Die Dekarbonisierung der Luftfahrt kostet bis 2050 wohl rund 5,1 Billionen US-Dollar. Warum nachhaltige Kraftstoffe, Technologie, Politik und Investitionen jetzt entscheidend sind.

Die globale Luftfahrt steht vor einer der größten Umwälzungen ihrer Geschichte. Während die Nachfrage nach Flugreisen weiter steigt, müssen Airlines gleichzeitig ihren CO₂-Ausstoß drastisch reduzieren, um die weltweiten Klimaziele zu erreichen. Ein aktueller Branchenbericht zeigt: Die Dekarbonisierung der Luftfahrt ist machbar – aber sie wird teuer und erfordert ein enges Zusammenspiel von Technologie, nachhaltigen Treibstoffen, politischer Regulierung und massiven Investitionen.

Warum die Dekarbonisierung der Luftfahrt jetzt entscheidend ist

Der Luftverkehr verursacht derzeit rund eine Gigatonne CO₂ im Jahr – etwa 2,5 Prozent der globalen Emissionen. Berücksichtigt man Nicht-CO₂-Effekte wie Kondensstreifen, steigt der Anteil sogar auf rund 6 Prozent. Diese Werte verdeutlichen den Handlungsdruck: Ohne tiefgreifende Umstellungen rücken die Netto-Null-Ziele der Branche in weite Ferne.

Gleichzeitig ist klar: Ein „Weiter so“ wäre wirtschaftlich noch kostspieliger. Die Studie beziffert die Transformationskosten bis 2050 auf rund 5,1 Billionen US-Dollar – ein Betrag, der aber deutlich unter den langfristigen Schäden einer nicht dekarbonisierten Luftfahrt liegt.

Nachhaltige Flugkraftstoffe: Größter Hebel, aber keine alleinige Lösung

SAF als Schlüssel zur Dekarbonisierung der Luftfahrt

Sustainable Aviation Fuels (SAF) gelten als effektivste kurzfristige Maßnahme: Sie können Emissionen um bis zu 90 Prozent reduzieren und sind bereits mit heutigen Flugzeugflotten kompatibel. Doch derzeit decken SAF nur einen winzigen Teil des globalen Bedarfs.

Damit SAF eine relevante Rolle spielen können, braucht es:

  • gigantische Produktionskapazitäten

  • den Ausbau erneuerbarer Energien für Power-to-Liquid-Kraftstoffe

  • stabile politische Rahmenbedingungen

  • langfristige Abnahmegarantien durch Airlines

Allein die Skalierung von SAF wird laut Studie 38 Prozent der gesamten Investitionen bis 2050 erfordern.

Emissionshandel: Ein Übergang, aber kein Endziel

Emissionszertifikate helfen Airlines kurzfristig, unvermeidbare Emissionen auszugleichen. Aktuell sind sie noch günstiger als der Einsatz nachhaltiger Treibstoffe – doch Experten erwarten steigende Zertifikatskosten.

Damit wächst der Druck auf Airlines, frühzeitig in eigene Dekarbonisierungsmaßnahmen zu investieren. Emissionshandel bleibt ein Übergangsinstrument, nicht die Lösung.

Riesige Investitionen in neue Technologien und Flottenmodernisierung

Neue Flugzeuge für die Dekarbonisierung der Luftfahrt

Ein weiteres großes Puzzleteil ist die Modernisierung der globalen Flotte. Das Durchschnittsalter der Passagierjets liegt inzwischen bei 15 Jahren – und aufgrund langer Lieferzeiten dauert der Austausch deutlich länger als geplant.

Die Studie zeigt:

  • Moderne Jets können den Treibstoffverbrauch bis 2050 um etwa 20 Prozent senken.

  • Für echte Netto-Null-Lösungen braucht es jedoch Flugzeuge der nächsten Generation – wasserstofffähig oder vollelektrisch auf Kurzstrecken.

  • 40 Prozent der notwendigen Investitionen fließen allein in erneuerbare Energieversorgung und synthetischen Treibstoff.

Steigende Nachfrage verschärft die Herausforderung

Weltweit soll das Passagieraufkommen bis 2050 auf 12,4 Milliarden Reisende steigen. In Europa beträgt das Wachstum zwar „nur“ 52 Prozent, dennoch belastet es die Klimabilanz.

Eine mögliche Entlastung: Der Ausbau des europäischen Hochgeschwindigkeitsbahnnetzes um fast 50.000 Kilometer. Auf vielen Kurz- und Mittelstrecken könnte die Bahn klimafreundliche Alternativen bieten.