People’s Airline kämpft mit Passagierrückgang auf Wien-Strecke
AERO INTERNATIONAL-Mitarbeiter Thomas Strässle fragt den CEO der People’s Air Group zu den gegenwärtigen Herausforderungen für die Airline und den Flugplatz St. Gallen-Altenrhein.
AERO: Die People’s Airline verzeichnet nur noch halb so viele Passagiere auf der Wien-Strecke wie vor der Pandemie. Dazu kommt das Klima-Ticket der Bahn. Was bedeutet das für die Airline?
Thomas Krutzler: Auf der Wien-Strecke haben wir viele Geschäftsreisende, die ihre Meetings seit der Pandemie tendenziell häufiger online abhalten. Wir rechnen auch in Zukunft mit deutlich weniger Passagieren als vorher. Entsprechend haben wir unsere Hausaufgaben bezüglich der Kosteneffizienz gemacht. Das alternative Reisen mit der Bahn hat natürlich auch einen Einfluss und ist eine Konkurrenz zum Flugzeug, auch wenn sich immer noch viel Zeit sparen lässt, wenn man fliegt. Wir sind aber überzeugt, dass es auf der Wien-Strecke weiterhin einen nachhaltig soliden Markt gibt und werden den Flug auch in Zukunft unverändert anbieten.
People’s Airline über die Wien-Strecke
Die Verbindung ist also nicht gefährdet?
Nein, sie wird die „Hauptschlagader“ der People’s Airline bleiben, weil der Bedarf nach kurzfristigem, flexiblem und zeitsparendem Reisen nicht nachlassen wird.
Wird Ihr Airport, der auch zur People’s Air Group gehört, wegen dieses Aufkommensrückgangs vermehrt auf die Business Aviation setzen?
Wir sind guten Mutes, dass wir das Aufkommen in der Business Aviation, das seit Corona deutlich zugenommen hat, gut halten können, auch wenn es seit einigen Monaten – wie erwartet – stagniert.
Man hat lesen können, dass das Weltwirtschaftsforum in Davos, das für den Flugplatz St. Gallen-Altenrhein für die Business Aviation ein sehr wichtiger Verkehrstreiber ist, angesichts der großen Unstimmigkeiten zwischen dem Stiftungsausschuss und dem WEF-Gründer gefährdet sein könnte. Was würde das für den Ostschweizer Airport bedeuten?
Das würde sich für uns natürlich stark bemerkbar machen, denn allein die WEF-Woche im Januar generiert zwischen fünf und sieben Prozent des Jahresumsatzes. Einen Vorgeschmack darauf hatten wir wegen der vielen Nebeltage ja bereits im vergangenen Winter erhalten.
Finanzielle Unsicherheiten bei People’s Airline
Durch das Entlastungspaket 27 des Bundes könnten den Schweizer Regionalairports beträchtliche Subventionen entgehen. Was wären die Folgen für Ihren Airport?
Auch wenn wir in letzter Zeit einen Schulterschluss mit der regionalen Politik erreicht und die am Flugplatz ansässigen Firmen zu einer Stellungnahme ermutigt haben, wäre dieses Paket, sollte es im geplanten Ausmaß umgesetzt werden, für uns existenzbedrohend, weil es zusätzliche Kosten generieren würde, die wir nicht tragen könnten. Wir müssten insbesondere in Bezug auf die Dienstleistungen in der Flugsicherung Alternativen prüfen.
Um welche Summe geht es konkret?
Es würden uns zwischen dreieinhalb und fünf Millionen Franken pro Jahr an Zusatzbelastungen entstehen. Ich möchte aber betonen, dass bei diesen Subventionen nicht auf öffentliche Gelder zurückgegriffen wird, sondern auf Einnahmen aus der Mineralölsteuer. Dieses Geld kommt also aus der Luftfahrt und fließt an sie zurück.
Wegen dieser finanziellen Unsicherheit wurde die für August vorgesehene Pistensanierung verschoben. Gibt es einen neuen Zeitrahmen?
Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten sollen im August über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen jeweils nachts durchgeführt werden, damit der Betrieb während des Tages normal weitergehen kann.