Frankfurt/Main, 30. Juli 2019 Trotz brummenden Geschäfts hat die Lufthansa im ersten Halbjahr einen Verlust eingeflogen. Das Management warnt vor weiteren Turbulenzen, was an der Börse gar nicht gut ankommt. Ein deutlicher Gewinneinbruch und düstere Prognosen für die kommenden Monate haben die Aktie der Deutschen Lufthansa AG in den Sinkflug geschickt. Der Dax-Konzern leidet nach […]

Frankfurt/Main, 30. Juli 2019

Trotz brummenden Geschäfts hat die Lufthansa im ersten Halbjahr einen Verlust eingeflogen. Das Management warnt vor weiteren Turbulenzen, was an der Börse gar nicht gut ankommt.

Ein deutlicher Gewinneinbruch und düstere Prognosen für die kommenden Monate haben die Aktie der Deutschen Lufthansa AG in den Sinkflug geschickt. Der Dax-Konzern leidet nach eigenen Angaben unter den gestiegenen Kerosin-Preisen und dem anhaltend starken Konkurrenzdruck in Europa. Vor allem in Deutschland und Österreich bleibe der Wettbewerb der Airlines um die Passagiere aggressiv, teilte der Dax-Konzern am Dienstag in Frankfurt mit. Daran werde sich bis mindestens Ende 2019 kaum etwas ändern.

Das Unternehmen berichtete von einem im Jahresvergleich um 70 Prozent gefallenen Gewinn für das zweite Quartal: Trotz eines um vier Prozent auf 9,6 Milliarden Euro gewachsenen Umsatzes blieben am Ende auch wegen einer unerwarteten Steuerrückstellung nur 226 Millionen Euro Gewinn.

Alle Sparten verzeichneten Rückgänge. Die zu einer komplexen Sanierung anstehende Billigtochter Eurowings und das Frachtunternehmen Lufthansa Cargo schrieben im Tagesgeschäft sogar rote Zahlen. Zusammen mit dem negativen ersten Quartal hat Lufthansa in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 116 Millionen Euro Verlust eingeflogen. Vor einem Jahr stand hier noch ein Gewinn von 713 Millionen Euro.

An der Börse wurden Zahlen und Prognosen sehr negativ aufgenommen. Die Lufthansa-Aktie sackte am Vormittag zeitweise um mehr als sechs Prozent ab und war damit größter Verlierer im Dax. Seit dem Jahreswechsel hat sie bereits gut ein Viertel an Wert verloren. Im Vergleich zum Rekordhoch von Anfang 2018 hat sich ihr Kurs mehr als halbiert.

Für das laufende Jahr hat die Lufthansa-Führung um Vorstandschef Carsten Spohr ihre Erwartungen bereits Mitte Juni zusammengestrichen. Sie geht nun von einem operativen Gewinn zwischen 2,0 und 2,4 Milliarden Euro aus. Ursprünglich hätten es 2,4 bis 3,0 Milliarden Euro werden sollen. Im Vorjahr hatte die Lufthansa bei dieser Kennzahl (bereinigtes Ebit) 2,8 Milliarden Euro erzielt. Trotz des erwarteten Rückgangs will sich das Unternehmen bemühen, für 2019 eine stabile Dividende von 80 Cent je Aktie auszuschütten.

Als Stütze des Geschäfts erwiesen sich bislang die Langstreckenflüge der Marken Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines. Vor allem auf den Strecken nach Nordamerika und Asien entwickelten sich Nachfrage und Ticketpreise sehr positiv, hieß es. Allerdings warnte das Management vor einer allgemein schwächeren Wirtschaftsentwicklung, die bis Jahresende vor allem die kurzfristigen Buchungen in der Business und First Class beeinträchtigen könnten.

Das Europa-Geschäft bleibt hingegen umkämpft. Am Vortag hatte bereits Konkurrent Ryanair seinen deutlichen Gewinneinbruch mit dem Preiskrieg erklärt. Die Konzerne beschuldigen sich gegenseitig, mit nicht kostendeckenden Preisen die Nachfrage anzuheizen. Die Ryanair-Tochter Laudamotion ist teilweise mit Werbepreisen von unter 5 Euro für den Sitz unterwegs. Lufthansas Finanzchef Ulrik Svensson bekräftigte am Dienstag den Willen seines Unternehmens, in den hochattraktiven Heimatmärkten Deutschland, Schweiz und Österreich die Marktanteile und Flugrechte zu verteidigen. «Daher ist es sinnvoll, einige Einbrüche in unserer Gewinn- und Verlustrechnung hinzunehmen.»

Von einer Zurückhaltung besonders umweltbewusster Kunden aus sogenannter Flugscham sei nichts zu spüren, sagte der Schwede Svensson. Die Ticketpreise seien nicht wegen der Nachfrage unter Druck, sondern wegen des Überangebotes von Flügen. Eurowings hat den Ausbau ihres Angebots in diesem Jahr bereits gestoppt. Ryanair kann nicht wachsen wie vorgesehen, weil die eingeplanten Boeing 737 Max nach zwei Abstürzen noch keine neue Fluggenehmigung erhalten haben.

Christian Ebner, dpa, und Steffen Weyer, dpa