Luftverkehr in Deutschland: Neue Trends zeigen strukturelle Veränderungen

Der Luftverkehr in Deutschland befindet sich im Wandel. Eine aktuelle Befragung des Flughafenverbands ADV liefert spannende Einblicke in das Reiseverhalten der Passagiere und macht zugleich deutlich, wo politisch und wirtschaftlich Handlungsbedarf besteht.
Der Flughafenverband ADV veröffentlicht regelmäßig umfangreiche Fluggastbefragungen, zuletzt 2024. Die Erkenntnisse dieser größten Studie im deutschen Luftverkehr spiegeln Entwicklungen wider, die für die gesamte Branche von Bedeutung sind.
Rückgang bei internationalen Gästen schwächt den Luftverkehr in Deutschland
Eine der auffälligsten Entwicklungen betrifft den Anteil ausländischer Besucher, die Deutschland per Flugzeug erreichen. Das sogenannte Zielaufkommen, also Passagiere, die Deutschland als Reiseziel haben, ist auf einem historischen Tiefstand. Lag der Anteil der Incoming-Reisenden im Jahr 2017 noch bei 32 Prozent, so sind es 2024 nur noch 21 Prozent. Der Rückgang wird von Experten auf pandemiebedingte Einschnitte und ein unzureichendes Flugangebot zurückgeführt.
Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des ADV, fordert ein politisches Umdenken: „Der Luftverkehr ist ein Standortfaktor. Schweden hat die Luftverkehrsteuer bereits gestrichen, Deutschland sollte folgen, um den Tourismus zu stärken.“
Tourismus dominiert den Luftverkehr in Deutschland
Ein stabiler Faktor im Luftverkehrsmarkt bleibt der private Reiseverkehr. Laut ADV-Studie nutzen vier von fünf Passagieren das Flugzeug für private oder touristische Zwecke. Besonders Städtereisen, Eventbesuche und der Besuch von Freunden und Verwandten (VFR-Verkehr) gewinnen zunehmend an Bedeutung. Diese Reisesegmente stiegen seit 2014 von 26 auf 39 Prozent an, ein Beleg für die wachsende soziale Mobilität.
Dagegen schrumpft der Anteil der Geschäftsreisenden kontinuierlich. Heute fliegt nur noch jeder fünfte Passagier dienstlich. Der Anteil der Businessreisen ist seit 2014 um 15 Prozentpunkte gefallen, ein klarer Trend, der durch hybride Arbeitsmodelle und digitale Kommunikation weiter verstärkt wird.
Mobilität zum Flughafen: Der Pkw bleibt dominierend
Auch beim Thema Erreichbarkeit der Flughäfen zeigt sich ein deutlicher Trend: Der Pkw ist mit 48 Prozent das meistgenutzte Verkehrsmittel für die Anreise. Nachdem sein Anteil bis 2017 rückläufig war, hat er seitdem um 9 Prozentpunkte zugelegt. Öffentliche Verkehrsmittel, Taxis oder Fahrdienste konnten im gleichen Zeitraum keine signifikanten Zugewinne verzeichnen. Die ADV sieht hierin auch einen Auftrag, intermodale Verkehrskonzepte stärker zu fördern.
Flughäfen als Erlebnisorte: Gastronomie und Shopping gefragt
Die Flughäfen selbst entwickeln sich zunehmend zu Erlebnis- und Konsumorten. Rund 45 Prozent der Passagiere nutzen gastronomische Angebote am Flughafen. Auch der Einzelhandel ist relevant: Jeder fünfte Fluggast shoppt im Terminal, bei internationalen Flügen liegt der Anteil mit 21 Prozent höher als bei nationalen (13 Prozent).