Vor der Tarifrunde 2026 erhöht Verdi den Druck auf Lufthansa. Die Gewerkschaft fordert kräftige Lohnerhöhungen für das Bodenpersonal.

Lufthansa steht vor einem herausfordernden Jahresauftakt. Während der Konzern seine Kosten deutlich senken will, bereitet die Gewerkschaft Verdi eine Tarifrunde für rund 20.000 Beschäftigte des Bodenpersonals vor – und kündigt selbstbewusst an, zentrale Sparpläne der Airline nicht mitzutragen. Die Interessenlage könnte damit erneut zu einem Konflikt führen, wie er Anfang 2024 bereits Teile des Flugverkehrs lahmlegte.

Lohnforderungen im Fokus der Lufthansa Tarifrunde

Verdi startet mit klaren Zahlen in die Verhandlungen: Sechs Prozent mehr Gehalt und mindestens 250 Euro monatlich zusätzlich sollen den Beschäftigten zugutekommen. Die Gewerkschaft begründet die Forderung mit steigenden Lebenshaltungskosten und wachsendem Arbeitsdruck im operativen Bereich.

Der Zeitplan steht bereits fest. Ab 19. Januar 2026 soll die nächste Verhandlungsrunde beginnen. Lufthansa dürfte die Forderungen mit Skepsis betrachten – der Konzern steht unter massivem Kostendruck und arbeitet an tiefgreifenden Effizienzmaßnahmen.

Konfliktpotenzial: „Turnaround“-Programm trifft Bodenpersonal

Herzstück der Konzernstrategie ist das Effizienzpaket „Turnaround“, das bis 2028 rund 2,5 Milliarden Euro Ergebnisbeitrag liefern soll. Zwei Drittel davon sollen durch Kostenreduktionen entstehen – insbesondere in den administrativen Bereichen der Lufthansa Airlines. Das verbleibende Drittel soll durch zusätzliche Erlöse erwirtschaftet werden.

Viele Maßnahmen greifen jedoch direkt in die Strukturen des Bodenpersonals ein. Dazu gehören:

  • Verlagerungen von Tätigkeiten in neue Gesellschaften

  • Absenkung des Tarifniveaus durch organisatorische Umstrukturierungen

  • Zusammenführung administrativer Bereiche innerhalb der Lufthansa-Gruppe

Besonders kritisch sieht Verdi die geplante Verlagerung von Verwaltungs- und Steuerungsaufgaben von CityLine und City Airlines in die neue „Lufthansa Aviation GmbH“. Nach Angaben der Gewerkschaft liegen die Gehälter dort gut 20 Prozent niedriger. Verdi wertet dies als versteckte Tarifabsenkung.

Widerstand gegen Ausgliederungen und niedrigere Tarifniveaus

Verdi kündigt an, jede Form der Personalausgliederung in schlechter bezahlte Strukturen konsequent zu bekämpfen. Die Gewerkschaft spricht davon, dass das Effizienzprogramm zu „unnötigen sozialen Härten“ führen könne und den ohnehin angespannten Arbeitsmarkt im Bodenbereich weiter verschärfe.

Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um die langfristige Struktur der Lufthansa-Gruppe. Aus Sicht der Gewerkschaft droht das Zusammenlegen von Aufgaben und das Auslagern ganzer Arbeitsbereiche zu einem Qualitätsverlust im operativen Geschäft – und zu einem „Wettbewerb nach unten“ bei Arbeitsbedingungen.

Ausblick: Tarifrunde mit Konfliktpotenzial

Dass beide Seiten aufeinander zugehen müssen, steht außer Frage. Doch die Ausgangslage erinnert an den Konflikt zu Jahresbeginn 2024, den erst ein Schlichter beenden konnte. Auch diesmal sind die Gräben tief: Lufthansa braucht spürbare Einsparungen, um im internationalen Wettbewerb Boden gutzumachen. Verdi hingegen will ihre Mitglieder vor weiterem Druck und Lohneinbußen schützen.