Die Frachtsparten vieler großen Airlines sind gewachsen und manifestieren einen langanhaltenden Trend. Einige spannende Neuerungen gehen mit einem kompitetiven Marktumfeld einher. Der Chef der Swiss WorldCargo klärt auf.

Die Nachfrage nach Luftfracht hat in jüngster Zeit etwas nachgelassen. AERO-INTERNATIONAL-Mitarbeiter Thomas Strässle hat sich beim Chef von Swiss WorldCargo, Lorenzo Stoll, nach der Situation erkundigt.

Aero: Wie sind die Frachträume der Swiss-Flugzeuge im Moment ausgelastet?

Lorenzo Stoll: Nach einem außerordentlichen Jahr 2022 können wir aktuell noch immer eine gute Auslastung unserer Flüge vorweisen. Es zeigt sich, dass die aktuelle Marktsituation wieder ungefähr vergleichbar ist mit dem Vorkrisenniveau.

Führt Swiss noch reine Frachtflüge durch?

Nein. Im Jahr 2022 fanden insgesamt 602 internationale Frachtflüge nach Hongkong, Tokio, Peking, Schanghai und Singapur statt. Aber auch ohne reine Frachtflüge wird das Cargo-Geschäft zukünftig einen wichtigen Beitrag zum Gesamtresultat von Swiss leisten.

Würde es für Ihr Unternehmen überhaupt Sinn ergeben, Vollfrachter zu betreiben?

Nein. Swiss ist in erster Linie eine Passagierfluggesellschaft und Swiss WorldCargo deren Frachtdivision. Als Teil des Unternehmens freuen wir uns über die Rekordergebnisse von Swiss WorldCargo in den vergangenen Jahren und die Stärkung unserer Positionierung. Dabei zählen wir auf unser globales Netzwerk mit über 170 Destinationen weltweit, moderne Handling-Einrichtungen, die eine sorgfältige Abfertigung zum Beispiel auch von betreuungsintensiver Fracht wie Pharmasendungen gewährleisten, sowie schnelle Umsteigezeiten an unserem Hub Zürich.

Welches sind die stärksten Märkte? Sehen Sie Veränderungen?

Der Markt mit der aktuell stärksten Nachfrage ist für uns die Asia-Pacific-Region. Dies war schon während der Pandemie der Fall, wo wir auch die meisten unserer reinen Frachtflüge durchgeführt haben. Die Situation hat sich seitdem nicht stark verändert. Weiter bieten wir viele Flugverbindungen nach Nordamerika an. Diese Kapazitäten gilt es zu nutzen, was in einem sehr kompetitiven Marktumfeld eine herausfordernde Aufgabe ist.

Laut der IATA ist die Nachfrage nach Frachtgütern in den vergangenen Wochen auf das Vor-Pandemie-Niveau zurückgefallen. Was sind die Gründe dafür? Und spürt SwissCargo diesen Rückgang ebenfalls?

Die Nachfrage ist bei uns nach wie vor höher als vor der Pandemie, wenn auch nicht mehr so hoch wie im letzten Jahr. Die Gründe für diesen Wandel sind vielfältig. Zum einen kann dies auf den allgemeinen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten zurückgeführt werden. Dies führt entsprechend zu weniger Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Zum anderen nehmen Angebote bei der Seefracht wieder zu und werden attraktiver. Und je nach Branche und Region kann es bei der Luftfrachtnachfrage auch zu spezifischen saisonalen Schwankungen kommen, die manchmal zu einem vorübergehenden Rückgang beitragen.

Mit welchen Entwicklungen rechnen Sie im bereits laufende Jahr bei Swiss WorldCargo?

Wir investieren in die Zukunft, wollen unserer Positionierung treu bleiben und gleichzeitig Ressourcen einsetzen für weitere Fortschritte bei Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Konkret machen wir dies zum Beispiel mit neuen Kooperationen, wie jene mit Swiss Airtainer für die Implementierung eines autarken Luftfrachtcontainers für lebensrettende Medikamente. Dadurch können wir in den kommenden Jahren verstärkt neue und innovative Leichtgewicht-Container einsetzen. darüber hinaus fördern wir die Nutzung nachhaltiger Treibstoffe. Hier stellen wir ein wachsendes Bedürfnis bei unserer Kundschaft fest.