Das Bremer Unternehmen Atlas Air Service (AAS) betreibt vier ehemalige Schulflugzeuge der Lufthansa Flight Training. Die Übernahme basiert auf einer erfolgreichen Partnerschaft.

Einst gehörten sie zum Tafelsilber der Bremer Verkehrsfliegerschule von Lufthansa Aviation Training (LAT): die Citation Jets der Baureihe 525 CJ1+. Im Jahr 2009 wechselte die traditionsreiche Pilotenschmiede bei der Umstellung auf die Ausbildung zur neuen Multi-Pilot License (MPL) von der zweimotorigen Turboprop Piper Cheyenne auf fünf 720 km/h schnelle Jets.

FJ44-1AP-Turbinen flogen rund 1,300 Stunden im Jahr

Jede der von zwei Williams FJ44-1AP-Turbinen angetriebenen Citations erflog im Schnitt 1300 Stunden pro Jahr, deutlich wetterunabhängiger und praxisnäher als die propellergetriebenen Vorgänger. Abgesehen von einem dritten Arbeitsplatz mit Sauerstoffmaske hinter den Piloten verfügten die Flugzeuge über eine normale Business-Bestuhlung mit hellen Ledersitzen.

Mit dem Umbau des Lufthansa-Konzerns und der Umstrukturierung seiner Ausbildung verabschiedete sich LAT nun vom MPL-Konzept und machte die Bremer Flugschule dicht. Die gut erhaltenen Citation Jets, auf denen auch die Bundeswehr und die japanische Fluggesellschaft ANA ihren Nachwuchs geschult hatte, landeten auf dem Gebrauchtflugzeugmarkt. Vier dieser Flugzeuge fanden nur wenige hundert Meter entfernt bei Atlas Air Service (AAS) eine neue Heimat.

Atlas Air Service kann Flugzeuge der Lufthansa nutzen

Das mittelständische Unternehmen der Business Aviation mit Flugzeughandel, Instandhaltung und eigenem Flugbetrieb
ist mit 250 Mitarbeitern an vier deutschen Standorten und in Altenrhein in der Schweiz tätig. Der Bremer Flugbetrieb betreibt zurzeit fünf Flugzeuge vom Typ Citation CJ3, CJ3+, Citation Encore, Citation XLS und Citation XLS+. Hinzu gesellen sich nun die vier kleineren CJ1+, die das Einsatzportfolio nach unten abrunden.

Blick in die moderne und komfortable Kabine der von AAS angebotenen Citationjets.

„Die Neuzugänge sind eigentlich alte Bekannte“, sagt CEO Dr. Nicolas von Mende. „Atlas Air Service war, wie schon sein Vorgängerunternehmen HLW, jahrzehntelang Wartungspartner der Lufthansa-Fliegerschule und betreute auch die Citation Jets.“ So führte AAS in den Anfangsjahren alle DOC-10-Checks aus. Diese großen Inspektionen sind alle 1200 Stunden oder 36 Monate fällig, sie umfassen an die 50 Einzelposten.

„Eine sehr gute Zusammenarbeit“

Hinzu kamen Spezialereignisse wie Tankreinigung, Korrosionsbehandlung oder Druckkabinen-Check. Auch die Ersatzteilversorgung lief über AAS. Im Gegenzug stellte Lufthansa Aviation Training seine in Bremen beheimateten Citation-Jet-Flugsimulatoren für die Pilotenausbildung zur Verfügung. „Eine sehr gute Zusammenarbeit“, lobt von Mende rückblickend.

Übernahme der Citation Jets durch Atlas Air Service

Die nun erfolgte „gekauft wie gesehen“-Übernahme der ehemaligen Schuljets verlief reibungslos, schließlich waren sie ja Stammkunden der Werft. Atlas Air Service verkaufte sie an Investoren weiter und mietete sie zurück. „Wir zahlen einen festen monatlichen Betrag“, erklärt Nicolas von Mende, „dafür tragen wir die Wartungsverantwortung und das wirtschaftliche Risiko.“ Bei dieser Lösung kann der jeweilige Flugzeugeigner seinen Jet wie jeder andere Kunde auch bei AAS chartern. Das Unternehmen peilt so eine Jahresleistung von etwa 600 Flugstunden pro Maschine an.

Bereits während der Zeit als Trainingsjet des Kranichs waren die CJ1+ mit einer Businessjet-Kabine ausgestattet

Die baugleichen Flugzeuge sind auch innen gleichwertig ausgestattet. Ihr Einsatzgebiet ist Mitteleuropa. „Unsere Flugpläne umfassen Ketten von mehreren Tagen“, so von Mende, „mit ,Floating Base’ und ohne festen Heimatflughafen. Die Besatzung wird irgendwo in Europa getauscht, und das Flugzeug fliegt weiter.“ Mit den relativ kleinen Jets, so ist man in Bremen überzeugt, lässt sich im boomenden Business-Segment gutes Geld verdienen. Auch wenn sie eigentlich für kürzere Strecken gedacht sind, unternahmen Flugzeugeigner und Piloten schon weite Reisen. „Zum Beispiel mit einem CJ1+ auf die Bermudas“, bestätigt Dr. von Mende: „So etwas kommt vor.“

Text: Rolf Stünkel