus als anspruchsvoll, ist jedoch kein Job wie jeder andere und bietet mit guten Berufsaussichten und attraktivem Gehalt eine Reihe von Vorteilen. Der Bedarf an Lotsinnen und Lotsen ist nach wie vor hoch, sodass die Deutsche Flugsicherung (DFS) regelmäßig nach qualifizierten Auszubildenden oder dual Studierenden für ihre Programme sucht. AERO INTERNATIONAL gibt einen Einblick in die Lotsenausbildung bei der DFS – mit Bezug auf Ablauf, Inhalte und Karrierechancen.
Deutsche Flugsicherung (DFS): Daten und Fakten zum Unternehmen
Langen bei Frankfurt – dort befindet sich der Hauptsitz der DFS. Insgesamt betreibt das Unternehmen 19 Standorte in ganz Deutschland. Diese reichen von Stuttgart über Erfurt bis nach Hamburg. Rund 2200 Lotsinnen und Lotsen sind derzeit bei der DFS tätig. Neben Mitarbeitenden in der Technik, IT und Verwaltung, stellen sie die größte Berufsgruppe im Unternehmen dar. Insgesamt arbeiten 5800 Beschäftigte bei der Deutschen Flugsicherung. Mit Tochtergesellschaften und Beteiligungsunternehmen ist die DFS außerdem international aktiv.
Für alle die Fluglotsin oder Fluglotse werden möchten, bietet die DFS zwei Möglichkeiten: Die klassische Ausbildung oder ein duales Studium, welches die Ausbildung mit einem Bachelor im Bereich Air Traffic Management verknüpft. Derzeit befinden sich 350 Fluglotsen bei der Flugsicherung in Ausbildung. Darüber hinaus zählt das Unternehmen rund 130 dual Studierende, darunter auch Flugsicherungsingenieure, Informatiker und Luftverkehrsmanager.
Ausbildung bei der DFS – Traumberuf Fluglotse
Zunächst die Voraussetzungen: Wer eine Lotsenkarriere über eine Ausbildung bei der DFS anstrebt, benötigt dafür eine Allgemeine Hochschulreife mit einem Notendurchschnitt von 2,7 oder besser. Außerdem werden sichere Kenntnisse der deutschen und englischen Sprache vorausgesetzt. Weiterhin müssen bestimmte medizinische Kriterien zur Tauglichkeit erfüllt werden, etwa ein uneingeschränktes Hörvermögen oder ein einwandfreies Sehen von Farben. Das Alter bei der Bewerbung darf höchstens 24 Jahre und betragen und bei Ausbildungsbeginn müssen Anwärterinnen und Anwärter mindestens 18 Jahre alt sein.
Interessierte sollten sich idealerweise ein Jahr vor dem gewünschten Ausbildungsstart bei der DFS bewerben. Wer schon früher verfügbar ist, kann in der Regel auch schneller beginnen, denn: Die Fluglotsen-Ausbildung startet jährlich zu mehreren Zeitpunkten. Zwischen Bewerbung und Ausbildungsstart muss jedoch ein intensives Auswahlverfahren durchlaufen werden, das sich über mehrere Monate ziehen kann. Nach Eingang der Bewerbungsunterlagen erhalten Anwärterinnen und Anwärter zunächst eine Einladung zu einer Online-Auswahlstufe, bei der Tests zum Zahlenverständnis oder räumlichen Vorstellungsvermögen absolviert werden müssen.
Bei erfolgreichem Bestehen erfolgt im Anschluss ein zweigeteiltes Auswahlverfahren – mit Vor- und Hauptuntersuchung – beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Hamburg. Dabei werden individuelle Computer- und Gerätetests durchgeführt, um Stressresistenz, Merkfähigkeit oder Englischkenntnisse zu prüfen. Im zweiten Teil wird dann die Teamfähigkeit und die persönliche Motivation unter Beweis gestellt. Um sich darauf vorzubereiten lässt die DFS Bewerberinnen und Bewerbern Übungsmaterialien für die Computertests zukommen, sodass diese sich im Vorfeld mit der Testsystematik auseinandersetzen können.
Außerdem sollten man bereits vor den Auswahlverfahren mit der Ausbildung und dem Arbeitsalltag als Fluglotse vertraut sein. Informationen dazu finden sich auf der DFS-Website oder im DFS-Ausbildungsmagazin „STARTER“. Wird das DLR-Auswahlverfahren erfolgreich durchlaufen und die medizinische Tauglichkeitsprüfung bestanden, steht der Lotsenausbildung bei der DFS nichts mehr im Weg.
Wie lange dauert die Ausbildung und um welche Inhalte geht es?
Während der Ausbildung stehen angehenden Lotsen zunächst zwölf bis 15 Monate mit Theorie und Simulation an der Flugsicherungsakademie in Langen bevor. Dabei beginnt der Tag meist um 7.45 Uhr und endet um 15.20 Uhr – Stundenpläne sind online auf der Website der DFS veröffentlicht. In der Theoriephase werden Fächer wie Navigation, Flugzeugtypen, Meteorologie, Luftrecht, oder Sprachcodes gelehrt.
Weitere zwölf bis 18 Monate werden dann im Training on the Job mit Live-Traffic verbracht. In der Praxis-Phase steht also bereits aktives Lotsen im Austausch mit Piloten auf dem Programm. Dabei gibt es permanent Feedback und Coaching durch die Ausbilder und verschiedene Lizenzen werden erworben. Das Training on the Job kann entweder in der Langener Kontrollzentrale als Center-Lotse oder an einem DFS-Standort in ganz Deutschland absolviert werden. Nach erfolgreichem Abschluss der Praxis erfolgt in der Regel die Übernahme durch die Deutsche Flugsicherung. Insgesamt dauert die Ausbildung also zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Jahren.
Fluglotse werden und studieren – geht beides: Duales Studium bei der DFS
Wer die Lotsenausbildung mit eine Studium kombinieren möchte, hat die Möglichkeit parallel zur Ausbildung Air Traffic Management zu studieren. Dafür müssen angehende Studierende eine Allgemeine Hochschulreife mit einem besseren Abiturschnitt als 2,0 mitbringen. Außerdem sollte ein Grundinteresse an betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen bestehen. Abgesehen davon gelten dieselben Voraussetzungen, wie für die klassische Ausbildung zum Fluglotsen oder zur Fluglotsin.
Grundsätzlich können sich Interessierte ganzjährig für ein duales Studium bei der DFS bewerben, denn der Studiengang startet jeweils im März und Oktober. Für einen Beginn im Oktober desselben Jahres, kann die Bewerbung bis zum 31. Januar eingereicht werden. Um bei der Flugsicherung dual studieren zu können, muss zunächst dasselbe Auswahlverfahren wie für die Lotsenausbildung ohne Studium durchlaufen werden. Als zusätzliche Schritte folgen dann ein Motivationsgespräch zum dualen Studium sowie die Bewerbung bei der Hochschule Worms, die als Partnerhochschule fungiert.
Zwischen Hochschulcampus und Tower: Wie ist das duale Studium aufgebaut?
Das duale Studium gliedert sich in drei Semester an der Hochschule und zweieinhalb bis dreieinhalb Jahre Ausbildung. Zwischen den drei Semestern im Studium finden zudem Praxisphasen bei der DFS-Phasen statt. Die Bachelorarbeit wird im dualen Modell während dem Training on the Job geschrieben. Nach Abschluss erwerben dual Studierende sowohl einen Bachelor of Science (B.Sc.) im Bereich Air Traffic Management als auch die Fluglotsen-Lizenz.
Während die Ausbildungsinhalte mit denen der klassischen Lotsenausbildung übereinstimmen, erhalten Studierende einen tieferen Einblick in die Bereiche Betriebswirtschaft, Marketing, Airport Management oder Aviation Analytics. In den Praxisphasen, die zwischen den einzelnen Semestern liegen, können sie die im Studium erlernten Kenntnisse direkt im Job anwenden, etwa durch Mitwirken bei der Flugroutenplanung oder Kapazitätsplanung.
Doch welche konkreten Fächer gibt es im Air-Traffic-Management-Studiengang? Im ersten Semester gibt es überwiegend Einführungen in grundlegende Bereiche der Betriebswirtschaft mit Fächern wie Mathe, Statistik oder Business Englisch. Im zweiten und dritten Semester folgen dann Kurse wie Luftverkehrsmanagement, -politik oder -recht. Weiterhin gibt es Module, die sich mit der nachhaltigen Luftfahrt, der Datenanalyse im Luftverkehr oder dem Personalmanagement auseinandersetzten. Eine genauere Beschreibung der Fachbereiche sowie Stunden- und Ablaufpläne können angehende Studierende ebenfalls auf der DFS-Internetseite finden.
Fluglotse als „Männerberuf“? Fluglotsinnen bei der DFS
Sonja Konur, Leiterin Ausbildung bei der Deutschen Flugsicherung, bezeichnet es gegenüber dem Handelsblatt als „längst überholtes Klischee“, dass der Beruf eines Fluglotsen ein Männerberuf sei. Pro Jahr starten bei der DFS rund 50 Frauen in die Ausbildung als Fluglotsin. Dennoch müsse man laut Konur in Zukunft die Sichtbarkeit von Frauen in diesem Beruf erhöhen und Stereotype abbauen, denn: oft würden Frauen genau die Fähigkeiten mitbringen, die es braucht, etwa Kommunikationsstärke oder Organisationstalent. Demnach sei der Job ganz klar kein Männerberuf, so Sonja Konur.
Berufsaussichten, Gehalt und weitere Benefits – was nach der Ausbildung folgt
Nach der Ausbildung oder dem dualen Studium erfolgt mit dem Erwerb der letzten Lotsen-Lizenz die nahtlose Übernahme als vollwertige Fluglotsin oder vollwertiger Fluglotse bei der Deutschen Flugsicherung. Gearbeitet werden kann dann in einer Kontrollzentralle oder im Tower an einem der DFS-Standorte in ganz Deutschland. Der Arbeitsalltag besteht aus der Koordination des Flugverkehrs und dem Funken mit Pilotinnen und Piloten von startenden und landenden Maschinen. Außerdem sind regelmäßige Pausen bei Lotsinnen und Lotsen ein fester Bestandteil der Arbeit. So arbeiten diese maximal zwei Stunden am Stück, ehe sie eine Pause von mindestens 30 Minuten einlegen müssen, um während der Arbeitsphasen vollständig konzentriert sein zu können.
Der Lotsenberuf zählt zu den bestbezahltesten Ausbildungsberufen in Deutschland. Während der Theoriephase der Ausbildung erhalten angehende Fluglotsinnen und Fluglotsen rund 1500 Euro im Monat. Im Praxisteil sind es circa 5000 Euro. Das Einstiegsgehalt liegt je nach Arbeitsplatz und Einsatzort zwischen 5800 und 9000 Euro brutto. Damit verdienen sie überdurchschnittlich gut. Doch auch neben dem Gehalt bietet eine Lotsentätigkeit bei der DFS einige Vorteile. So gibt es etwa einige Weiterbildungsmöglichkeiten und vielfältige Karrierechancen, beispielsweise durch berufsbegleitende Studiengänge. Außerdem werden flexible Teilzeitregelungen und Gleitzeitmodelle angeboten.
Noch unsicher? Weitere Möglichkeiten, um sich über die Ausbildung zu informieren
Für alle, die sich derzeit noch nicht auf eine Ausbildung bei der DFS festgelegt haben, besteht die Möglichkeit sich online oder durch Schnuppertage weiter über das duale Studium, die Ausbildung und den Beruf zu informieren. So finden sich auf der Website der DFS einige Erfahrungsberichte von ehemaligen und aktuellen Absolventinnen, die Einblicke in ihren Arbeitsalltag geben.
Außerdem findet im Juni 2026 ein sogenannter „Recruiting Day“ am Standort in Langen statt. Dabei werden einen Tag lang verschiedene Vorträge angeboten, die das Auswahlverfahren, den Berufsalltag oder duale Studiengänge thematisieren. Auf der Internetseite der Flugsicherung können sich Interessierte weiterhin echte Funksprüche anhören oder verschiedene Webgames spielen – etwa Quiz, Multitasking-Spiele oder Flugzeuge online an unterschiedliche Flughäfen navigieren – um einen ersten Einblick in den Beruf zu erhalten.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
- Wie werde ich Fluglotse oder Fluglotsin bei der DFS? Es gibt zwei Möglichkeiten: Eine Ausbildung oder ein duales Studium, zuvor muss ein Auswahlverfahren durchlaufen werden
- Wie lange dauert die Ausbildung? Zwischen 2,5 und 3,5 Jahre, im dualen Studium kommen 3 zusätzliche Semester hinzu
- Um was geht es in der Lotsenausbildung? Es gibt einen theoretischen Teil – mit Fächern wie Meteorologie, Luftrecht oder Navigation – und eine Praxisphase, die aktiv an einem DFS-Standort in Deutschland absolviert wird
- Wie viel verdiene ich als Fluglotse oder Fluglotsin in der Ausbildung und im Beruf? Auszubildende verdienen je nach Ausbildungsabschnitt zwischen 1500 und 5000 Euro, danach ist ein Gehalt von 5800 bis 9000 Euro brutto möglich


