Neue Einheit der Bundespolizei: Schutz der Flughäfen gegen Drohnenflüge
Auch Flughäfen stehen im Fokus der hybriden Kriegsführung mit Drohnen am Himmel über Westeuropa. Darauf hat die Bundesrepublik Deutschland in Rekordzeit mit dem Aufbau einer Spezialeinheit der Bundespolizei zum Schutz der kritischen Infrastruktur reagiert.
Immer wieder tauchen Drohnen über der so genannten „kritischen Infrastruktur“ Europas auf. Die Folge waren zeitweise, aus Sicherheitsgründen geschlossene Flughäfen, wie in Kopenhagen und München.
Diese, als „hybride Bedrohung“ betrachteten Drohnenflüge, finden überwiegend über Industrieanlagen, militärischen Einrichtungen – sowie über Verkehrsflughäfen statt. Nur selten gelingt es bislang die Betreiber jener Flugobjekte ausfindig zu machen. Doch soll die Hilflosigkeit gegenüber dieser Art der hybriden Kriegsführung, bei der Russland im Verdacht der Sicherheitskräfte steht, schon bald der Vergangenheit angehören.
Drohnenabwehr der Bundespolizei
Am 2. Dezember stellte Bundesinnenminister Alexander Dobrindt die neu gegründete Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei vor. Wie das Bundesministerium des Inneren (BMI) mitteilt, soll die neue Einheit der Bundespolizei bundesweit eingesetzt und mit neuester Technik zur smarten Abwehr von Drohnen ausgestattet werden.
Die Beamtinnen und Beamten der Drohnenabwehreinheit werden zu Spezialkräften aus- und weitergebildet, um verschiedenste Einsatzlagen bei Drohnenvorfällen bewerten und schnell und effizient darauf reagieren zu können. Weiter heißt es, dass parallel zum Aufbau der Drohnenabwehreinheit die Flughäfen im Schulterschluss mit den Ländern und Flughafenbetreibern zur Detektion und Abwehr von Drohnen ertüchtigt werden.
Die Spezialeinheit soll „unkooperative Drohnen“ künftig unschädlich machen – an Flughäfen, in der Hauptstadt Berlin und bundesweit über sicherheitsrelevanten Objekten. Bislang besteht die Einheit aus 40 Spezialkräften, zu denen schon bald weitere 90 hinzukommen sollen.
Mit der Einrichtung dieser Einheit stärkt die Bundespolizei ihre Drohnenabwehrfähigkeiten und verfügt über ein weiteres zentrales Element im Krisenmanagement des Bundes. Wie das BMI schreibt, reagiere die Bundespolizei durch die Detektion, Abwehr und Einwirkung auf unbemannte Fluggeräte adäquat auf neue, sich rasant entwickelnde Gefährdungslagen in ihrem Zuständigkeitsbereich und wehrt Gefahren für die kritische Infrastruktur in den Bereichen Bahn-, Luft- und Seesicherheit sowie für Schutzobjekte der Bundesregierung ab.
Schutz der Flughäfen als kritische Infrastruktur
Der Präsident des Bundespolizeipräsidiums, Dr. Dieter Romann, sagte in diesem Zusammenhang: Allein die Bundespolizei hat im bisherigen Jahr 2025 in ihrem begrenzten sachlichen und räumlichen Zuständigkeitsbereich Drohnenfeststellungen im niedrigen dreistelligen Bereich getroffen, davon etwa Zweidrittel an den größten deutschen Verkehrsflughäfen. Solche Vorfälle sind keine Bagatellen, sondern können zu einem strafbewehrten gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr führen. Auch deshalb sollte unter anderem eine Ausweitung von Flugverbotszonen erwogen werden.
Zum Einsatz gegen Drohnen kommen in der polizeilichen Praxis beispielsweise deren Störung der Steuersignale, Detektionstechnik, physische Wirkmittel und auch Abfangdrohnen unterschiedlichsten Typs.
Laut des Bundesverbands der Deutschen Lufverkehrswirtschaft (BDL) umfasst das ausdrücklich von dem Verband begrüsste Maßnahmenpaket des Bundes die Ausstattung aller acht als kritische Infrastruktur eingestuften Flughäfen – Frankfurt, München, Berlin-Brandenburg, Köln/Bonn, Düsseldorf, Hamburg, Leipzig/Halle und Stuttgart – mit modernen, integrierten Detektions- und Abwehrsystemen.
Marie-Christine von Hahn, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), begrüßt ebenfalls die Initiative von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt, angesichts der gestiegenen Bedrohnungslage durch Drohnen eine neue Einheit zur Drohnenabwehr bei der Bundespolizei in Dienst zu stellen. Sie erklärt: „Der BDLI begrüßt ausdrücklich die Indienststellung der Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei. Die Zunahme illegaler Drohnenflüge zeigt klar, dass Deutschland dringend moderne, flexible und wirksame Schutzmechanismen braucht, um Flughäfen, kritische Infrastruktur und die Bevölkerung zu schützen. Diese neue Einheit setzt ein wichtiges sicherheitspolitisches Signal. Als Luft- und Raumfahrtverband unterstützen wir diesen Schritt vollumfänglich und bringen unsere industrielle Expertise ein, um leistungsfähige und zukunftsfähige Abwehrsysteme weiter voranzubringen.“
Spezialkräfte im Einsatz
„Flughäfen sind die Lebensadern unserer vernetzten Gesellschaft. Wer sie schützt, schützt die Bevölkerung und die Funktionsfähigkeit unseres Landes“, betont BDL-Vorsitzender Joachim Lang. „Wir begrüßen ausdrücklich, dass der Bund die Finanzierung übernimmt. Drohnenabwehr an Flughäfen ist und bleibt eine hoheitliche Aufgabe.“
Alle Spezialkräfte der Bundespolizei wurden im August 2017 unter dem Dach der Bundespolizeidirektion 11 als eine Organisationseinheit mit sechs Dienststellen gebündelt. Gemeinsam leisten sie als zentrales Element im Krisenmanagement des Bundes einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Krisen- und Reaktionsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland.
Sie kommen bei der Bekämpfung von Sabotage, Spionage, Terrorismus, Extremismus und Organisierter Kriminalität zum Einsatz.
Die Bundespolizeidirektion 11 gliedert sich in einen Einsatzstab und folgende Spezialkräfte:
- GSG 9 der Bundespolizei
- Bundespolizei-Flugdienst
- Polizeiliche Schutzaufgaben Ausland der Bundespolizei
- Besondere Schutzaufgaben Luftverkehr der Bundespolizei
- Einsatz- und Ermittlungsunterstützung der Bundespolizei
- Entschärfungsdienst der Bundespolizei
