Berlin, 11. April 2015 Deutschlands zweitgrößte Airline ist unter Druck. Finanzspritzen des Großaktionärs Etihad hielten Air Berlin bislang über Wasser. Nicht nur die Verluste bereiten Sorgen, auch vom Verkehrsministerium droht Ungemach für die Partnerschaft mit den Arabern. Die Fluggesellschaft Air Berlin versucht sich nach dem größten Verlustjahr ihrer Geschichte frisches Geld zu beschaffen. „Unsere Leute […]

Berlin, 11. April 2015

Deutschlands zweitgrößte Airline ist unter Druck. Finanzspritzen des Großaktionärs Etihad hielten Air Berlin bislang über Wasser. Nicht nur die Verluste bereiten Sorgen, auch vom Verkehrsministerium droht Ungemach für die Partnerschaft mit den Arabern.

Die Fluggesellschaft Air Berlin versucht sich nach dem größten Verlustjahr ihrer Geschichte frisches Geld zu beschaffen. „Unsere Leute sind derzeit am Finanzmarkt unterwegs“, sagte ein Sprecher des kriselnden Lufthansa-Konkurrenten am Freitag und bestätigte damit Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus dem Umfeld des Unternehmens. Es gehe um routinemäßige Neufinanzierungen. Es sei nicht geplant, dass die arabische Großaktionärin Etihad wie vor einem Jahr eine Millionensumme über eine Wandelanleihe zuschieße, betonte der Sprecher. Deutschlands zweitgrößte Airline steckt seit Jahren in der Krise und wird von Finanzspritzen des arabischen Großaktionärs Etihad über Wasser gehalten.

Air Berlin hatte die Vorlage des Jahresabschlusses für 2014 wie schon ein Jahr zuvor im letzten Moment von März auf Ende April verschoben. Der Nettoverlust soll vorläufigen Zahlen zufolge zwischen 362 Millionen und 387 Millionen Euro betragen. Im Vorjahr hatte die Gesellschaft 316 Millionen Euro Minus geschrieben. Etihad zeichnete daraufhin 2014 eine unbefristete, nachrangige Wandelanleihe über 300 Millionen Euro, die sich Air Berlin als Eigenkapital zurechnen kann. Insgesamt sackte das Eigenkapital nach internationalen Bilanzierungsregeln Ende 2014 nach jüngsten Angaben dennoch auf minus 400 bis 450 Millionen Euro in den Keller.

Die Araber dürften die von ihnen gezeichnete Wandelanleihe faktisch nicht in neue Aktien eintauschen, weil ihr Anteil an Air Berlin von zuletzt 29,21 Prozent sonst auf mehr als 30 Prozent steigen würde. Dann müssten sie ein Übernahmeangebot für die komplette Gesellschaft abgeben. Kämen mehr als 50 Prozent von Air Berlin in ausländische Hand würde die Gesellschaft nicht mehr als deutsche Fluglinie gelten und viele Verkehrsrechte verlieren. Diese waren jedoch für die Araber der Hauptgrund, bei Air Berlin einzusteigen.

Nun droht Air Berlin ein Verbot eines Teils ihrer bisherigen Gemeinschaftsflüge mit Etihad, wie aus einem Schreiben des Bundesverkehrsministeriums an den Wirtschaftsminister von Abu Dhabi hervorgeht, so das Magazin „Der Spiegel“. Künftig wollten die deutschen Behörden demnach nur noch jene Strecken mit gemeinsamer Flugnummer genehmigen, die in einem Abkommen zwischen Deutschland und dem Emirat von 1994 geregelt sind. Dies gelte nicht für drei Dutzend weitere „Codeshare“-Flüge etwa von Stuttgart und Berlin, die davon nicht gedeckt seien.

Ein Ministeriumssprecher bestätigte am Freitag ein entsprechendes Schreiben. Darin werde deutlich gemacht, dass es nach Ausnahmen auch für den laufenden Sommerflugplan keine weiteren Übergangslösungen geben soll. Alles weitere solle zwischen den Regierungen beider Länder besprochen werden. Air Berlin sagte dazu: „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass ein langfristiges Ergebnis in den Regierungskonsultationen zwischen der Bundesregierung und den Vereinigten Arabischen Emiraten gefunden werden soll.“