Istanbul (dpa) – Die Türkei muss sich aus Sicht des EU-Botschafters Nikolaus Meyer-Landrut in Acht nehmen, nicht auf Propaganda des russischen Präsidenten Wladimir Putin einzugehen. Das Land vollführe derzeit einen «Balanceakt», sagte der deutsche Diplomat, der die Europäische Union in Ankara vertritt, der Deutschen Presse-Agentur. Er erwarte auch von der Türkei, dass «russische Propaganda-Sender» eingeschränkt […]

Die Türkei muss sich aus Sicht des EU-Botschafters Nikolaus Meyer-Landrut in Acht nehmen, nicht auf Propaganda des russischen Präsidenten Wladimir Putin einzugehen. Das Land vollführe derzeit einen «Balanceakt», sagte der deutsche Diplomat, der die Europäische Union in Ankara vertritt, der Deutschen Presse-Agentur. Er erwarte auch von der Türkei, dass «russische Propaganda-Sender» eingeschränkt würden. Meyer-Landrut nannte in diesem Zusammenhang den Fernsehsender RT.

Er hoffe zudem, dass die Türkei nicht die Sanktionen unterlaufe, die Europa wegen des Angriffs auf die Ukraine gegen Russland verhängt hat. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte vor einigen Tagen zum Beispiel gesagt, sein Land halte den Luftraum auch für russische Flüge offen, damit Russen aus der EU und anderen Ländern noch reisen könnten. Der EU-Luftraum ist seit dem 27. Februar für russische Flugzeuge gesperrt. Die türkische Regierung lehnt Sanktionen gegen Russland bislang ab.

Die Türkei positioniere sich einerseits deutlich aufseiten der Nato und der Ukraine. Das erkenne die EU an, sagte Meyer-Landrut. Andererseits kritisiere das Land aber auch immer wieder den Westen. «Den Spagat wird die Türkei auf Dauer nicht durchhalten», so der EU-Botschafter. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Deutschland und Europa kürzlich eine «Hexenjagd» gegen russische Künstler vorgeworfen und auch von faschistischen Methoden gesprochen.

Die Türkei ist Nato-Mitglied und pflegt enge Beziehungen sowohl zur Ukraine als auch zu Russland. Von Moskau ist das Land im Hinblick auf Energie- und Getreidelieferungen abhängig. Im Ukraine-Krieg sieht Ankara sich als Vermittler. Erdogan hat immer wieder betont, keinen der beiden Partner aufgeben zu wollen. Experten zufolge könnte die Verschlechterung der Beziehungen zu Moskau dramatische innen- und außenpolitische Auswirkungen für die Türkei haben. Das Land steckt ohnehin in einer tiefen Wirtschaftskrise.

dpa apo jam xx n1 cs/cpe