Vom Militär zur nationalen Fluggesellschaft: SAAs erste schwarzafrikanische Kapitänin Annabel Vundla hat es geschafft. Wir haben ein Interview mit ihr geführt.

Im Rahmen eines Artikels über Frauen in Afrikas Luftfahrt, berichtete AERO INTERNATIONAL über den Einfluss von historischen Ereignissen auf die aktuelle Situation. In diesem Zusammenhang ist ein Interview mit Annabel Vundla, Flugkapitänin bei der South African Air Force, entstanden. Das Interview führte Wolfgang Borgmann.

AERO INTERNATIONAL: Was hat Ihr Interesse für die Fliegerei geweckt? Gab es ein einschneidendes Ereignis?
ANNABEL VUNDLA: Ja, ich war mit meiner Mutter am Flughafen und habe die Stewardessen gesehen. Sie erklärte mir, dass die für die Sicherheit zuständig sind und die Passagiere während des Flugs bedienen. Ich dachte: Das gefällt mir nicht. Warum sollte ich den Leuten das Essen servieren? Dann sah ich die Cockpit-Besatzung und fragte erneut: Was machen diese Männer in ihren blauen Uniformen? Und meine Mutter sagte: Sie fliegen das Flugzeug. Da wusste ich, dass ich diesen Job machen will. Auch wenn es damals für schwarze Frauen unvorstellbar schien.

Und wie wurde aus diesem für unerreichbar gehaltenen Traum ein Beruf?

Die südafrikanische Luftwaffe kam zu einem Informationstag in meine Schule und suchte Nachwuchs. Ich bewarb mich und wurde akzeptiert. 1999 begann ich mit meiner Offiziers- und Flugausbildung. Ein Jahr darauf war ich die erste Schwarze mit einer Pilotenlizenz in der südafrikanischen Luftwaffe.

Wie ging es danach weiter?

Mein erstes Muster war die Pilatus PC-7, gefolgt von Cessna Caravan und Beech King Air. Im Anschluss daran wurde ich Ausbilderin. Nach neuen Herausforderungen suchend bewarb ich mich bei der Präsidentenstaffel und wurde Kommandantin und Ausbilderin auf der Cessna Citation und Falcon 50. Darauf folgte die Boeing BBJ, die ich noch heute fliege – seit kurzem als Kommandantin.

War das die Zeit, in der Sie den damaligen Staatspräsidenten Nelson Mandela flogen und auch kennenlernten?

Mandela war fünf Jahre regelmäßig mein Passagier. An ihn habe ich ganz besondere Erinnerungen, denn er war stolz, dass ich als schwarze Frau meinen Weg in die Cockpits der südafrikanischen Luftwaffe gefunden habe. Wir haben oft und lange miteinander geredet. Er war ein sehr sanftmütiger und intelligenter Mensch, der sich Details aus unseren Unterhaltungen über Wochen und Monate merken konnte.

„Afrikanerinnen finden nur schwer einen Einstieg in die Welt der Luftfahrt“ meint Maseka Semo-Olesi Kithinji. Bild: ASEKA SEMO-OLESI KITHINJI, DARE TO DREAM

Sie fliegen aber auch bei South African Airways?

Ich fliege sozusagen in beiden Welten: Bei der Luftwaffe bin ich Falcon-50- und BBJ-Kommandantin in der Präsidentenstaffel; bei South African Airways Kapitänin auf dem Airbus A320.

Ist der Alltag einer schwarzen Pilotin in Südafrika konfliktfrei?

Ich erlebe regelmäßig Rassismus und Sexismus. Sowohl in der Luftwaffe als auch bei der Airline.

Wie gehen Sie damit um?

Ich lasse mir keinen Blödsinn erzählen und nichts gefallen. Ich mache meinen Job und konfrontiere mein Gegenüber, wenn es sein muss. Das Militär hat mich emotional stark gemacht.

Was ist Ihr Rat an junge Frauen?

Mach keine Rückzieher, gebe nie auf und gehe deinen Weg! Sei stark! Flugschülerinnen, die Probleme mit ihrem Ausbilder haben, sage ich: Such dir einen anderen! Jemanden, der dich nicht auf deinem Weg aufhält. Junge Mädchen müssen aufhören, sich selbst zu bemitleiden. Niemand kann euren Weg für euch durchs Leben gehen – das könnt ihr nur alleine tun.