Die längste Piste der USA und ein Areal, auf das vier andere Mega-Hubs problemlos passen würden: Colorados Vorzeigeairport ist ein Flughafen der Superlative.

Es war das Hauptthema in den Nachrichten. Zum ersten Mal in der 30-jährigen Geschichte des Denver International Airports flog eine A380 den US-amerikanischen Flughafen an. Entsprechend groß war die Fangemeinde im Umfeld des Airports, als der Riesenairbus auf die 4800 Meter lange Runway einschwenkte, schließlich majestätisch landete und wenig später unter Kameraklackern via Taxiway zu seiner Parkposition rollte.

Der Lufthansa war dieses Spektakel zu verdanken, denn seit dem 30. April bedient der Kranich Denver ab München statt mit A350 mit seinem Flaggschiff – und das in einer Zeit, in der die transatlantische Stimmung ob der schwankenden US-Politik belastet ist. Der Kranich sorgt dafür, dass endlich wieder Positives berichtet werden kann.

Check-in
Geradezu futuristisch erscheint der Check-in-Bereich der United Airlines in der Great Hall. Bild: Denver Airport

Denver International Airport: Drei Jahrzehnte im Geschäft

Seit seiner Eröffnung am 28. Februar 1995 hat sich der Denver International Airport (IATA-Code DEN) zu einem der verkehrsreichsten Flughäfen der Welt entwickelt. Konkret gilt er, gemessen an der Zahl der Passagiere, als die Nummer drei in den USA. Lediglich Atlanta und Dallas Fort Worth fertigen pro Jahr mehr Fluggäste ab.

Im Jahr 2024 begrüßte DEN rund 82,4 Millionen Passagiere, ein Plus von 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein neuer Rekordwert. Was Außenstehende nicht sonderlich verwundern dürfte, DEN gilt schließlich als Colorados wichtigster Wirtschaftsmotor und lässt jährlich 47,2 Milliarden US-Dollar ins Portemonnaie des US-Bundesstaats fließen.

137,8 Quadratkilometer ist der Denver International Airport groß

Great Hall
Ein Blick unters Zeltdach: In der Great Hall befinden sich neben Check-in und der Gepäckrückgabe auch die Sicherheitskontrollen. Bild: Peter Scott Barta/Denver

Zudem ist er der letzte große Airport, der in Nordamerika neu erbaut wurde. DEN hat seinerzeit den damaligen Flughafen Denver Stapleton International abgelöst, als der seine Kapazitätsgrenze erreicht hatte und keinen Platz für weiteres Wachstum bieten konnte. Das ist am heutigen Standort anders. Die damalige Weitsicht der lokalen Regierung macht sich bezahlt. DEN verfügt über unglaubliches Wachstumspotenzial, was wohl jeden europäischen Airportchef vor Neid erblassen lässt.

Der Flughafen erstreckt sich über eine Fläche von 137,8 Quadratkilometern. Damit ist das Areal doppelt so groß wie Manhattan. Was den Vergleich zu anderen Flughäfen angeht, könnten Hartsfield Jackson Atlanta, Chicago O’Hare, Los Angeles International und Dallas Fort Worth zusammen auf dem weitläufigen Gelände Platz finden.

Sechs Runways im Betrieb

Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Bau einer neuen Start- und Landebahn auch hier mit Auflagen behaftet ist und es bis zu zehn Jahre dauern kann, bis ein solches Projekt umgesetzt wird, wie Phillip Washington, CEO des Denver International Airports, im exklusiven Gespräch mit AERO INTERNATIONAL berichtet.

Aktuell stehen sechs Runways in Betrieb. Aber es wurden ausreichend räumliche Puffer vorgesehen, und selbst die Wohnbebauung ist weit entfernt. Von den jährlich rund 1000 Beschwerdebriefen wegen des Lärms kommen 93 Prozent von einem einzigen Farmer.

Kultur Tribut gezollt

Flughafen Denver
Für United Airlines ist der Flughafen Denver inzwischen ihr größtes Drehkreuz. Bild: Peter Scott Barta/Denver Airport

Die preisgekrönte Architektur des Flughafens Denver vor der faszinierenden Kulisse der Rocky Mountains ist hingegen über jede Kritik erhaben. Das international bekannte Spitzdach des Jeppesen Terminals, entworfen von Fentress Bradburn Architects,
spiegelt die schneebedeckten Berge wider und erinnert an die frühe Geschichte Colorados, als Tipis der Ureinwohner die Great Plains prägten.

In dem Terminalgebäude, auch Great Hall genannt, befinden sich der Check-in für alle Airlines, die Sicherheitskontrollen und die Gepäckrückgabe. Nördlich davon sind die Concourses A, B und C angeordnet. Insgesamt stehen 173 Gates, davon kein einziges Busgate, zur Verfügung. Die Gates werden für zumeist zehn Jahre an die Fluggesellschaften vermietet.

Verglaste Fußgängerbrücke: Denver International Airport

Neben einer unterirdischen Bahnverbindung kann Concourse A zusätzlich über eine 111 Meter lange, verglaste Fußgängerbrücke erreicht werden. Das ist insofern spannend, als dass die Flugzeuge unter der Brücke hindurch rollen. Ebenso interessant ist es, dass ankommende Flugzeuge im Luftraum über DEN mangels Verkehr nie ins Holding müssen.

Auch stellen sich vor Abflug selten Flugzeuge an der Piste an. Dafür ist der Winter in Colorado ein Thema. DEN verfügt über fünf zentrale Enteisungsplattformen mit 27 Enteisungsplätzen, auf denen vier Enteisungsdienstleister arbeiten.

Wachstum verlangsamt sich

Flugzeuge
Das Gros der Fluggäste, die in Denver ein Flugzeug besteigen, fliegt innerhalb Nordamerikas. Bild: Peter Scott Barta/Denver Airport

Eigentümerin des Flughafens ist die Stadt Denver. Deshalb berichtet CEO Washington direkt an den Bürgermeister. Diesen muss er jetzt beispielsweise auch über die Tatsache informieren, dass sich die starken Wachstumsraten der Vergangenheit allmählich abflachen. Was wohl auch der gegenwärtigen US-Politik geschuldet ist.

Die größte Airline vor Ort ist mit einem Marktanteil von 48 Prozent United Airlines, Southwest kommt auf 32 Prozent und die
in Denver beheimatete Frontier Airlines auf neun Prozent. Gegenwärtig sind 55 Prozent aller Passagiere dem Punkt-zu-Punkt-Verkehr zuzuordnen. Und in Spitzenzeiten passieren bis zu 80 000 Passagiere pro Tag die Sicherheitskontrolle.

Denver International Airport: Erweiterungen geplant

Trotz des sich abzeichnenden schwächeren Wachstums laufen die Arbeiten an der Erweiterung von Concourse C um elf zusätzliche Gates unbeirrt fort, um die Kapazität des Airports auf bis zu 100 Millionen Fluggäste pro Jahr zu erhöhen. „Wir haben bereits 39 neue Gates an diesem Flughafen fertiggestellt, vorzeitig und im Rahmen des Budgets“, berichtet Washington. Eine siebte Piste könnte gebaut werden. „Wir haben genügend Platz für insgesamt zwölf Start- und Landebahnen“, so der CEO weiter.

Bereits heute setzt der Flughafen einen zwölf Milliarden US-Dollar teuren Investitionsplan über einen Zeitraum von zehn Jahren um, um ein Tor zum Westen für mehr internationale Fluggesellschaften zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, bietet Denver den Fluggesellschaften je nach Zielort spezielle Anreize. „Diese Strategie ist sehr effektiv, um Fluggesellschaften anzulocken“, sagt Washington.

Fluggesellschaften tragen zur Finanzierung bei

A380
Sehenswert: Seit Ende April bedient die deutsche Lufthansa den Denver International Airport mit A380. Bild: Peter Scott Barta/Denver Airport

Und es mache sich bezahlt. Nicht allein, dass Denver als Reiseziel beworben wird – „die Fluggesellschaften tragen durch ihre Gebühren zur Finanzierung des Projekts bei. Wenn ein Projekt nicht gut gemanagt wird, verlieren die Airlines Geld“,
so Washington weiter. Investiert wird ohne Steuerzahlergeld. Nötig ist das allemal, denn mittlerweile wird es bei den internationalen Ankünften eng, wenn viele Flugzeuge zur selben Zeit ankommen. Und allein die Umbaukosten der Great Hall belaufen sich auf 2,3 Milliarden US-Dollar.

Im Sommer 2024 begrüßte das Airportmanagement eine neue internationale Verbindung von Aer Lingus aus Dublin, und im vergangenen Herbst eröffnete zudem Turkish Airlines Nonstopflüge aus Istanbul. Auch startete United inzwischen einen saisonalen Dienst von Denver nach Rom. Um neue Flugverbindungen ins Ausland zu etablieren, ist Ausdauer nötig, sagt Washington. Denn es könne zehn bis zwölf Jahre dauern, bis sich eine Airline entscheidet, Dienste tatsächlich auch aufzunehmen. Nur stete Beharrlichkeit führt zum Ziel.

4,6 Millionen Passagiere: Denver International Airport

Flugzeug
Viva Aerobus ist eine mexikanische Low-Cost-Fluggesellschaft, die Denver mit Monterrey verbindet. Bild: Peter Scott Barta/Denver Airport

Denver konnte im Jahr 2024 rund 4,6 Millionen internationale Passagiere verzeichnen. Bei insgesamt 82,4 Millionen ist das eine geringe Zahl, zugegeben, dennoch bedeutet dieser Wert einen Anstieg der internationalen Passagierzahlen um 15 Prozent gegenüber 2023.

Star-Alliance-Mitglied und Platzhirsch United beschäftigt am Denver International Airport 10 000 Mitarbeitende. Inzwischen hat der Colorado Airport das Drehkreuz Chicago O’Hare als Uniteds wichtigsten Hub in Nordamerika abgelöst. Und somit spielt Denver auch für einen engen Partner jenseits des Atlantiks eine immer wichtigere Rolle.

Erfahrungen, Personal und Wissen austauschen

Flughafen
Concourse A ist einer von dreien am Flughafen Denver. Bild: Peter Scott Barta/Denver Airport

München ist der Schwesterflughafen von DEN. 1992 wurde eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, um unter anderem Erfahrungen, Personal und Wissen auszutauschen. Und die enge Bande war Grund genug, dass auf dem eingangs beschriebenen A380-Erstflug auch Münchens Flughafenchef Jost Lammers an Bord war. „Etwa 70 Prozent der Passagiere aus Nordamerika, die in München landen, steigen um. Und etwa 40 Prozent der Passagiere nach Denver sind ebenfalls Umsteigepassagiere.“

Lufthansa hatte die Strecke im Mai 2016 eröffnet und bedient sie ganzjährig. „2022 nahm zusätzlich United Flüge nach München auf. Seitdem beförderten Lufthansa 1,3 Millionen und United 420 000 Passagiere auf der Verbindung – mehr als 1,7 Millionen Passagiere also insgesamt zwischen beiden Städten“, rechnet Lammers vor.

A380-Betrieb: Denver International Airport

Während des Fluges erklärte zudem Lufthansa-A380-Kapitän Thomas Jahn, dass die Vorbereitungen für die Zulassung Denvers für den A380-Betrieb zwei bis drei Monate gedauert habe. Lufthansa könne alle sechs Pisten für Starts und Landungen der A380 nutzen. Salt Lake City wurde als Ausweichflughafen ausgewählt; der Phoenix Sky Harbor Airport ist der zweite Ausweichflughafen in der Region.

Und: Von Denver aus, der Flughafen befindet sich immerhin in 1600 Meter Meereshöhe, kann Lufthansa ihre A380 weitestgehend ohne Nutzlastbeschränkung betreiben, wenige mögliche Ausnahmen gelten allenfalls an besonders heißen Sommertagen. Aber dafür haben die Verantwortlichen mit einer mehr als 4800 Meter langen Start- und Landebahn, der 16R/34L, gut vorgesorgt. Und noch ein letzter Superlativ: Sie ist die längste Nordamerikas.