Ein schlafender Fluglotse sorgte für einen Flug der Air Corsica für eine unerwartete Zusatzrunde. Der Kapitän zeigte sich überrascht.

Ein ungewöhnlicher Vorfall hat in dieser Woche den Flugverkehr auf Korsika durcheinandergebracht: Ein schlafender Fluglotse am Flughafen Ajaccio führte dazu, dass ein Airbus A320neo von Air Corsica rund eine Stunde über der Insel kreisen musste, bevor er schließlich landen konnte.

Flug nach Ajaccio mit unerwarteter Zusatzrunde

Der Linienflug von Paris-Orly nach Ajaccio verläuft normalerweise ohne größere Komplikationen und dauert etwa 90 Minuten. Diesmal jedoch verlängerte sich die Reise für die Passagiere erheblich. Bereits beim Abflug in Paris kam es zu einer Verspätung von einer Stunde. Als sich der Jet seinem Ziel näherte, meldete sich der Pilot wie üblich beim Tower – erhielt jedoch keine Antwort.

Auch die Pistenbeleuchtung blieb ausgeschaltet, sodass eine sichere Landung unmöglich war. Daraufhin entschied der Kapitän, über Ajaccio zu kreisen, während er versuchte, Kontakt mit dem Bodenpersonal aufzunehmen.

Polizei weckt den schlafenden Fluglotsen

Als klar wurde, dass der Tower nicht reagierte, wandte sich die Cockpitcrew an die Flughafenfeuerwehr. Diese informierte die Polizei, die schließlich den verantwortlichen Fluglotsen erreichte. Der Grund für die Funkstille: Der Mann war alleine im Dienst – und eingeschlafen.

Nach seinem abrupten Erwachen aktivierte der Fluglotse die Pistenbeleuchtung und erteilte die Landeerlaubnis. Erst nach einer zusätzlichen Stunde in der Luft konnte die Maschine sicher in Ajaccio landen.

Der erfahrene Kapitän zeigte sich gegenüber der Regionalzeitung Corse Matin überrascht: In Jahrzehnten seiner Karriere sei ihm ein solcher Vorfall noch nie begegnet. Die Passagiere blieben trotz der Verzögerung ruhig, Panik sei nicht aufgekommen.

Die Polizei unterzog den Fluglotsen nach der Landung Alkohol- und Drogentests, die jedoch negativ ausfielen. Er war schlicht übermüdet.

Schlaf im Cockpit ist erlaubt – im Tower nicht

Während ein schlafender Fluglotse ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko darstellt, ist Müdigkeit im Cockpit unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Untersuchungen zeigen, dass viele Piloten während des Reisefluges im Autopilot-Modus ein Nickerchen machen. Diese sogenannte „Controlled Rest“-Regelung ist in der Luftfahrt gängige Praxis und trägt zur Wachsamkeit auf langen Flügen bei.

Am Boden sieht es jedoch anders aus: Fluglotsen tragen die alleinige Verantwortung für den sicheren Ablauf des Flugverkehrs. Ein Ausfall kann, wie das Beispiel Ajaccio zeigt, schnell zu riskanten Situationen führen.

Konsequenzen für den Flugverkehr auf Korsika

Der Zwischenfall wirft Fragen auf, wie es dazu kommen konnte, dass ein Fluglotse allein eine Schicht bestreitet. In vielen europäischen Ländern wird normalerweise mit Schichtplänen und Doppelbesetzungen gearbeitet, um genau solche Ausfälle zu verhindern. Ob der Vorfall für den betroffenen Mitarbeiter oder den Flughafen Ajaccio dienstrechtliche Folgen haben wird, ist bislang nicht bekannt.

Für die Passagiere endete der Flug trotz allem sicher – und mit einer außergewöhnlichen Geschichte, die zeigt, wie wichtig ausgeruhte und einsatzbereite Fluglotsen für die Luftfahrt sind.