Hauptstadtflughafen bleibt Dauer-Baustelle – Überraschende Rochade Von Sascha Meyer und Bernd Röder, dpa
Terminabsage bestätigt, aber viele Fragen offen. Am Montag vermochte niemand zu sagen, wann der Hauptstadtflughafen in Betrieb gehen kann. An der Spitze des Aufsichtsrats gibt es einen überraschenden Personalwechsel. Berlin (dpa) – Es ist ein Alptraum ohne Ende. Die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens wird verschoben – wieder einmal. Am Sonntagabend sickerte diese Hiobsbotschaft durch, die […]
Terminabsage bestätigt, aber viele Fragen offen. Am Montag vermochte niemand zu sagen, wann der Hauptstadtflughafen in Betrieb gehen kann. An der Spitze des Aufsichtsrats gibt es einen überraschenden Personalwechsel.
Berlin (dpa) – Es ist ein Alptraum ohne Ende. Die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens wird verschoben – wieder einmal. Am Sonntagabend sickerte diese Hiobsbotschaft durch, die einen Tag später dann Gewissheit wurde. Der 27. Oktober 2013 als Eröffnungstermin für den Hauptstadtflughafen in Schönefeld bei Berlin ist nicht zu halten. Einen neues Datum nannte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) «aufgrund der Erfahrungen» am Montag nicht. Dafür verkündete er eine Personalrochade, mit der niemand gerechnet hatte: Er, Wowereit, gibt sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft ab. Nachfolger soll sein bisheriger Stellvertreter und Parteikollege Matthias Platzeck werden, der brandenburgische Ministerpräsident.
Das sei «kein Taschenspielertrick», beteuerte Wowereit vor seinem Amtszimmer im Roten Rathaus. «Wir stehen gemeinsam in der Verantwortung und sind mit Brandenburg in allen strategischen Fragen einig.» Doch was der Wechsel an der Spitze des Kontrollgremiums bringen soll, konnte Wowereit, grau im Gesicht und äußerst angespannt, nicht recht erklären: «Ich denke, dass es gut ist, deutlich zu machen, dass auch andere Gesellschafter Verantwortung tragen.»
Derjenige, der für die Berliner Flughäfen die Verantwortung trägt, wird dies wohl bald nicht mehr tun: Rainer Schwarz, Sprecher der Geschäftsführung, dürfte auf einer Sondersitzung des Aufsichtsrates am 16. Januar seines Postens enthoben werden. Er gehe davon aus, dass ein entsprechender Antrag gestellt werde, sagte Wowereit. Er selbst wolle das nicht tun. Bis zuletzt hatten Wowereit und Platzeck Schwarz gestützt, während Bundesverkehrminister Peter Ramsauer (CSU) seit Wochen offensiv auf Schwarz‘ Ablösung drang. Ramsauer bestätigte später, dass der Bund den Ablösungsantrag stellen werde.
Technik-Geschäftsführer Manfred Körtgen war bei der vorvergangenen Terminverschiebung im Mai gefeuert worden. Sei Nachfolger Horst Amann, als Hoffnungsträger vom Frankfurter Flughafen abgeworben, hat jetzt auch seine ersten Schrammen in der Flughafenkrise abbekommen. Noch am 13. November hatte Amann nach Analyse der Lage festgestellt: «Der Eröffnungstermin 27.10.2013 steht, er ist aber kein Selbstläufer.» Für die Bauprobleme mit der Brandschutzanlage gebe es Lösungen. Jetzt zeigt sich, dass es diese Lösungen zwar gibt, sie aber noch mehr Zeit brauchen.
Entscheidend war ein Treffen mit Vertretern der Firmen Siemens und Bosch am 18. Dezember. Die beiden Unternehmen bauen verschiedene Teile der Brandschutzeinrichtungen. Siemens ist verantwortlich für die Steuerung der Entrauchungsanlage. Dabei geht es um die Signale, die Klappen für den Abzug von Rauch öffnen. Damals fehlten Siemens noch die endgültigen Planungsunterlagen, ohne die die Steuerung nicht komplett installiert werden kann.
Amann sagte am Montag zu den Beratungen jenes Tages: «Dabei wurde klar, dass die bisherigen Erkenntnisse zu vergrößerten Risiken für die geplante Inbetriebnahme am 27. Oktober 2013 geführt haben. Dennoch haben wir den Termin nicht abgesagt, sondern weiter geprüft, ob er noch haltbar ist.» Am vergangenen Freitag sei klar gewesen, dass es nicht klappt. Die Gesellschafter seien am gleichen Tag schriftlich informiert worden.
Abermals seien Probleme mit der Brandschutzanlage daran schuld, «insbesondere bei der Nachströmung im Brandfall sowie der Komplexität der Gesamtanlage», teilte Amann mit. Zum gesamten Brandschutz gehören außer der Entrauchungsanlage auch die Brandmeldeanlage, ein Warnsystem für Notfälle, die Steuerung der Türen bei einer Evakuierung des Gebäudes sowie die Sprinkleranlage. Für einen neuen Eröffnungstermin sei es noch zu früh, konstatierte der Technikchef.