Ein Wort war am Donnerstag ganz besonders oft zu lesen an drei großen deutschen Flughäfen. «Annulliert» stand zigfach auf den Anzeigentafeln. Grund? Ein Arbeitskampf der Gewerkschaft Verdi. Düsseldorf (dpa) – Am Düsseldorfer Flughafen, wo normalerweise hektische Betriebsamkeit herrscht, war es am frühen Donnerstagmorgen fast schon gespenstisch leer. Nur vereinzelt kamen Passagiere durch die Türen und gingen zum Schalter – viele Reisende […]

Ein Wort war am Donnerstag ganz besonders oft zu lesen an drei großen deutschen Flughäfen. «Annulliert» stand zigfach auf den Anzeigentafeln. Grund? Ein Arbeitskampf der Gewerkschaft Verdi.

Düsseldorf (dpa) – Am Düsseldorfer Flughafen, wo normalerweise hektische Betriebsamkeit herrscht, war es am frühen Donnerstagmorgen fast schon gespenstisch leer. Nur vereinzelt kamen Passagiere durch die Türen und gingen zum Schalter – viele Reisende waren von den Airlines vorab informiert worden, dass ihr Flug ausfiel. Grund für die Absagen: ein Warnstreik des Sicherheitspersonals, der nicht nur an dem Airport in der NRW-Landeshauptstadt, sondern auch an den Standorten Köln/Bonn und Stuttgart stattfand.

Laut wurde es auf der Düsseldorfer Anlage erst, als mehr als 200 Arbeitnehmer durch das Flughafengebäude zogen. «Arbeitskampf, Arbeitskampf», skandierten sie. Trillerpfeifen und Megafone erhöhten den Lärmpegel, rote Verdi-Fahnen wurden geschwenkt. Kaum zogen die Protestierenden weiter, wurde es wieder ruhig und leer. Erst später am Vormittag kam es mitunter zu Warteschlangen, die aber nicht sehr lang waren. Die Situation im Terminal sei «entspannt», hieß es von Seiten des Düsseldorfer Flughafens.

Angespannt ist die Lage hingegen im laufenden Tarifkonflikt zwischen den Arbeitgebern und der Gewerkschaft. Verdi fordert einen bundesweit einheitlichen Stundenlohn von 20 Euro pro Stunde. Viel zu viel und nicht bezahlbar, monieren die Arbeitgeber.

Tatsächlich wären 20 Euro eine kräftige Erhöhung im teilweise hohen zweistelligen Prozentbereich. Denn die Einkommensspanne ist bisher groß – je nach Region und Tätigkeit liegt sie, grob gesagt, zwischen rund 13 und 17 Euro. Wer Passagiere kontrolliert, bekommt mehr, wer nur Fracht oder Airport-Personal überprüft, weniger. Zudem gibt es noch das alte Ost-West-Gefälle. Würde sich Verdi mit seiner 20-Euro-Forderung durchsetzen, wäre das Grund zum Feiern für die Arbeitnehmer.

Die Arbeitgeber – also der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) – bieten derzeit nur ein Plus von bis zu 6,4 Prozent. Aus Arbeitgeberkreisen ist zu hören, dass man zwar zu einer etwas kräftigeren Finanzspritze bereit sei. Doch Verdi dürfte das längst noch nicht reichen.

Mit dem Verlauf des Warnstreiktags war die Arbeitnehmerorganisation zufrieden. Die Beteiligung der Sicherheitsleute an dem Arbeitsausstand sei sehr hoch gewesen, hieß es von Verdi.

Auch am Flughafen Köln/Bonn legten Sicherheitsleute ihre Arbeit nieder. Um Mitternacht blockierten sie ein Einfahrtstor, in dem Güter für die Frachtflieger von DHL, UPS oder Fedex angeliefert oder abgeholt werden. Die Lastwagen kamen nicht weiter, es kam zum Rückstau bis zur nahen Autobahn. Köln/Bonn ist ein Drehkreuz für den Frachtverkehr, im Gegensatz zu anderen Airports gibt es hier kein Nachtflugverbot.

Die Arbeitsniederlegung sei ein «klares Signal» an die Arbeitgeber gewesen, sagt Verdi-Mann Özey Tarim. «Wenn die Arbeitgeber das nicht verstehen und sich am Verhandlungstisch nicht bewegen, sind die Leute bereit weiterzumachen.» Mit solchen Warnstreik-Drohungen will Verdi den Druck hochhalten in dem Tarifkonflikt. Am 23. Januar treffen sich die Tarifparteien zur nächsten Verhandlungsrunde. Aber sogar davor seien Arbeitsniederlegungen «nicht auszuschließen», sagt Tarim.

58 600 Passagiere hatte der Düsseldorfer Airport ursprünglich am Donnerstag erwartet für die 580 Starts und Landungen, von denen 370 abgesagt werden mussten. In Köln waren es 131 Absagen bei 199 Flugbewegungen für ursprünglich 22 000 Reisende, in Stuttgart 142 von 275. Nicht mal die Hälfte der Reisenden kam also wie geplant in den Maschinen ans Ziel. Angesichts des weiter schwelenden Tarifkonflikts ist es gut möglich, dass sich so ein Reisefrust in den nächsten Wochen wiederholt.