Nach der Pandemie werden manche Wirtschaftsbereiche nicht mehr so aussehen wie vorher – allen voran der Tourismus. Lässt sich das klassische Reisebüro retten? Bei den großen Anbietern wird es ernst. Frankfurt/Hannover (dpa) – Bei den deutschen Reisebüro-Betreibern schlagen die Corona-Folgen zunehmend durch. DER Touristik setzt angesichts anhaltender Beschränkungen nun auch bei den Filialen den Rotstift […]

Nach der Pandemie werden manche Wirtschaftsbereiche nicht mehr so aussehen wie vorher – allen voran der Tourismus. Lässt sich das klassische Reisebüro retten? Bei den großen Anbietern wird es ernst.

Bei den deutschen Reisebüro-Betreibern schlagen die Corona-Folgen zunehmend durch. DER Touristik setzt angesichts anhaltender Beschränkungen nun auch bei den Filialen den Rotstift an – beim Tourismus-Branchenprimus Tui ringen Betriebsrat und Management weiter um einen umstrittenen Kürzungsplan.

Die Kette DER Reisebüro schließt 40 ihrer rund 500 Filialen, wie das Unternehmen am Donnerstag auf Anfrage mitteilte. Die Zahl der Vollzeitstellen soll dabei um rund 6 Prozent verringert werden. Ziel sei ein sozialverträglicher Abbau über ein Freiwilligenprogramm. Zudem würden den betroffenen Beschäftigten freie Stellen in anderen Niederlassungen angeboten. Die Entscheidung sei aufgrund des Buchungseinbruches in der Corona-Krise unumgänglich, hieß es. Zuvor hatte das Fachblatt «Touristik Aktuell» darüber berichtet.

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte DER Touristik Deutschland die Streichung von 253 der insgesamt 1422 Vollzeitstellen bei seinen Veranstaltern binnen drei Jahren angekündigt. Das Unternehmen mit den Veranstalter-Marken Dertour, Meiers Weltreisen, ITS, Jahn Reisen und Travelix strebt ein freiwilliges Ausscheiden der Mitarbeiter über Abfindungen an. Es gibt eine entsprechende Betriebsvereinbarung.

Die Führung des Konkurrenten Tui plant anteilig bisher eine noch größere Schließung der eigenen Reisebüros. Im Herbst nannte das Management die Vorstellung, 60 der rund 400 Filialen in Deutschland dichtmachen zu wollen – das wären 15 Prozent der Niederlassungen gegenüber 8 Prozent bei DER. Der Betriebsrat lehnte einen pauschalen Abbau im stationären Vertrieb jedoch ab, die Gespräche wurden zwischenzeitlich abgebrochen. Aktuell liefen die Verhandlungen über das heikle Thema wieder, hieß es aus der Belegschaftsvertretung.

Laut Tui-Betriebsrat könnte man die Chancen zur Fortführung bei etlichen Büros intensiver prüfen – selbst wenn sich manche anderen nicht erhalten ließen. Unter den Mitarbeitern war der Unmut zuletzt erheblich gewachsen. Die Reisebranche zählt zu den am härtesten von den Corona-Folgen getroffenen Wirtschaftszweigen. Tui hat sich als größter Anbieter hohe Einsparungen inklusive Stellenabbau verordnet und will gleichzeitig die Digitalisierung vorantreiben. Ausmaß und Verteilung der Kürzungen bei Verwaltung, Hotels, Airlines, Reisebüros und Veranstaltergeschäft sind aber schwierig auszutarieren.

dpa mar jap yyhe/yyni z2 sl