Bereit zum Abheben: So arbeiten Fluggeräteelektroniker

Ihr Arbeitsplatz ist ein Flugzeug, Jet oder Hubschrauber: Fluggerätelektroniker kümmern sich darum, dass die darin verbaute Technik läuft. Das ist viel Verantwortung. Die trägt man aber nicht allein. Ein Flugzeug hebt nur ab, wenn der Bordcomputer und das Triebwerk angehen. Überhaupt ist in einem Flugzeug mehr Elektronik versteckt, als man auf dem ersten Blick vermuten […]
Ein Flugzeug hebt nur ab, wenn der Bordcomputer und das Triebwerk angehen. Überhaupt ist in einem Flugzeug mehr Elektronik versteckt, als man auf dem ersten Blick vermuten könnte – in den Sitzen zum Beispiel.
Die Baugruppen, Geräte und Systeme zu installieren, zu checken und instandzuhalten, ist Aufgabe von Fluggerätelektronikern und -elektronikerinnen wie Mareike Stankewitz. Die 29-Jährige hat 2012 ihre Ausbildung bei Lufthansa Technik abgeschlossen und bildet mittlerweile selbst aus.
Im Job-Protokoll erzählt sie, was sie an Flugzeugen fasziniert, wieso Team-Play in ihrem Job so wichtig ist und warum manchmal auch das Filmegucken zur Arbeit gehört.
Der Weg in den Job:
Ich habe vor meiner Ausbildung zur Fluggeräteelektronikerin ein Praktikum bei Lufthansa Technik gemacht. Darüber bin ich erst auf den Beruf aufmerksam geworden. Zuvor hatte ich gar nichts mit Flugzeugen zu tun.
Aber schon in der Schule hat mir Elektrotechnik sehr viel Spaß gemacht. Deshalb habe ich mich auf den Ausbildungsplatz beworben und bin direkt nach der Realschule dort eingestiegen. Als Fortbewegungsmittel finde ich das Flugzeug mit am interessantesten, wegen des Zusammenspiels von Physik und Flugzeugbau.
Als Ausbilderin arbeite ich nun nicht mehr aktiv am Flugzeug. Ich bin jetzt im Prinzip eine Lehrerin, unterrichte unterschiedliche Lehrgänge und vermittle theoretische Inhalte an praktischen Beispielen.
Die Aufgaben:
Jede Aufgabe ist erst einmal anders. Grundsätzlich kann man sagen, dass es zu jeder Aufgabe einen Schaltplan gibt. Anhand dieses Schaltplans muss man Leitungen und Kabel verlegen und natürlich auch anschließen. Dann wird das System, was man verlegt hat, getestet.
Am schönsten war für mich der Inflight-Entertainment-Check. Bei den Großraummaschinen ist ein Inflight-Entertainment-System eingebaut. Wenn daran etwas verändert wird, müssen wir das überprüfen. Es ist nett, sich auf einen Sitz zu setzen und einen Film zu starten und zu gucken, ob alles funktioniert, zum Beispiel die Lautstärkeregelung und das Vor- und Zurückspulen.
Die Herausforderungen:
Wir müssen unsere Arbeitsabläufe sehr gut planen und mit anderen Gewerken absprechen. Wenn das Flugzeug etwa in der Halle zum Check ist, gibt es einen Liegezeitenplan. Nach diesem Plan müssen bestimmte Aufgaben erledigt werden. Erst müssen zum Beispiel die Kabel verlegt sein, bevor die Kabine wieder zusammengebaut wird. Da muss man als Fluggerätelektroniker zusehen, dass man seine Arbeiten abgeschlossen hat, bevor man von einem anderen Gewerk zugebaut wird.
Ich denke, es ist wichtig, dass man sich seiner Verantwortung jeden Tag stellt. Jeden Morgen steht man auf und weiß, dass man heute für sein und für viele andere Leben verantwortlich ist.
Trotzdem glaube ich, dass man sich davon nicht einschränken lassen sollte. Man trägt die Verantwortung nie allein. Gerade wichtige Arbeiten, die zum Beispiel mit der Flugsteuerung zu tun haben, werden auch immer mit einer Doppelkontrolle abgenommen. Da werden wichtige Systeme von zwei unabhängigen Menschen kontrolliert, sodass nichts untergehen kann.
Gute und weniger gute Seiten:
An dem Beruf machen mir die vielfältigen Arbeiten Spaß. Ich bin ein Mensch, der viele unterschiedliche Aufgaben braucht. Mir wird sehr schnell langweilig, wenn ich nur eine Aufgabe habe.
Wenn man ein Einzelgänger oder eine hibbelige Person ist, dann wird es schwierig. Als Fluggerätelektroniker arbeiten wir viel im Team. Das kann aus fünf Leuten bestehen, aber auch aus 35 bis 55 Leuten. Das kommt auf die Abteilung an.
Außerdem muss man ruhig, konzentriert und fokussiert sein. Ehrlichkeit ist auch sehr wichtig. Wenn man nicht weiterkommt, sollte man seine Sache nicht einfach irgendwie machen, sondern sich Hilfe bei Kollegen holen.
Ein Nachteil ist vielleicht der Schichtdienst. Als Fluggerätelektroniker arbeiten wir im Dreischichtmodell. Das bedeutet Früh-, Spät- und Nachtschicht. Damit muss man umgehen können. Außerdem gibt es Phasen, in denen die Arbeit besonders stressig ist. Vor allem, wenn die Abgabe an den Kunden immer näher rückt.
Die Aussichten:
Wenn man im Unternehmen bleiben möchte, gibt es intern viele Weiterqualifizierungsmöglichkeiten. Das können zum Beispiel die sogenannten Typenlehrgänge sein. Mit jedem erfolgreichen Abschluss hat man eine weitere Lizenz. Das freigabeberechtigten Personal darf am Ende den Flieger nach einem Check klarschreiben.
INFO-KASTEN: Vergütung und Aussichten
Auszubildende Fluggeräteelektroniker bekommen unterschiedlich viel Geld, je nach Unternehmen und Bundesland. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit liegt die Vergütung für Azubis im ersten Lehrjahr in tarifgebundenen Betrieben bei um die 1000 Euro brutto pro Monat. Im letzten Jahr der Ausbildung können es 1200 Euro sein.
Nach der Ausbildung kann das Einstiegsgehalt bei etwa 3000 Euro brutto und mehr im Monat liegen. Laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit liegt das mittlere Monatseinkommen für Fluggeräteelektroniker bei knapp 3500 Euro brutto.
Fluggeräteelektroniker arbeiten hauptsächlich für Flugzeughersteller, Ausrüster für Flugzeuge, Fluggesellschaften oder die Bundeswehr. Wer sich weiterbilden möchte, kann zum Beispiel den Industriemeister oder den Techniker in Elektrotechnik machen. Ein Studium im Bereich Elektro- oder Luft- und Raumfahrttechnik bietet sich bei entsprechenden Voraussetzungen ebenfalls an.
dpa