Immer wieder muss der Luftverkehr an Flughäfen unterbrochen werden, wenn Drohnen in deren Sicherheitsbereich einfliegen. Aartos bietet ein System, dass dies vollautomatisch verhindert. Wie funktioniert das?

Drohne ist nicht gleich Drohne. Das sei angesichts der aktuellen Drohnenangriffe auf ukrainische Ziele vorweg geschickt. Und nur die wenigsten in Europa betriebenen Drohnen fallen in die Waffenkategorie. Doch was ist eine „gute“ und was eine „gefährliche“ Drohne in Bezug auf den zivilen Luftverkehr?

Einfache Drohnen können große Probleme verursachen

Um die Antwort vorwegzunehmen – selbst auf den ersten Blick harmlose, für das Hobby erworbene Drohnen können bei einer Kollision mit einem startenden oder landenden Verkehrsflugzeug zu einer realen Gefahr für Besatzungen und Passagiere werden. Beispielsweise, wenn sie in die Triebwerke geraten und zu deren Ausfall in der besonders kritischen Startphase führen, oder Steuerflächen durch Trümmerteile in Folge einer Kollision blockiert werden.

Bei der Flugshow in Zeltweg war das Aartos-System in einem Transporter untergebracht. Bild: AARONIA, DFS

Airlines und Flughäfen nehmen das Risikopotenzial der kleinen Flugkörper ernst und suchen weltweit nach Abwehrmaßnahmen, um deren Einflug in die Sicherheitsbereiche rund um die Airports zu verhindern. Ein global und nicht nur in der Zivilluftfahrt vertretener Anbieter von Drohnenabwehrsystemen ist die deutsche Aaronia, die ihr Aartos (Advanced Automatic Tracking and Observation Solution)-Drohnendetektionssystem an Flughäfen, aber auch zum Schutz anderer, sicherheitssensibler Orte zum Einsatz bringt. 2022 war es beispielsweise das Tagungshotel der Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Wirtschaftsnationen beim letztjährigen G20-Gipfel auf der indonesischen Insel Bali.

Zahlreiche Kunden der ganzen Welt vertrauen auf Aartos

Das Projekt C-EAT (Countering Emer- gency Air Threats) der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule des österreichischen Bundesheeres, bei dem die Drohnenabwehr ein Teilgebiet ist, hat sich ebenfalls für Aartos entschieden. Im Fokus hier stehen der Objektschutz und die Sicherung militärischer Einrichtungen sowie die Überwachung von Staatsbesuchen und zivilen Großveranstaltungen. wie die Airpower-Flugshow 2022 in Zeltweg.

Weitere Einsatzgebiete bei Aartos-Kunden rund um den Globus sind der Schutz kritischer Infrastrukturen, wie Stromnetze, die Unterstützung von Militär und Polizei, der Personen- und Grenzschutz, sowie die Gefahrenabwehr für VVIP-Großyachten. Das System kommt auch bei der Drohnenabwehr an diversen internationalen Verkehrsflughäfen zum Einsatz, so in London-Heathrow, Singapore-Changi oder Muskat im Oman. An weiteren Airports wird Aartos ebenfalls verwendet, doch möchten diese nicht öffentlich genannt werden.

Wie funktioniert Aartos? Automatische Abwehr

Das System erkennt und verfolgt Drohnen nicht nur auf den Flughafengeländen, sondern identifiziert sie vielmehr bereits im umliegenden Luftraum. Zudem warnt es das zuständige Sicherheitsteam eines Flughafens frühzeitig im Fall eines unbefugten Drohneneinsatzes. Das System funktioniert auch zur Ortung der Drohnenpiloten selbst, und kann zur Identifizierung ihrer Position herangezogen werden.

Beim Aartos X3 ist der Drohnendetektor direkt in einen robusten Laptop-Koffer integriert. Bild: AARONIA, DFS

Aartos: Drei Schritte zur Drohnenabwehr

Aartos arbeitet in drei Schritten. Zunächst werden sämtliche Drohnen in einer Entfernung von bis zu 50 Kilometer aufgespürt, indem das System deren gesamten Funkverkehr erkennt und über eine dreidimensionale Triangulation die Position im Raum bestimmt. Dabei wird nicht nur der legale Frequenzbereich überwacht, sondern auch illegale Frequenzen.

Aartos enteckt Drohnen in einer Entfernung von bis zu 50 Kilometer – und das schon vor deren Start. Bild: AARONIA, DFS

Im zweiten Schritt werden sich dem Flughafen nähernde Objekte per Radar erfasst, was deren Positionsbestimmung auf wenige Quadratmeter genau ermöglicht. In der dritten Stufe erfasst eine hochauflösende Kamera die Drohne und erkennt, ob es sich um Kinderspielzeug oder eine reale Gefahr handelt. Noch nicht in der EU und somit auch nicht in Deutschland erlaubt ist eine besondere Fähigkeit von Aartos: Das System ist technisch in der Lage, die Steuerungssignale einer potenziell gefährlichen Drohne so zu stören, dass sie umgehend landet.

Sechs Generationen zur Verbesserung der Flugsicherung

Noch ausgeklügelter ist die Möglichkeit, die Fern-Drohnen sind eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für den Luftverkehrsteuerung der Drohne zu übernehmen, und sie zu einem sicheren Ort zu „entführen“. Auffindbar sind nicht nur fliegende Drohnen, sondern auch jene, die sich noch am Boden befinden und deren Einsatz vorbereitet wird. Seit 2019 ist die sechste Aartos-Generation im Einsatz. Dieses System erkennt fast in Echtzeit die Position und Höhe einer Drohne und leitet entsprechende Gegenmaßnahmen ein.