Seit Mitte Mai startet Electra Airways in Kooperation mit SunExpress zu Flügen ab sieben deutschen Städten an die bulgarische Schwarzmeerküste. Worauf können sich Reisende freuen?

Sonnenstrand, Goldstrand: Vielen Touristen aus dem deutschsprachigen Raum sind diese bulgarischen Küstenabschnitte durchaus ein Begriff, lässt sich hier doch Urlaub bei bestem Preis-Leistungs-Verhältnis genießen. Recht früh hat das beispielsweise die Fraport erkannt und die beiden Flughäfen Burgas und Varna unter ihre Fittiche genommen. Jetzt kooperiert auch das deutsch-türkische Joint Venture SunExpress mit der bulgarischen Charterfluggesellschaft Electra Airways.

Seit Mitte Mai fliegt das in Sofia ansässige Unternehmen ab sieben deutschen Flughäfen an die Schwarzmeerküste. Insgesamt umfasst das Angebot 32 Nonstopflüge pro Woche. Geflogen wird ab Düsseldorf, Frankfurt, Leipzig/Halle, München, Stuttgart, Köln/Bonn und Hannover nach Burgas beziehungsweise Varna. Namhafte Reiseveranstalter haben längst Sitzplatz-Kontingente auf den zum Einsatz kommenden Airbussen gebucht. Jedoch kommen auch Individualreisende zum Zuge.

Wie arbeiten Electra Airways und SunExpress zusammen?

SunExpress übernimmt alle kommerziellen Aufgaben von Flugplanung über Scheduling sowie Verkauf und Marketing bis hin zu Revenue-Management. Electra Airways konzentriert sich derweil auf operative Aspekte wie Ground-Handling oder Flugbetrieb. Beide Partnerinnen haben ihre Zusammenarbeit mit Fokus auf die Sommermonate zunächst einmal für den Zeitraum bis 2027 festgezurrt. Das Modell orientiert sich an der bereits seit längerem erfolgreich laufenden Kooperation zwischen SunExpress und Air Cairo.

„Mit den Flügen nach Bulgarien schließen wir eine Angebotslücke und rücken die Schwarzmeerküste als Urlaubsregion wieder stärker in den Fokus. Für unsere Vertriebspartner und deren Kunden erweitern wir damit das touristische Angebot in eine stark nachgefragte Wachstumsregion“, erklärt Helmut Wölfel, Commercial Director bei SunExpress, die Zusammenarbeit. Und: „Gemeinsam werden wir unseren Passagieren hervorragenden Service bieten und die Schwarzmeerküste besser erreichbar machen als je zuvor“, verspricht Stefan Trifonov, CEO von Electra Airways.

Die Kooperation wird vom bulgarischen Ministerium für Tourismus sowie von Fraport Twin Star Airport Management, der Betreibergesellschaft der Flughäfen Burgas und Varna, unterstützt. Denn „dies ist ein sehr wichtiger Schritt, um Individualreisenden und Reiseveranstaltern aus Deutschland verbesserte Urlaubsoptionen zu ermöglichen“, meint auch Dr. Frank Quante, CEO der Fraport Twin Star Airport Management.

Electra Airways im Kurzporträt

Doch wer steckt hinter Electra Airways? Wofür steht der Carrier? Nun, das Unternehmen ist 2016 gegründet worden und hat seinen Hauptsitz in Sofia. Ihr Kerngeschäft ist der Charter- beziehungsweise ACMI-Flugbetrieb. Ihre Dienstleistungen bietet sie Reiseveranstaltern, Fluggesellschaften und Maklern an.

Leonie Schaffeld (rechts; Airline Marketing am Flughafen Köln/Bonn) und eine Crew von Electra Airways feierten am 21. Mai die Aufnahme von Flügen nach Burgas und Varna. Bild: Flughafen Köln/Bonn

Die Airline hat bereits Flugzeuge beispielsweise in Nordafrika platzieren können; sie fliegen für Royal Air Maroc oder Nouvelair. Im vergangenen Winter standen zwei Maschinen unter anderem für Air Arabia und zwei weitere für Arkia ab Tel Aviv unter Vertrag. Zu den Kunden zählt außerdem Itaka, ein polnischer Reiseveranstalter, für den Electra Airways Flüge ab Kattowitz ans Mittelmeer durchführt.

Dank der Kooperation mit SunExpress stehen jetzt auch erstmals Linienflüge im Programm. Stationiert sind die beiden dafür zum Einsatz kommenden Flugzeuge in Varna beziehungsweise Burgas. „Jedes Ziel in Deutschland wird entweder zwei- oder dreimal die Woche bedient und deckt so gut die Nachfrage nach Flügen an die Schwarzmeerküste“, berichtet Wilken Bellmann, Chief Commercial Officer der Vector Group, zu der die Electra Airways gehört, im Gespräch mit AERO INTERNATIONAL.

Wie entwickelt sich die Vector Group?

Seit 2022 ist die Fluggesellschaft Teil der in Israel sitzenden internationalen Luftfahrt-Holding, die drei weitere Unternehmen unter ihrem Dach vereint: ETG Maintenance, ein MRO-Unternehmen mit Sitz in Varna, Maverick Horizon, ein irisches Leasingunternehmen, und Classic Air, ein Kapazitätsanbieter mit Sitz in Malta.

Anfang 2024 wurde Electra Airways als IOSA-Betreiberin registriert. „Aktuell zählt sie zwölf Flugzeuge, elf A320 sowie eine A321, in ihrer Flotte“, so Bellmann, weiter. „Darüber hinaus möchten wir, je nach Verfügbarkeit, ein bis zwei Maschinen pro Jahr einflotten.“

Bellmann betont, dass dieses Konzernkonstrukt in idealerweise Synergien schaffe. Über die konzerneigene irische Leasinggesellschaft habe der bulgarische Carrier Zugriff auf gute Gebrauchtflugzeuge, selbst wenn der Markt für Maschinen aus zweiter Hand momentan wie leergefegt scheint. Der bestens in der Branche vernetzte Charter-Broker Classic Air spürt weltweit Bedarfe nach Charterkapazitäten auf und vermittelt sowohl das Angebot der Electra Airways als auch das von externen Kunden weiter.

Dank eines hauseigenen Wartungsbetriebs sei die Electra-Airways-Flotte, allesamt Ceos, gut in Schuss, betont der CCO. Der Hangar der ETG Maintenance stehe in Varna und biete Platz für drei Airbusse gleichzeitig. „Darüber hinaus haben wir inzwischen auch Land in Burgas für einen weiteren Hangar gepachtet. Dort soll gleichzeitig an neun Mittelstreckenflugzeugen gearbeitet werden können. Wir möchten also das MRO-Geschäft perspektivisch weiter ausbauen“, verrät Bellmann.

Und wie könnte sich die Partnerschaft von Electra Airways und SunExpress entwickeln? „Wir starten jetzt erst einmal mit zwei Flugzeugen in diesem Sommer. Dann schauen wir, wie die Ergebnisse sind und wie sich die Nachfrage entwickelt“, zeigt sich Bellmann vorsichtig, aber grundsätzlich optimistisch.