Das Passagieraufkommen an den europäischen Flughäfen ist im ersten Quartal 2025 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres gewachsen. Doch der Aufwind auf dem Kontinent nimmt ab.

Es sind gute Nachrichten, die jedoch auf den zweiten Blick etwas nachdenklich stimmen: Trotz der Steigerung der Fluggastzahlen im ersten Quartal 2025 um 4,3 Prozent gegenüber den ersten drei Monaten 2024, hält sich der Fachverband ACI Europe, der von mehr als 600 kontinentalen Airports rund 450 Flughäfen genauer untersucht hat, mit überbordender Freude zurück.

„Unsere Daten zeigen, dass der Reiseboom nach der Pandemie abklingt und wir uns auf normalisierte Wachstumsraten beim Passagieraufkommen zubewegen“, erklärt Generaldirektor Olivier Jankovec und bemüht den Vergleich: Im ersten Quartal 2024 habe die Steigerung der Passagierzahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraum noch bei 10,2 Prozent gelegen.

Legt Europas Inlandsverkehr zu?

Das Wachstum des Passagieraufkommens im ersten Quartal dieses Jahres wurde in Europa vollständig vom internationalen Verkehr (+ 5,7 Prozent) getragen, während der Inlandsverkehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stagnierte. Im Vergleich zu den Werten vor der Pandemie (erstes Quartal 2019) lag das internationale Passagieraufkommen um 8,9 Prozent höher, während für das inländische Passagieraufkommen ein Minus von 12,8 Prozent notiert werden muss.

Das monatliche Wachstum hat sich ebenfalls verlangsamt. Konnte im Januar 2025 noch ein Plus von 6,9 Prozent registriert werden, schlugen im Februar nur noch 3,4 Prozent und im März 3,0 Prozent zu Buche. Jankovec ist dennoch zuversichtlich für den kommenden Sommer. Allerdings: „Die große Frage ist, was ab dem nächsten Winter passiert, angesichts der beispiellosen makroökonomischen Unsicherheit, mit der wir jetzt infolge des Angriffs der Trump-Regierung auf das globale multilaterale Handelssystem konfrontiert sind.“

Denn das könne auch zur Folge haben, dass sich die Airlines nicht nur auf die Geopolitik und den derzeitigen Angebotsdruck aufgrund von Verzögerungen bei der Auslieferung und Wartung von Flugzeugen sowie Kapazitätsengpässen bei der Infrastruktur konzentrieren müssen, sondern der Fokus auf Rendite statt Kapazitätserweiterung gelegt werde. Der Generaldirektor fürchtet zusätzlich einen Nachfragedruck.

Wachsen die EU-Flughäfen schneller?

Dass die Entwicklung der einzelnen Airport-Standorte in Europa unterschiedlich verläuft, ist kein Geheimnis. Innerhalb der EU+ (dahinter verbergen sich die EU-Staaten plus Island, Lichtenstein, Norwegen, Schweiz und Großbritannien) stieg das Passagieraufkommen um 4,1 Prozent.

Die Flughäfen in der Slowakei (+ 15,9 Prozent), Polen (15,4 Prozent), Ungarn (14,7 Prozent), Malta (13,9 Prozent) und Litauen (13 Prozent) erzielten die besten Ergebnisse. Dagegen ging das Fluggastaufkommen in Island (- 2,5 Prozent), Schweden (- 2,2 Prozent) und Irland (0,5 Prozent) zurück. In Deutschland und Österreich lag das Plus bei jeweils 1,1 Prozent. Die Schweiz (1,6 Prozent) und Großbritannien (1,7 Prozent) entwickelten sich ebenfalls nur marginal vorwärts.

Wie entwickelt sich die russische Luftfahrt?

Flughäfen außerhalb der EU übertrafen im ersten Quartal 2025 mit einem Anstieg des Passagieraufkommens um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum den europäischen Durchschnitt. Ausschlaggebend dafür waren die Erholung der Flughäfen in Israel (+ 60,4 Prozent) sowie die schnell wachsenden Märkten Moldawien (+ 56 Prozent), Bosnien und Herzegowina (+ 41,7 Prozent), Kosovo (+15,6 Prozent), Usbekistan (+ 15,5 Prozent), Albanien (+ 9,1 Prozent) und Georgien (+ 8,5 Prozent). Auf den Flughäfen in der Türkei stagnierte das Fluggastaufkommen, während es in Russland weiter zurückging.

Welches Drehkreuz legte am meisten zu?

Selbst von Standort zu Standort zeigten sich im ersten Quartal 2025 erhebliche Leistungsunterschiede. Unter den großen Hubs (Flughäfen mit mehr als 40 Millionen Fluggästen) stehen Rom-Fiumicino (+ 9,4 Prozent) und Istanbul-Sabiha Gokçen (+ 9,0 Prozent) an der Spitze der Entwicklung. London-Heathrow (- 1,5 Prozent) blieb zwar der verkehrsreichste europäische Flughafen, wurde aber im März von einem massiven Stromausfall beeinträchtigt, was natürlich Auswirkungen auf die Passagierzahlen hatte.

Wie viele europäische Airports erreichen 2019er-Niveau?

Einerseits erfreulich dagegen die Entwicklung der kleinen Flughäfen mit weniger als eine Million Passagiere: Ihr Fluggastaufkommen stieg um 13,4 Prozent. Anderseits blieben sie um 34,5 Prozent hinter ihrem Vor-Pandemie-Volumen zurück, da sowohl Billigfluganbieter als auch Full-Service-Carrier weiterhin größeren und einträglicheren Märkten den Vorzug geben, sagt ACI Euope.

Bei den Airports mit einen Passagieraufkommen zwischen zehn und 25 Millionen Reisenden lagen Tel Aviv (+ 60,4 Prozent), Krakau (+ 21,9 Prozent), Budapest (+ 15,5 Prozent), Alicante (+ 14,6 Prozent) und Valencia (+ 14,3 Prozent) an der Spitze.