Die Nachfrage nach Airbus-Flugzeugen ist hoch, der Hersteller erfüllte zuweilen aber seine Produktionsziele nicht. Nun hat der europäische Konzern die jüngsten Zahlen vorgelegt.

Fehlende Bauteile und knappe Arbeitskräfte machen den Flugzeugherstellern und ihren Zulieferern weiter zu schaffen. Dennoch gehen die Branchenriesen Airbus und Boeing davon aus, dass sie in diesem Jahr so viele Passagierjets ausliefern werden wie versprochen. Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus meldete am Mittwochabend überraschend gute Geschäfte im zweiten Quartal und bekräftigte seine Pläne, die Produktion seiner stark gefragten Jets aus der Modellfamilie A320neo bis zum Jahr 2026 auf den Rekordwert von 75 Maschinen pro Monat auszuweiten. Wie schnell er dabei vorankommt, will Vorstandschef Guillaume Faury aber nicht mehr so genau verraten.

Zwischenziel von Airbus verpasst

Zuletzt hatte Airbus das Zwischenziel von monatlich 65 Maschinen auf Ende 2024 verschieben müssen. Er wolle nicht mehr jeden Monat und jedes Quartal über die geplante Produktionsrate Auskunft geben müssen, sagte der Manager am Abend in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Das Ziel von 75 Maschinen pro Monat für 2026 stehe aber weiterhin. „Es gibt keine Änderung an unserem Plan.“

Indes könnte der jüngste Rückruf von Triebwerken des Herstellers Pratt & Whitney indirekte Folgen für die Flugzeugproduktion bei Airbus haben. Im laufenden Jahr rechnet Faury zwar mit keinen Auswirkungen. Denn der in dieser Woche bekannt gewordene Materialmangel betrifft nur rund 1200 längst ausgelieferte Turbinen – und damit Flugzeuge, die schon länger in Betrieb sind. Sollte Pratt & Whitney jedoch in den kommenden Jahren Kapazitäten für diese Reparaturen umwidmen müssen, könnte dies zulasten von Triebwerken für neue Jets gehen.

Metallpulver Grund für Probleme bei Turbinen

Pratt & Whitney (P&W) gehört zum US-Konzern Raytheon Technologies. Zusammen mit seinem deutschen Partner MTU Aero Engines baut P&W die Antriebe vom Typ PW1100G-JM, die etwa bei jedem zweiten Flugzeug aus der A320neo-Familie zum Einsatz kommen. Die übrigen Jets sind mit Triebwerken vom Typ Leap von CFM ausgestattet, einem Gemeinschaftsunternehmen von Safran und General Electric.

Das Problem bei den betroffenen P&W-Triebwerken besteht laut MTU-Chef Lars Wagner in einem seltenen Zustand eines Metallpulvers, das bei Pratt & Whitney in einem gewissen Zeitraum in Rohlinge für neue Turbinenscheiben eingeschmolzen wurde. Die derzeit produzierten Triebwerke und Ersatzteile seien davon nicht betroffen. Allerdings müssten rund 200 der 1200 Triebwerke spätestens Mitte September in die Inspektion, die restlichen 2024 oder Anfang 2025.

Hohe Auftragslage bei Airbus

Die betroffenen Maschinen fehlen den Airlines während der Reparaturen für den laufenden Betrieb – und das in einer Zeit, in der die Flugzeughersteller die immense Nachfrage nach neuen Jets ohnehin kaum erfüllen können und Ersatztriebwerke knapp sind.

Dabei kann sich Airbus vor Bestellungen kaum retten. Allein seit Jahresbeginn holte er Aufträge über mehr als 1000 Verkehrsflugzeuge herein. Der Löwenanteil entfiel auf die A320neo-Familie, darunter immer häufiger die Langversion A321neo. Ende Juni saß der Hersteller über alle Modelle hinweg auf einem Rekord-Auftragsbestand von knapp 8000 Jets.

Im zweiten Quartal erzielte Airbus einen Umsatz von 15,9 Milliarden Euro und damit fast ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) legte um mehr als ein Drittel auf 1,85 Milliarden Euro zu. Der Überschuss sprang sogar um 55 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro nach oben. (dpa)