Polen erinnert an die Opfer des bei Smolensk abgestürzten Regierungsfliegers. Auch nach acht Jahren werden die Feierlichkeiten noch immer vom Streit über die Unglücksursache überschattet. Warschau (dpa) – Polen hat am 8. Jahrestag des Absturzes der Präsidentenmaschine im russischen Smolensk der Opfer der Katastrophe gedacht. Bei dem Flugzeugunglück am 10. April 2010 starben alle 96 Menschen […]

Polen erinnert an die Opfer des bei Smolensk abgestürzten Regierungsfliegers. Auch nach acht Jahren werden die Feierlichkeiten noch immer vom Streit über die Unglücksursache überschattet.

Warschau (dpa) – Polen hat am 8. Jahrestag des Absturzes der Präsidentenmaschine im russischen Smolensk der Opfer der Katastrophe gedacht. Bei dem Flugzeugunglück am 10. April 2010 starben alle 96 Menschen an Bord, darunter der damalige Präsident Lech Kaczynski, Zwillingsbruder des heutigen Vorsitzenden der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit PiS, Jaroslaw Kaczynski. Bereits am Dienstagmorgen versammelten sich hochrangige Regierungsmitglieder und Bürger zu einem Gedenkappell vor dem Warschauer Präsidentenpalast, bei dem die Namen der Opfer verlesen wurden. Kaczynski legte vor einer Gedenktafel einen Blumenkranz nieder.

Bis in den Abend waren Feierlichkeiten geplant, darunter die offizielle Enthüllung eines umstrittenen Opfer-Mahnmals im Zentrum der Hauptstadt. Die oppositionelle Warschauer Regionalregierung hatte sich erfolglos gegen die Errichtung des Denkmals auf dem Pilsudski-Platz gewehrt. Es erinnert sowohl an eine Flugzeugtreppe als auch an einen großen Grabstein. «Es ist auch ein Denkmal für alle, die dafür gekämpft haben, dass es hier entsteht», sagte Kaczynski bei der Zeremonie. Präsident Andrzej Duda sagte: «Ich glaube, dass es uns unabhängig von unseren Ansichten, unseren politischen Einstellungen und unseren Überzeugungen vereinen wird.»

Bis heute spaltet ein Streit um die Ursache der Flugzeugkatastrophe die polnische Gesellschaft. PiS-Regierende und viele ihrer Anhänger sind der Überzeugung, der Absturz sei ein Anschlag gewesen. Seit ihrer Machtübernahme lassen die Nationalkonservativen die möglichen Unglücksursachen neu untersuchen und ordneten sogar die Exhumierung aller Opfer an. Dabei wurden Verwechslungen von Leichenteilen festgestellt, ein Durchbruch in den neuen Ermittlungen blieb allerdings bisher aus. Der damalige offizielle Untersuchungsbericht der Vorgängerregierung von Donald Tusk machte menschliches Versagen und technische Mängel für die Katastrophe beim Landeanflug im Nebel verantwortlich.

Die PiS wirft ihren Vorgängern jedoch Vernachlässigungen bei der Aufklärung des Falls vor. In dem Zusammenhang wurde vergangenes Jahr bereits Tusk, der als Erzfeind Kaczynskis gilt, von der Staatsanwaltschaft als Zeuge gehört. Die Warschauer Behörde kündigte nun an, auch den ehemaligen Präsidenten Bronislaw Komorowski als Zeugen befragen zu wollen.