Spekulationen über Bombe in Ferienflieger: Airlines meiden Sinai
Der abgestürzte russische Ferienflieger könnte Ziel eines Anschlags geworden sein – das zumindest glaubt die britische Regierung. Airlines stoppen ihre Flüge, Tausende Urlauber sitzen erstmal fest. London/Moskau (dpa) – Internationale Airlines haben als Reaktion auf Spekulationen über einen Anschlag auf das abgestürzte russische Passagierflugzeug Flüge nach Scharm el Scheich gestoppt. Großbritanniens Regierung erklärte, sie halte […]
Der abgestürzte russische Ferienflieger könnte Ziel eines Anschlags geworden sein – das zumindest glaubt die britische Regierung. Airlines stoppen ihre Flüge, Tausende Urlauber sitzen erstmal fest.
London/Moskau (dpa) – Internationale Airlines haben als Reaktion auf Spekulationen über einen Anschlag auf das abgestürzte russische Passagierflugzeug Flüge nach Scharm el Scheich gestoppt. Großbritanniens Regierung erklärte, sie halte es für immer wahrscheinlicher, dass Terroristen für den Absturz des Airbus A321 der sibirischen Airline Kolavia in Ägypten verantwortlich seien. Nach Angaben russischer und ägyptischer Behörden steht die Ursache des Unglücks mit 224 Toten jedoch noch nicht fest. Die Ermittlungen könnten eventuell Monate dauern, sagte der Chef des russischen Luftfahrtamts, Alexander Neradkono.
Am Flughafen des beliebten ägyptischen Badeortes auf der Sinai-Halbinsel drohen nach Angaben von Reiseanbietern wegen der gestrichenen Flüge chaotische Verhältnisse: Mindestens 9000 Briten saßen am Donnerstag in der Urlaubsregion fest, wie der Verband Abta in London mitteilte. In diplomatischen Kreisen in Ägypten war sogar von 20 000 Briten die Rede. Ein britisches Team und auch britisches Militär seien vor Ort, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Auch 2000 Deutsche befinden sich nach Angaben des Deutschen Reiseverbands (DRV) in der Region.
Nach britischen, irischen und niederländischen Fluglinien strichen am Donnerstag auch deutsche Airlines Flüge nach Scharm el Scheich. Wie die Lufthansa in Frankfurt mitteilte, betrifft der Flugstopp insgesamt zwei geplante Flüge der Gesellschaften Eurowings ab Köln/Bonn und Edelweiss ab Zürich nach Scharm el Scheich. Beide sind Mitglieder der Lufthansa-Gruppe. Schon seit dem vergangenen Samstag umfliegen die Fluggesellschaften der Lufthansa Gruppe den Sinai. Kairo werde weiter angeflogen und sei nicht betroffen, teilte Lufthansa mit.
Flugzeuge der Air Berlin und ihrer österreichischen Tochter Niki machen wegen des Flugzeug-Absturzes auf dem Sinai ebenfalls einen Bogen um die ägyptische Halbinsel. Der nächste Vollcharter-Flug von Niki nach Scharm El Scheich an diesem Samstag werde derzeit überprüft. Die Unternehmen Condor und Tuifly umfliegen die Halbinsel ebenfalls. Scharm el Scheich sei von diesen Airlines auch vorher nicht angeflogen worden, teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrsgesellschaft (BDL) mit.
Der britische Regierungschef David Cameron und Russlands Präsident Wladimir Putin berieten telefonisch über das Unglück. Es sei wichtig, bei der Bewertung der Ereignisse die aktuellen Ermittlungsergebnisse zu berücksichtigen, sagte Putin laut Kreml-Mitteilung.
Dagegen sagte Cameron: «Wir können nicht sicher sein, dass das russische Passagierflugzeug von einer terroristischen Bombe zum Absturz gebracht wurde, aber es sieht mit zunehmender Wahrscheinlichkeit aus, als sei das der Fall gewesen».
Die Regierung in Kairo wies die Vermutungen über einen Anschlag zurück: Die Ermittler hätten dafür bisher keine Belege gefunden, sagte der ägyptische Minister für zivile Luftfahrt, Hussam Kamal. Anderslautenden Aussagen seien nur Hypothesen.
Am Donnerstag fielen nach britischen Angaben 19 Flüge von Scharm el Scheich nach Großbritannien aus. Für die gestrandeten Urlauber könnte die Reise am Freitag weitergehen. Es würden Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen organisiert, sagte der britische Außenminister Philip Hammond der BBC. Dazu gehöre, dass alles, was in die Maschinen gelange, durchleuchtet werde und die Flugzeuge selbst genau überprüft würden.