Brussels Airlines baut ihr Streckennetz ambitioniert aus. Aber: Investitionen in den Ausbau der Flotte sind nur möglich, wenn die Fluggesellschaft profitabel bleibt.

Brussels Airlines setzt bei Flügen zu Destinationen in Afrika auf eine neue strategische Partnerschaft mit ihren Joint-Venture-Partnern Air Canada und United Airlines. So könne die relativ kleine Fluggesellschaft, Teil des mächtigen Lufthansa-Konzerns, „schneller wachsen als allein“, sagt Dorothea von Boxberg, CEO des belgischen Nationalcarriers.

Die Idee ist, dass United Airlines und Air Canada mehr Zubringerflüge von nordamerikanischen Zielen aus nach Brüssel durchführen. „Wir haben unsere eigenen USA-Routen nach New York-JFK und Washington-Dulles. Um das Afrika-Drehkreuz in Brüssel schneller aufzubauen, müssen wir mehr Transatlantikflüge über die Partner bekommen und selbst verstärkt nach Afrika fliegen“, so die Deutsche in Diensten der Belgier. Der zweite Schritt wäre, „unsere Präsenz in Afrika durch die Aufnahme weiterer Reiseziele zu verstärken“.

Gibt es weitere Expansionspläne bei Brussels Airlines?

Das Projekt sei deshalb sinnvoll, weil der Nordatlantik-Afrika-Markt derzeit wesentlich schneller wachse als der Europa-Afrika-Markt. Das Management der Brussels Airlines schätzt, dass der künftige Verkehr über das Brüsseler Drehkreuz etwa 70 Prozent Europa – Afrika und 30 Prozent Nordamerika – Afrika ausmachen werde.

Bei der Frage nach weiteren Expansionsplänen zeigt sich von Boxberg zurückhaltend. „Brussel Airlines hat eine lange Verlustgeschichte hinter sich – deshalb ist es wichtig, dass die Fluggesellchaft profitabel wird.“

Soll die Langstreckenflotte erneuert werden?

Tatsächlich konnte das Unternehmen inzwischen bekannt geben, dass es im Jahr 2023 ein bereinigtes EBIT von 53 Millionen Euro erwirtschaftet hat, ein Rekordergebnis. „Das ist ein supercooler erster Schritt, aber nicht das Ende“, mahnt die Airlinechefin zur Nachhaltigkeit. Brussels Airlines sollte nicht zu schnell wachsen, sondern „die richtigen Schritte unternehmen und sich nicht auf Abenteuer einlassen, die am Ende vielleicht ganz schlimm ausgehen könnten,“ so von Boxberg.

Die Erneuerung der Langstreckenflotte sieht die CEO derweil noch nicht als dringend an. Die Widebodies des Carriers „haben ein Durchschnittsalter von 17 Jahren – das ist nicht das Alter, in dem man ein Flugzeug austauscht“, so von Boxberg. Insgesamt betreibt Brussels Airlines neun A330-300. Ein zehntes Flugzeug wird hinzukommen. Allerdings werde das Management in Kürze mit der Evaluierung eines potenziellen Nachfolgers beginnen. Von Boxberg ist möglicherweise an einem neuen Flugzeugtyp interessiert, der eine größere Reichweite als die A330-300 bietet.

Wie sieht die Kurz- und Mittelstreckenflotte aus?

Die im Einsatz stehende Kurz- und Mittelstreckenflotte von Brussels Airlines umfasst 14 A319, 16 A320 sowie zwei A320neo. Ende 2023 nahm die Fluggesellschaft ihre erste Neo in die Flotte auf. Bis Ende dieses Jahres sollen fünf Flugzeuge dieses Typs betrieben werden.

Und: „Vielleicht ist irgendwann auch eine A321neo für uns sinnvoll.“ Doch das liege in der Entscheidung der Lufthansa Group – sie sage, welches der konzernweit bestellten Flugzeuge für welche Konzern-Airline zum Einsatz kommt. Doch sei es drum: „Im Laufe des Jahres werden Flottengespräche geführt – um zu sehen, wie die Flugzeuge im Jahr 2025 verteilt werden“, blickt von Boxberg voraus. Fest stehe, dass „wir natürlich mehr A320neo fordern werden“.

Und wären nicht auch kleine Flugzeuge auf einigen Zubringerrouten zum Drehkreuz Brüssel-Zaventem geeignet? „Es wäre in der Tat interessant, mehr Flexibilität zu haben“, so von Boxberg. Allerdings sollte ein solches Flugzeug aber auch über mindestens 120 Sitzplätze verfügen. Und „da Brussels Airlines kein Interesse hat, einen zusätzlichen Flugzeugtyp einzuflotten, wäre das nur über Wetleases.“

Text: Kurt Hofman