07.06.2015 Blauer Himmel, donnernde Motoren: Fahrer und Zaungäste genießen das Beschleunigungsrennen auf einem kleinen Flugplatz im Norden. Gerast wird mit 1200-PS-Monstern – und einem Taschenfahrrad. St. Michaelisdonn (dpa) – Superstarke Autos und Motorräder verbreiten den Geruch von Benzin und verbranntem Gummi, knallende Fehlzündungen dröhnender Motoren übertönen oftmals sogar die Lautsprecheransagen der Rennleitung. Es ist Drag-Racing […]

07.06.2015

Blauer Himmel, donnernde Motoren: Fahrer und Zaungäste genießen das Beschleunigungsrennen auf einem kleinen Flugplatz im Norden. Gerast wird mit 1200-PS-Monstern – und einem Taschenfahrrad.

St. Michaelisdonn (dpa) – Superstarke Autos und Motorräder verbreiten den Geruch von Benzin und verbranntem Gummi, knallende Fehlzündungen dröhnender Motoren übertönen oftmals sogar die Lautsprecheransagen der Rennleitung. Es ist Drag-Racing auf dem kleinen Flugplatz Hopen bei St. Michaelisdonn in Schleswig-Holstein. Dutzende Beschleunigungsmonster kämpfen am Sonntag bei strahlendem Sommerwetter um Siege und Titel. Adrenalin-Junkies starten hier nach langen, verschraubten Winterabenden in die Rennsaison 2015. Und rasen wie Actionstar Vin Diesel in der beliebten «Fast an Furious»-Reihe.

Einer der begeisterten Schrauber ist Julian Rose. Der 27-Jährige fährt ein «Altered» genanntes Fahrzeug. «Es soll an das 1927er Ford Model A erinnern», sagt er. Der Rahmen ist eine Spezialkonstruktion aus England, Motor und Getriebe von einem Chevrolet V8 mit 5 Litern Hubraum. Das 1200 PS starke Gefährt fährt mit Methanol. Aber nur eine Strecke. Den Rückweg vom Ziel muss er immer geschleppt werden – weil der Motor keine Kühlung hat, würde er sonst überhitzen, erklärt der Hamburger. 

Auch Klaus Domeyer ist begeisterter Drag-Racer. Der 60-jährige Nordfriese geht mit einem umgebauten Chevrolet Pick-up an den Start. «Die Kabine etwas nach hinten versetzt, die Achsen verbreitert, der Rest ist Motor», erklärt er mit leichtem Grinsen. Er fährt nie allein – neben ihm auf dem Beifahrersitz hockt immer sein Maskottchen «Werner». 

Das tief grollende Blubbern amerikanischer V8-Motoren ist für Lars Hofer unverzichtbar. Der Hamburger startet mit einem Chevrolet Nova Baujahr 67. Unter der Motorhaube mit einer dicken Lufthutze arbeitet ein sogenannter Bigblock – ein 7,5-Liter V8 Saugmotor «ohne Kompressor oder elektronischen Schnickschnack». Er verträgt normales Benzin von der Tankstelle. «Die Karosserie ist noch original», erzählt der 40-Jährige. Am Heck hat er jedoch einen Bremsfallschirm angeschraubt. «Wer die viertel Meile – das sind 406 Meter – unter 10 Sekunden fährt, muss einen installiert haben.»

Auch den Rahmen musste er verstärken, um die bei der Beschleunigung auftretenden Kräfte auszuhalten. «Er ist jetzt zugelassen bis 8,5 Sekunden auf der Viertelmeile.» So schnell ist Lars Hofer noch nicht. Aber für die nächste Saison plant er den Einbau eines Kompressormotors mit 1500 PS: «Mal sehen was dann läuft.» 

Bestimmt mehr als bei dem 28-jährigem Biker mit dem Künstlernamen «Dubios». Er startet mit einem «Pocket-Bike» – einem Winzling von Motorrad, das kaum größer ist als ein Koffer und gerade einmal 13 PS aus 42 Kubikzentimeter herausholt, wie er erzählt. «Bei Vollgas hab ich in drei Sekunden die Höchstgeschwindigkeit.» Das sei beim Drag-Racing Tempo 65 bis 70. Mit einem anderen Ritzel knackt er sogar die 120-km/h-Marke, erzählt der 1,93 Meter große Rennfahrer. Wie er auf seinem Mini-Krad fährt? «Beine zusammenfalten und Spaß haben.»

Wolfgang Runge, dpa