Die skandinavische Fluglinie war einst Gründungsmitglied. Nun steigt sie bei Star Alliance aus und wechselt zu Skyteam. Der Grund: Air France-KLM hat das Bieterrennen gewonnen und ist nun einer der neuen Partner.

Als Teil des laufenden Reorganisationsprogramms unter dem Namen „SAS Forward“ hat die skandinavische Fluglinie SAS am späten Nachmittag des 3. Oktober ein Finanzpaket, eines aus vier Investoren bestehenden Konsortiums, angenommen. Unter den Geldgebern befindet sich die Air-France-KLM-Gruppe. Als Konsequenz daraus wird SAS von der Star Alliance zur Skyteam-Airline-Allianz wechseln.

Als SAS-Aufsichtsratsvorsitzender Carsten Dilling und CEO Anko van der Werff am 3. Oktober wie geplant um Punkt 18 Uhr vor die Presse traten, war die Entscheidung über die Zukunft des Unternehmens keine halbe Stunde alt. Erst in quasi letzter Minute konnten sich Aufsichtsrat und Geschäftsleitung auf den Zuschlag für ein aus vier Partnern bestehendes Konsortium einigen. Dessen angebotenes Investment entspricht 1,175 Milliarden US-Dollar und teilt sich in 475 Millionen US-Dollar Eigenkapital sowie 700 Millionen US-Dollar gesicherte Wandelschuldverschreibungen auf.

Das neue SAS-Investorenquartett besteht künftig aus dem Finanzinvestor Castlelake (32 Prozent), dem dänischen Staat (25,8 Prozent), der Fluglinie Air France-KLM (19,9 Prozent) sowie dem schwedischen Finanzinvestor Lind Invest (8,6 Prozent). Die übrigen Anteile sollen unter diversen Gläubigern der defizitären Airline verteilt werden.

„Chapter 11“ auch in Schweden

Obgleich in Schweden ansässig, befindet sich SAS aktuell im US-Sanierungs- und Reorganisationsverfahren, allgemein als „Chapter 11“ bekannt. Auch in Schweden soll ein vergleichbares Verfahren, auf schwedisch „företagsrekonstruktion“ genannt, der börsennotierten Muttergesellschaft der SAS-Gruppe eingeleitet werden. Damit würden alle gehandelten SAS-Aktien wertlos, und das Unternehmen von den nordischen Börsen im Verlauf des kommenden Jahres gelöscht.

SAS-Vorstandsvorsitzender Anko van der Werff sieht seine Airline auf einem guten Weg aus der Krise.
SAS-Vorstandsvorsitzender Anko van der Werff sieht seine Airline auf einem guten Weg aus der Krise. Foto: SAS Bild: SAS

Carsten Dilling und Anko van der Werff legen großen Wert darauf, dass die beschriebene Reorganisation der Airline lediglich hinter den Kulissen abläuft, und weder der Flugbetrieb der skandinavischen Fluglinie, noch der angebotene Service in der Transformationsphase beeinträchtigt werden.

Abkehr von der Star Alliance ist erstaunlich

Um den jetzt präsentierten Reorganisationsplan umsetzen zu können, muss nicht nur das Chapter 11 verwaltende U.S. Bankruptcy Court for the Southern District of New York in den USA zustimmen, sondern auch Gläubiger und Behörden, wie die EU-Wettbewerbshüter. Nicht zuletzt, da die Air-France-KLM-Gruppe zwar mit weniger als 20 Prozent nur Minderheitseigentümerin, ohne Sperrminorität wird, SAS jedoch in die Skyteam-Allianz wechselt und somit die Karten im europäischen Luftverkehr neu gemischt werden.

Die Abkehr von der Star Alliance ist umso erstaunlicher, da SAS zu deren fünf Gründungsmitgliedern zählt. In Europa sagt SAS somit der Lufthansa-Gruppe „farewell“, während in den USA ein Partnerwechsel von United zu Delta Air Lines ansteht. Im europäischen Luftverkehr gehören die britische Virgin Atlantic, aber auch Air Europa, Czech Airlines und die rumänische Tarom zu den neuen Verbündeten. Skyteam umfasst zudem diverse Airlines mit Sitz in Süd- und Mittelamerika, Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten sowie Asien.