Die Costa Smeralda im Nordosten Sardiniens galt lange als Luxusziel. Doch die italienische Insel bietet für jedermann Traumstrände und kulinarische Genüsse. Zu erreichen ist sie über den Flughafen Olbia.

Wesentlich größer als die spanischen Baleareninseln Mallorca, aber nicht annähernd so überlaufen ist die italienische Insel Sardinien. Eine ihrer zahlreichen Perlen ist die Küstenstadt Olbia ganz im Nordosten der Insel. Zu ihr gehört auch der Flughafen, der wohl die meisten Verbindungen nach Zentraleuropa aufweist und deshalb für Touristen der gängige Anfangspunkt für einen Sardinienurlaub ist. Schon Olbia ist besuchenswert: Die Gassen der Altstadt schmiegen sich malerisch rund um eine Bucht, die durch eine schmale Ausfahrt zur offenen See führt. Mit ihrer mittelalterlichen Basilika San Simplicio und unzähligen Cafés verströmt Olbia den Charme des italienischen Dolce Vita – des „süßen Nichtstuns”. 

Zentrumsnah liegt der Flughafen Olbia „Costa Smeralda”, bennant nach der Küstenregion im Nordosten Sardiniens. Die Tage dieses Namenszusatzes sind jedoch gezählt, denn die italienische Zivilluftfahrtbehörde ENAC arbeitet an einem Verfahren zur Umbenennung des Airports in Olbia Airport Costa Smeralda „Prince Karim Aga Khan IV“. Der milliardenschwere Religionsführer einer islamischen Glaubensrichtung war wesentlich für die touristische Entwicklung der Region verantwortlich – und für den Ruf der Costa Smeralda als teure  Jet-Set-Destination. Inzwischen ist der Flughafen von Olbia das primäre Tor zu den touristischen Highlights der Insel, die zu den wichtigsten Sommerdestinationen Italiens gehört. 

Top-Reiseziel

Im August kündigte der Staatsfonds Qatar Investment Authority, der über die Gesellschaft Smeralda Holding bereits mehrere Luxushotels an der nahen Costa Smeralda besitzt, weitere Investitionen an. Sie sollen zusätzlichen High-End-Tourismus bringen und die Rolle der Costa Smeralda als eines der Top-Reiseziele im Mittelmeerraum mit seinen traumhaften Stränden festigen. Auch hierbei spielt der Flughafen von Olbia als bevorzugter An- und Abreiseflughafen eine wichtige Rolle.

Airport Olbia
Ein Mix aus Linien- und Chartergesellschaften fliegt vor allem in den Sommermonaten nach Sardinien. Bild: Airport Olbia

Am 15. Mai 1927 wurde der erste Flughafen der Stadt mit dem Namen „Olbia Venafiorita” eingeweiht. Ein Jahr später für den zivilen Verkehr freigegeben, war er 1963 Schauplatz der Gründung der bis 1991 existierenden Fluggesellschaft Alisarda. Auch sie war ein Projekt von Prinz Karim Aga Khan IV., der zudem in die Infrastruktur des Airports investierte – beispielsweise in die Verlängerung der Start- und Landebahn. Mit stetig zunehmendem Verkehrsaufkommen wurde es notwendig, über einen neuen Flughafen nachzudenken. Am 6. Juni 2004 waren nicht nur die Ideenphase, sondern auch die Bauarbeiten abgeschlossen – der neue Flughafen Olbia Costa Smeralda konnte eingeweiht werden. Nach mehreren Expansionsphasen wuchs sein Areal auf die heutige Größe von 42 000 Quadratmetern an.  

Bis zu 4,5 Millionen Passagiere können hier pro Jahr abgefertigt werden. Der Flughafen wird von Geasar betrieben, die im März 2023 mit Sogeaal (Betreibergesellschaft des Flughafens Alghero an der sardischen Nordwestküste) einen Fusionsprozess in Gang gesetzt hat. Er soll zur Verschmelzung beider zu einer einzigen Flughafenbetreibergesellschaft führen, die den Namen Nord Sardegna Aeroporti S.p.A. tragen wird.

Das derzeitige Passagierterminal verfügt über sechs Gates, von denen fünf mit Fluggastbrücken ausgestattet sind. Dazu kommen weitere zehn Gates auf Ebene -1, von denen vier für Flüge außerhalb des Schengen-Raums vorgesehen sind. Der Flughafen verfügt über ein zweites, kleines Abfertigungsgebäude, Terminal 2 genannt, in dem sich zwölf Check-in-Schalter für Charterpassagiere befinden. Warteräume finden sich dort jedoch nicht, die Gäste besteigen die Flugzeuge vom Hauptterminal aus. 

Teil einer Tourismusregion

Für Premium-Passagiere steht eine 300 Quadratmeter große „Club Lounge“ zur Verfügung, die besonders im Sommer stark frequentiert ist. Seit dem Jahr 2024 gibt es mit der Exclusive Club Lounge noch einen zweiten, zwar kleineren, doch nochmals exklusiveren VVIP-Raum. 

Der Flughafen von Olbia ist Teil einer Tourismusregion, in der zahlreiche Akteure für ein optimales Reiseerlebnis der Urlauber eng zusammenarbeiten. Schließlich ist der Flughafen für die meisten Besucher der Anfang und das Ende ihrer „schönsten Tage des Jahres“ auf Sardinien. Aus diesem Grund hat der Airport einen entscheidenden Einfluss darauf, welche Eindrücke die Touristen von Sardinien mit nach Hause nehmen. 

Geasar arbeitet permanent mit lokalen Verbänden, Institutionen und Reiseveranstaltern zusammen, um Daten, Analysen und Markttrends auszutauschen, vorrangige Ziele zu identifizieren und gemeinsame Strategien zu entwickeln. All dies geschieht mit der Absicht, das Reiseziel koordiniert weiter zu entwickeln und attraktiver zu gestalten. So soll die Wettbewerbsfähigkeit der Region gegenüber den Konkurrenten im Mittelmeerraum nachhaltig gestärkt werden. Konkret geht es beispielsweise darum, die Tourismussaison gegenüber heute zu verlängern.

Verlängerte Saison

Das Streckennetz des Flughafens von Olbia umfasste im Sommerflugplan 2025 insgesamt 89 Ziele. Davon lagen 66 in Europa und 22 in Italien. Mit Dubai war ein interkontinentales Ziel dabei. In der Wintersaison schrumpft das Angebot jedoch mangels Touristen auf zehn Ziele zusammen, davon acht in Italien und zwei internationale Destinationen. Wie stark saisonal die Nachfrage geprägt ist, verdeutlicht ein Blick auf das Verkehrs-
aufkommen in einem durchschnittlichen Sommer: Nur zwei Tage in einem August reichen aus, um das gesamte Verkehrsaufkommen eines durchschnittlichen Februar zu erreichen. 

Wie geschildert sind jedoch in Bezug auf die Wintersaison in den letzten Jahren Veränderungen zu beobachten. Dank der Zusammenarbeit mit Fluggesellschaften und lokalen Partnern verlängert Olbia die Touristiksaison. In der Winter- sowie Vor- und Nachsaison 2024 wurde im Vergleich zum Vorjahr ein Verkehrsanstieg von 31 Prozent verzeichnet – und dieser Trend setztsich auch 2025 fort. Im kommenden Winter werden neue, ganzjährige Strecken wie nach Paris-Orly angeboten und Routen nach Barcelona, Mailand-Malpensa und zu den wichtigsten italienischen Städten beibehalten. 

In der Sommersaison werden neben den italienischen Drehkreuzen Mailand-Linate und Rom-Fiumicino hauptsächlich europäische Ziele angeflogen, vor allem in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Am 11. Juni 2025 feierte Easyjet ihr zwanzigjähriges Jubiläum in Olbia. Sie beförderte in diesem Zeitraum mehr als elf Millionen Passagiere. Allein im  Sommer 2025 bot Easyjet über eine Million Sitzplätze zu 16 Zielen in Italien und fünf europäischen Ländern an. 

Künftiges Delta-Ziel

Der Flughafen von Olbia konnte mit Ausnahme des Corona-Jahrs 2020 stets Zuwächse beim Passagieraufkommen verbuchen. Im Jahr 2021 wurde erstmals die Marke von drei Millionen Passagieren (3 167 368) geknackt. 

Im Jahr 2024 fertigte der Airport 3 883 235 Passagiere ab, was einem Anstieg von 18,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieses Ergebnis wurde bei 42 313 Flugbewegungen (+10,3 Prozent) erreicht. Das Frachtvolumen lag bei 1322,4 Tonnen (+46,4 Prozent). Zwischen Januar und Juli 2025 verzeichnete Olbia 2 207 000 Passagiere (acht Prozent mehr als 2024), wobei der internationale Verkehr um 20 Prozent zunahm, das entspricht 179 050 Passagieren. Im Juli konnte Olbia erstmals mehr als 800 000 Passagiere in einem Monat begrüssen. Genau waren es 811 000 und fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Mit mehr als 4000 Flügen (plus sieben Prozent) legte auch der Geschäftsflugverkehr einen Rekord hin. 

Airport Olbia
Bis zum Jahr 2040 soll die Vorfeldflotte in Olbia vollständig elektrifiziert sein. Bild: Airport Olbia

Berechtigte Hoffnung machten sich die Airport-Manager auf eine Streckeneröffnung der US-Fluglinie Delta Air Lines. Olbia war, neben Ibiza und Malta, eines von drei Mittelmeerziele, die in das erste „Route Race“ der Airline aufgenommen wurden. Bei einer vom 25. bis 29. August dieses Jahres durchgeführten Abstimmung unter Mitgliedern des SkyMiles-Vielfliegerprogramms sowie Mitarbeitern gingen Olbia und Malta als Sieger hervor. Beide bekommen im Sommer 2026 jeweils eine Verbindung zum JFK-Airport von New York City. 

Einen erheblichen Beitrag zur Gesamtentwicklung des Flughafens leistet die Allgemeine Luftfahrt. Businessjets und kleinere Maschinen werden vom Handling Agent Eccelsa Aviation betreut. Sie ist eine Tochtergesellschaft von Geasar und unterhält dafür ein eigenes Terminal. Es wurde im Juni 2009 eingeweiht und befindet sich mit einem eigenen, sehr großen Vorfeldbereich neben dem Passagierterminal.  

Neben der Charter- und Linienfliegerei hat Geasar zur Unterstützung des starken Wachstums nun auch hier eine Zusammenarbeit mit dem Flughafen Alghero begonnen und nutzt dessen Infrastruktur in einem integrierten Ansatz. Olbia und Alghero bilden nun virtuell einen einzigen großen Flughafen mit zwei Start- und Landebahnen, der allen Kunden der Geschäftsluftfahrt, die sich für Nordsardinien entscheiden, ein koordiniertes und hochwertiges Standortkonzept bieten kann. Mit Blick auf den wichtigen Geschäftsverkehr wurde in Olbia ein neues Wartungszentrum eröffnet. Dies ist ein weiterer strategischer Baustein, mit dem sich Olbia als leistungsfähiger Flughafen für die Geschäftsluftfahrt empfiehlt. 

Die Kooperation mit dem MRO-Anbieter Atitech wurde mit der Absicht eingegangen, dass sich diese auf die lokale Wirtschaft in Form von Arbeitsplätzen und der Entwicklung regionaler Zulieferer auf Sardinien auswirkt. Silvio Pippobello, Geschäftsführer von Geasar (Olbia) und Sogeaal (Alghero), die Flughäfen im Norden Sardiniens betreiben,  betont: „Jedes Projekt das wir unterstützen, muss einen Mehrwert schaffen – nicht nur für den Flughafen, sondern für das gesamte wirtschaftliche und soziale Umfeld, in dem wir tätig sind.“ Das kontinuierliche Wachstum der Passagierzahlen und Flugbewegungen zwingt Geasar dazu, eine Anpassung der Infrastruktur und Kapazitäten an die prognostizierten Verkehrsaufkommen vorzunehmen. In den nächsten fünf Jahren sind daher Investitionen in Höhe von rund 100 Millionen Euro vorgesehen.

Airport Olbia
Das Terminal ist modern gestaltet und dafür ausgelegt, die geplanten Zuwachsraten des Airports zu verkraften. Bild: Airport Olbia

Die Betreiber koordinieren ihre Arbeiten sowohl beim Ausbau der Terminalbereiche als auch bei den Flugzeugvorfeldern. Das Projekt sieht außerdem die Schaffung eines Schnellabrollwegs von der Start- und Landebahn in Olbia vor. Die Piste wurde bereits im Jahr 2020 verlängert, um die Betriebseffizienz zu steigern und die Rollzeiten zu verkürzen. Derzeit hat der Flughafen eine Kapazitätsobergrenze von 28 Flugbewegungen pro Stunde in der Hochsaison. Um das Verkehrsaufkommen zu steigern, ist geplant, in den nächsten fünf Jahren 32 Flugbewegungen pro Stunde zu erreichen – und in den darauf folgenden Jahren bis zu 36 Bewegungen zu ermöglichen. Alle Maßnahmen werden von Geasar als strategisch wichtig definiert und sind darauf ausgerichtet, die Rolle des Flughafens Olbia als qualitativ hochwertiges  Einfallstor nach Sardinien und als Wachstumsmotor für die Region zu stärken.

Die für Juni 2026 geplante Bahnverbindung zum Flughafen wird den Airport von Olbia noch besser erreichbar und nachhaltiger machen, Auch wenn das Schienennetz auf der Insel noch ausbaufähig ist, soll diese Verbindung eine Alternative zum Straßenverkehr bieten und Staus sowie Reisezeiten reduzieren. 

Die Lage des Flughafens in einem Gebiet mit einem besonders wertvollen Ökosystem wie der Costa Smeralda macht besondere Maßnahmen beim Umweltschutz erforderlich. Nachhaltigkeit ist für Geasar-Geschäftsführer Silvio Pippobello nicht nur ein Kapitel des Geschäftsplans, sondern eine Säule der strategischen Ausrichtung. 

Im Bereich Umwelt bereitet der Flughafen derzeit den CO2-Net-Zero-Plan vor, der in den kommenden Monaten veröffentlicht werden soll. Es handelt sich um ein ehrgeiziges Projekt, das darauf abzielt, die direkten CO2-Emissionen des Airports bis 2040 um 90 Prozent zu reduzieren – und die verbleibenden Emissionen zu kompensieren. 

Dies umfasst die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte, den Einsatz umweltfreundlicher Technologien für Heizung und Kühlung bis hin zur Stromerzeugung mittels Photovoltaik. Der Flughafen Olbia ist der erste Flughafen in Italien, der über eine vollständig elektrische Vorfeld-Flotte verfügt, was auch dank eines bedeutenden finanziellen Beitrags der ENAC möglich wurde.

 Text: Marco Minari