Die schwerwiegensten Flugzeugabstürze des letzten Jahres
Fliegen gilt als sicher – und doch sorgen Zwischenfälle immer wieder für Verunsicherung. Eine Zusammenfassung der letzten zwölf Monate.
Das Flugzeug gilt als sicherstes Transportmittel weltweit. Rund um die Uhr sind zwölf- bis vierzehntausend Flugzeuge gleichzeitig in der Luft. Jedoch kommt es immer wieder zu schweren Flugzeugunfällen. Auch kleinere Zwischenfälle gehören mittlerweile zum Alltag der Luftfahrt. Allerdings wird jeder Zwischenfall sorgfältig von den Airlines und der jeweiligen Luftfahrtbehörden des Landes aufgearbeitet und die Sicherheitsstandards angepasst.
Zur Veranschaulichung hat AERO INTERNATIONAL die schwerwiegendsten Flugzeugunglücke der letzten 365 Tage chronologisch aufgelistet. (Stand 05. November 2025)
DHL 25. November 2024
Am Morgen des 25. November 2024 stürzte eine Boeing 737-400SF von DHL, betrieben von Swiftair, kurz vor der Landebahn des Zielflughafens Vilnius in ein Wohngebiet ab. An Bord der 31 Jahre alten Frachtmaschine, welche am DHL Drehkreuz Leipzig startete, befanden sich vier Personen. Drei überlebten den Absturz, der Kapitän kam ums Leben.
Laut der litauischen Staatsanwaltschaft war ein Pilotenfehler ursächlich. Ein Besatzungsmitglied soll wohl das Hydrauliksystem deaktiviert haben, wodurch die Landeklappen nicht ausfahren konnten. Die Landeklappen sind für Start und Landung essenziell. Sie vergrößern die Tragflächen und erhöhen den Auftrieb bei geringen Geschwindigkeiten.
Azerbaijan Airlines 25. Dezember 2024
Der Flug J2-8242 von Azerbaijan Airlines von Baku nach Grosny musste aufgrund schlechter Wetterbedingungen nach zwei abgebrochenen Landungen nach Baku zurückkehren. Auf dem Rückweg wurde die Embraer ERJ 190-100 von russischen Boden-Luft-Raketen beschossen. Wichtige Flugsysteme vielen infolgedessen aus und die Crew entschied sich zu einer Notlandung im kasachischen Aktau.
Da die Flugsteuerung vollständig ausgefallen war, verlor die Crew die Kontrolle. Das Flugzeug zerbrach rund fünf Kilometer vor der Landebahn und ging in Flammen auf. 38 Menschen kamen ums Leben, darunter die beiden Piloten und ein Flugbegleiter. 29 Passagiere wurden verletzt.

Jeju Air 29. Dezember 2024
Nur vier Tage später kam es zum nächsten folgenschwerem Absturz – diesmal bei einer Boeing 737-800 der südkoreanischen Billigfluggesellschaft Jeju Air. Flug 7C-2216 von Bangkok (Thailand) nach Muan (Süd-Korea) musste den ersten Landeanflug auf Landebahn 01 in Muan abbrechen, nachdem es zu einem Vogelschlag durch Wildenten gekommen war. Beide Triebwerke wurden beschädigt, das rechte fing Feuer.
Beim zweiten Landeverschuch in die entgegengesetzte Richtung auf Bahn 19 ließ sich das Fahrwerk nicht ausfahren, ebenso fielen die Landeklappen und der Umkehrschub aus – entscheidende Systeme zur Abbremsung eines Flugzeugs bei der Landung.
Das Hauptproblem, welches 179 Menschen an dem Tag das Leben kostete, war eine Betonmauer unmittelbar hinter der Landebahn. Durch diese Mauer wurde die Auslaufstrecke um ein Vielfaches verkürzt. Des Weiteren fehlte ein Materialbremssystem, welches in der Regel am Ende eine Start- und Landebahn installiert ist. Es soll Flugzeuge, die über die Bahn hinausgehen stark abbremsen.
Eine genauere Ermittlung war nicht möglich, da den Ermittlern wichtige Daten fehlten. Die Flugdatenschreiber brachen vier Minuten vor dem Unglück die Aufzeichnung ab.
American Airlines 29. Januar 2025
Am 29. Januar 2025 kollidierte eine Bombardier CRJ-700 von American Airlines mit einem Hubschrauber der US-Army über dem Potomac River in Washington. Das Passagierflugzeug befand sich im finalen Landeanflug auf Piste 33 des Ronald Reagan Washington National Airport.
Durch Unterbesetzung im Tower des Airports kam es zu ungenauen Anweisungen der Fluglotsen. Jedoch waren diese nicht ausschlaggebend für den Unfall. Laut Flugdatenauswertung missachtete die Hubschrauberpilotin eine Höhenbeschränkung und flog geradeaus weiter, anstatt – wie vorgeschrieben – hinter dem Jet in einer Linkskurve abzudrehen.
Alle Beteiligten kamen ums Leben. Die Leichen konnten geborgen werden.

Delta-Connection 17. Februar 2025
Eine Bombardier CRJ-900LR von Delta-Connection, eine Tochtergesellschaft der großen US-Amerikanischen Airline Delta Air Lines, befand sich am 17. Februar 2025 auf dem Flug von Saint Paul nach Toronto (DL-4819). Zum Zeitpunkt der Landung herrschten schwierige Wetterbedingungen: Böiger Gegenwind bis 60 Kilometer pro Stunde, minus neun Grad Celsius und Schneereste auf der Bahn.
Nach dem Abschalten des Autopiloten in rund 150 Metern Höhe übernahm der Erste Offizier. Das Flugzeug begann stark zu schwanken, der Schub wurde reduziert, und die Sinkrate stieg auf über 300 Meter pro Minute. Zulässig wären maximal 220 Meter pro Minute. Durch die Schräglage von sieben Grad schlug das rechte Hauptfahrwerk zuerst auf und brach unter der Last. Die Maschine überschlug sich, fing Feuer und kam auf dem Dach liegend zum Stillstand. Trotz der Zerstörung überlebten alle Insassen, 21 Personen wurden verletzt.

Air India 12. Juni 2025
Unmittelbar nach dem Start von Air India-Flug 171 stürzt die Boeing 787-8 Dreamliner in ein Gebäude der medizinischen Hochschule in Mumbai. Unmittelbar nach dem Abheben wurde die Treibstohzufuhr zu den Triebwerken unterbrochen, wodurch beide Triebwerke ausfielen.
Die Piloten aktivierten die Ram-Air-Turbine, die die wichtigsten Systeme mit Notstrom versorgt. Obwohl sie versuchten, die Treibstohzufuhr wiederherzustellen, reichte die geringe Höhe nicht aus. Das Flugzeug stürzte 1,7 Kilometer hinter der Startbahn ab und ging in Flammen auf.
241 der 242 Insassen sowie 19 Menschen am Boden kamen ums Leben. 67 Studierende wurden verletzt. Es war der erste Totalverlust eines Dreamliners im Linienbetrieb.

UPS Airlines 04. November 2025
Am Nachmittag des 04. November 2025 macht sich die dreistrahlige McDonell Douglas MD-11 der Frachtfluggesellschaft UPS Airlines auf den Weg von Louisville im Bundesstaat Kentucky nach Honolulu, die Hauptstadt des Bundesstaates Hawaii. Kurz nach dem Start geriet das linke Triebwerk in Brand, wie mehrere Videos im Internet zeigen. Das Triebwerk löste sich kurz darauf von der Tragfläche, und die Maschine stürzte rund einen Kilometer hinter der Startbahn in ein Industriegebiet.
Beim Aufprall auf eine Ölrecyclinganlage kam es zu einer Explosion. Zwölf Menschen, darunter ein Kind, wurden getötet.

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