Schmerztabletten und ein bisschen Routine
Ärger und langes Warten: An zwei deutschen Flughäfen knirscht es wegen des Streiks des Sicherheitspersonals kräftig. Das große Chaos bleibt in Düsseldorf und Hamburg aber aus: Die Passagiere waren frühzeitig vorgewarnt. Düsseldorf/Hamburg (dpa) – «I believe I can fly» – wie Hohn wirkt das «Air Baltic»-Werbebanner, das am Donnerstag im Flughafen Hamburg über den Köpfen […]
Ärger und langes Warten: An zwei deutschen Flughäfen knirscht es wegen des Streiks des Sicherheitspersonals kräftig. Das große Chaos bleibt in Düsseldorf und Hamburg aber aus: Die Passagiere waren frühzeitig vorgewarnt.
Düsseldorf/Hamburg (dpa) – «I believe I can fly» – wie Hohn wirkt das «Air Baltic»-Werbebanner, das am Donnerstag im Flughafen Hamburg über den Köpfen der wartenden Passagiere prangt. Ein fester Glaube daran, fliegen zu können, ist heute auch bitter nötig: Seit vier Uhr morgens lähmt der Streik des Sicherheitspersonals den Betrieb am Flughafen. Nur zwei der 20 Sicherheitsschleusen sind besetzt, ein Durchkommen ist für die meisten Passagiere unmöglich.
Viele Reisende reagierten mit Unverständnis auf den Stillstand. Der selbstständige Kaufmann Jürgen Liebisch, der nach Teneriffa möchte, ist empört: «Ich bin stocksauer. Wir werden für deren Forderungen in Haft genommen. Ich muss wegen des langen Stehens schon Schmerztabletten gegen meine Rückenschmerzen schlucken.»
«Wieso springt die Bundespolizei nicht ein? Sie ist schließlich für die Sicherheit am Flughafen verantwortlich», meint Michael Richter, Pensionär aus Heide. Er läuft Gefahr, das Ablegen seines Kreuzfahrtschiffs in Miami zu verpassen. Verdi-Gewerkschafter Reinhard Löhr beantwortet die Frage: «Es sind mindestens 200 Stunden Schulung notwendig, bevor jemand an den Sicherheitskontrollen im Flughafen eingesetzt werden kann.»
Etwas besser sieht die Lage in Düsseldorf aus. Am insgesamt dritten Streiktag in diesem Jahr hat sich an Deutschlands drittgrößtem Airport schon einige Routine eingestellt. «Wir konnten uns besser vorbereiten und haben mehr Sicherheitsassistenten einer privaten Firma eingesetzt», sagt der Leiter der Bundespolizei am Flughafen, Sven Mewes. Dadurch waren mehr Sicherheitsschleusen geöffnet als bei den Streiks im Januar. An elf der üblichen 24 Stationen wurden Fluggäste und Handgepäck nach Angaben eines Airport-Sprechers kontrolliert.
Petri Nevala hatte sich auf endlose Warterei eingestellt. Jetzt ist der Geschäftsmann aus Helsinki erleichtert, dass er nach drei Stunden Wartezeit bald den Heimflug antreten kann. Wie viele andere Reisende ist er am Donnerstag früher zum Düsseldorfer Flughafen gekommen als üblich. Die Schlangen sind zwar weniger lang als befürchtet, ärgerlich findet er den Streik trotzdem: «Wenn die sich nicht einigen, fliege ich demnächst über Amsterdam», meint der Vielflieger.
Weil die Gewerkschaft Verdi den Streik frühzeitig angekündigt hatte, waren viele Passagiere über den Ausfall ihrer Flüge informiert: Sie kamen erst gar nicht zum Flughafen.
In Hamburg haben es manche Fluggäste nach stundenlangem Warten dann doch durch die Sicherheitsschleusen geschafft, nur um ihren Flieger um wenige Minuten zu verpassen. Für sie geht es nun nicht in die Sonne, sondern zurück nach Hause. Und das ohne ihre Koffer, denn die waren rechtzeitig im Flugzeug.