20.11.2017 Tourismuskaufleute lernen in ihrer Ausbildung, Reisen zusammenzustellen und zu verkaufen. Die meisten arbeiten in Reisebüros – aber es gibt auch reichlich andere Betätigungsfelder. Gute Manieren und Englischkenntnisse brauchen Azubis überall. Hannover (dpa/tmn) – Alina Bührmann ist fasziniert von der weiten Welt. «Andere Länder, Sitten und Kulturen sowie das Reisen allgemein haben mich schon immer […]

20.11.2017

Tourismuskaufleute lernen in ihrer Ausbildung, Reisen zusammenzustellen und zu verkaufen. Die meisten arbeiten in Reisebüros – aber es gibt auch reichlich andere Betätigungsfelder. Gute Manieren und Englischkenntnisse brauchen Azubis überall.

Hannover (dpa/tmn) – Alina Bührmann ist fasziniert von der weiten Welt. «Andere Länder, Sitten und Kulturen sowie das Reisen allgemein haben mich schon immer begeistert», sagt die 20-Jährige, die bei Tui in Hannover eine Ausbildung zur Tourismuskauffrau mit dem Schwerpunkt Reiseveranstaltung macht. «Und ich habe Spaß daran, mit Menschen zu arbeiten und Gefallen an dem Gedanken gefunden, deren schönste Zeit im Jahr mitzugestalten.»

Letzteres ist keine Kleinigkeit, sondern elementar wichtig für den Beruf. «Man muss offen auf Menschen zugehen können sowie Freude und Geschick darin haben, mit Menschen zu arbeiten», sagt Dorothea Busche, Referentin für Bildung beim Deutschen Reiseverband in Berlin. Das gelte für Kunden und Geschäftspartner. «Jeder ist anders, aber mit jedem muss man reden können und sich auf ihn einlassen.» Toleranz, Feinfühligkeit, gute Umgangsformen und Freude an der Kommunikation muss daher jeder Auszubildende mitbringen.

Wichtig außerdem: Sprachkenntnisse. «Englisch sollte man gut sprechen können», sagt Busche. Zwar sind die meisten Gespräche im täglichen Berufsleben auf Deutsch. Doch immer wieder müsse man als Fachmann mit Hotels oder Agenturen vor Ort sprechen. «Und da ist der gemeinsame Nenner Englisch.» Auch andere Sprachen sind im Lebenslauf gern gesehen. Vor allem Spanisch und Französisch stehen hoch im Kurs.

Auch eigene Reisefreude der Bewerber sehen die Personaler gern in den Unterlagen, sagt Bettina Gläser-Krahn, Leiterin der Ausbildung bei Tui Deutschland. «Auslandserfahrung wie ein High-School-Jahr, eine Au-Pair-Tätigkeit oder Sprachkurse im Ausland sind ein klarer Vorteil.»

Die meisten Betriebe suchen Azubis mit mindestens mittlerem Schulabschluss, einige auch gezielt nach Fachabiturienten oder Abiturienten, sagt Nicole von Stockert, Sprecherin des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft. Wie in jedem kaufmännischen Beruf sollte man ein gutes mathematisches Verständnis mitbringen. «Interesse an Erdkunde wie auch der digitalen Welt helfen ebenfalls beim Einstieg in die Branche.» Und: Tourismus ist eine klassische Dienstleistungsbranche. «Dort wird eine hohe Servicementalität und -bereitschaft vorausgesetzt.»

Die Reiseveranstalter sind nur einer von mehreren Bereichen, die Tourismuskaufleute ausbilden. Hinzu kommen zum Beispiel Fluggesellschaften, Reedereien, Bahnbetreiber oder Mietwagenunternehmen. Die meisten Azubis bereiten sich allerdings in einem der rund 10 000 Reisebüros in Deutschland auf ihren Beruf vor. «Auch Tourismus-Informationszentren, Marketingorganisationen oder Freizeitparks kommen als Arbeitgeber in Frage», sagt von Stockert. Allerdings gibt es inzwischen eine Ausbildung namens Kaufleute für Tourismus und Freizeit, die stärker auf die Besonderheiten dieser Betriebe zugeschnitten ist.

Bei Reiseveranstaltern geht es in der Ausbildung vor allem darum, Produkte wie Pauschalreisen zusammenzustellen und buchbar zu machen. «Man lernt, wie Hotelzimmer, Flugplätze, Kreuzfahrtangebote oder Ausflüge in den Destinationen eingekauft werden, wie man aus den Einzelleistungen ein interessantes Angebot macht, dieses kalkuliert und wie man es on- und offline bewirbt und vertreibt», beschreibt von Stockert.

In einem Reisebüro stehen der Verkauf und der direkte Umgang mit Kunden im Mittelpunkt. «Dort lernt man, wie man eine passende Reise für die Kunden findet, zusammenstellt, bucht und abrechnet», sagt Busche. Marketing ist dabei wichtig, genau wie der richtige Umgang mit der Technik, Buchhaltung und auch der Kontakt mit den Anbietern der Reiseprodukte.

Einen Teil ihres Schulwissens konnte Alina Bührmann bei ihrer Ausbildung schon gut gebrauchen. «Aber viele Dinge waren für mich auch komplett neu», sagt sie. «Das Arbeiten in einem Unternehmen allgemein unterscheidet sich sehr zum Berufsschulunterricht.» Und wieder ganz anders ist die Arbeit außerhalb der Firma: Im Rahmen ihrer Ausbildung war Bührmann vier Wochen lang als Reiseleiterin auf der griechischen Insel Kreta.

Ein Muss ist die Ausbildung inzwischen nicht mehr, um Zugang zur Branche zu finden: Alternativ gibt es duale oder reguläre Studiengänge. Trotzdem ist die Tourismuskauffrau nach wie vor der Standardpfad, sagt von Stockert: Rund 5000 junge Leute lernen den Beruf derzeit. Knapp drei Viertel von ihnen sind junge Frauen, sagt Busche. Je nach Ausbildungsjahr verdienen sie von 717 Euro monatlich im ersten Jahr bis knapp 1000 Euro im dritten Jahr.

Nach der Ausbildung gibt es Jobs im In- und Ausland, sagt Tui-Ausbildungschefin Gläser-Krahn. «Es gibt einige Absolventen, die eine Tätigkeit in einem unserer Reiseländer aufnehmen, etwa als Reiseleiter, in einem Hotel oder in einer Agentur.» In der Regel arbeiten fertige Azubis aber in der Reisevermittlung und -veranstaltung sowie im Geschäftsreisebereich.

Wegen der kaufmännischen Ausrichtung sind die jungen Leute allerdings auch außerhalb der Touristik gefragt. Und wem die Ausbildung nicht genug ist, der kann sich zum Tourismusfachwirt weiterbilden oder ein touristisches Studium aufnehmen.

Verena Wolff, dpa