Die Nachricht ließ aufhorchen: Helvetic Airways wird zum Anfang des zweiten Quartals vier Embraer 195-E1 einflotten. Was steckt dahinter?

Die Fluggesellschaft Helvetic Airways plant die Einflottung von vier Embraer 195-E1. Zu diesem Zweck hat die Airline mit der US-amerikanischen Firma Azorra eine mehrjährige Leasingvereinbarung unterzeichnet. Die brasilianischen Regionaljets verfügen über 122 Plätze und zählen mit Jahrgang 2011 nicht mehr zu den jüngsten. Damit vergrößert sich die Embraer-Flotte des Schweizer Regionalcarriers auf 22 Flugzeuge. Neben den genannten Embraer 195-E1 stehen vier 195-E2, acht 190-E2 sowie sechs 190-E1 in Diensten.

Flottenerweiterung ermöglicht Helvetic Airways einen herausfordernden Flugplan

Die Flottenerweiterung erlaube es Helvetic Airways, den Flugplan auch unter den momentan herausfordernden Rahmenbedingungen stabil zu halten und den Kunden eine hohe Zuverlässigkeit, Planungssicherheit und vor allem Pünktlichkeit zu gewährleisten, erklärte der CEO Tobias Pogoreve. Was das genau heißt, präzisierte der Helvetic-Chef auf Nachfrage von AERO INTERNATIONAL wie folgt: „Die Flottenerweiterung geschieht vor dem Hintergrund, dass die GTF-Triebwerke von Pratt & Whitney, die neben den Neo- und A220-Modellen von Airbus auch in unseren E2 verbaut sind, aktuell in einem langwierigen Verfahren inspiziert werden müssen.“

Die Triebwerke der insgesamt zwölf E2-Maschinen von Helvetic müssten innerhalb der kommenden Monate und sogar Jahre überprüft werden. Dazu befinde sich ein Flugzeug momentan in einer „Longterm storage“ in Zürich, zwei weitere seien für mehrere Monate in Portugal geparkt. In dieser Zeit würden die Triebwerke in den USA und Polen gewartet, berichtet Pogorevc weiter.

Aufstockung soll ein Ende haben

Eine Aufstockung der Flotte über die 22 Jets hinaus ist aber offenbar noch nicht vorgesehen, denn „die Zielgröße von Helvetic Airways ist und bleibt im Moment eine Flotte von 16 Flugzeugen in Operation“. Allerdings beschäftigt die Airline jetzt mehr Mechaniker, um die Triebwerk-Problematik besser bewältigen zu können.

Diesen Sommer fliegt Helvetic mit ihren Embraer-Jets aus der Schweiz mehrere Warmwasserziele an. Dazu zählen ab Zürich seit Februar und bis Juni Hurghada (samstags), von April bis Ende Oktober Heraklion und Larnaka (beide sonntags) sowie ab Mitte Juli bis ebenfalls Ende Sommerflugplan Kos (samstags). Von Juni bis Oktober hebt zudem regelmäßig eine Helvetic-Maschine – vermutlich eine Embraer 190-E2, die samt einem Maintenance-Team auf dem Flughafen der Schweizer Hauptstadt stationiert wird – von Bern aus zu mehreren touristischen Zielen ab. Erstmals im Angebot steht Djerba (freitags), dazu gibt es Flüge nach Heraklion (mittwochs und samstags), Kos (montags), Rhodos (sonntags), Larnaka (samstags) sowie Palma (jeweils am Donnerstag und Sonntag).

Helvetic Airways Wetlease eröffnet neue Möglichkeiten für die Lufthansa

Ein großer Teil der Flotte steht nach wie vor im Wetlease für Swiss im Einsatz, deren A220 und A320/321neo von der GTF-Problematik ebenfalls betroffen sind. Grundsätzlich fliegen sechs Maschinen im Streckennetz der Lufthansa-Tochter, an Spitzentagen können es laut Airline-Chef Pogoreve bis zu 14 Jets sein. Auf die Frage, ob bald wieder mehr neue eigene Ziele angeflogen werden, antwortet der Helvetic-CEO diplomatisch: „Wir richten uns darauf aus, dass wir heute und in Zukunft mit einer modernen Flotte so aufgestellt sind, dass wir sich bietende Gelegenheiten ergreifen und wieder wachsen können; das heißt, dass wir Kunden dazugewinnen beziehungsweise neue Linien ins Auge fassen können.“

Text: Thomas Strässle