Im 20. Jahr ihres Bestehens fliegt Corendon Airlines wieder auf Kurs. Und der zeigt aufwärts.

lickt Yildiray Karaer, der CEO von Corendon, auf das zurückliegende Bilanzjahr 2023, ist er „sehr zufrie- den, und 2024 wird auch ein gutes Jahr“, stellt der Airline-Chef in Aussicht. 2022 sei hingegen in jeder Hinsicht – operativ wie finanziell – problematisch und verlustreich gewesen. „Doch jetzt haben wir uns wieder erholt.“ Allerdings plane das Unternehmen vorerst weiter konservativ.

Corendon Airlines: Teure Leasing-Verträge

Nach der Corona-Pandemie, die dem Tourismus eine gewaltige Flaute beschert hatte, habe die Branche fest geglaubt, dass es nun wieder aufwärts gehe mit der Reiselust. Entsprechend seien die Kapazitäten hochgefahren worden, zusätzliche Flugzeuge wurden geleast. Corendon schloss Wetlease-Verträge ab. Und „Leasing ist teuer“, so der Corendon-Chef. Doch all die Maßnahmen zur Wiederbelebung des touristischen Luftverkehrs brachten nicht den gewünschten Erfolg. Im Gegenteil. „Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine heizte nicht nur die Inflation an, sondern vertrieb auch die Gäste. Die Nachfrage sank, die Ausgaben stiegen, Kerosin wurde teurer“, so Karaer. Dass die Treibstoffpreise in die Höhe schnellten, traf Corendon hart, denn sie hatte den Treibstoffbedarf nicht ausreichend abgesichert.

Corendon Airlines: Krisenmanagement nötig

Die steigenden Ausgaben, der unvorteilhafte Wechselkurs und der Personalmangel überall in der Branche – all das ließ sich nicht mehr kompensieren. Folge: Zahlreiche Flüge musste Corendon im Jahr 2022 streichen. Und all die Passagiere, die Flüge gebucht hatten, wollten ihr Geld zurück. Diese Entschädigungszahlungen gingen gewaltig ins Geld. Also waren nach dem Krisenjahr 2022 Restrukturierung und Krisenmanagement angesagt. „Im vergangenen Jahr haben wir die Kapazität um 40 Prozent reduziert. Wir haben nur unsere eigenen Flugzeuge eingesetzt, konnten bessere Preise erzielen und haben somit gutes Geld verdient. Einen großen Teil unserer Schulden haben wir bereits abgetragen“, resümiert Karaer, „aber es wird noch etwa ein bis zwei Jahre dauern, bis Corendon schuldenfrei ist“.

So werde auch 2024 ein Jahr der Stabilisierung sein, finanzielle Disziplin bleibe weiterhin geboten, auch wenn „die Krise überwunden und alles wieder unter Kontrolle ist“. Mit allen Partnern, mit denen es Probleme gab, habe man sich verständigt, arbeite gut zusammen. Und man habe aus den Fehlern gelernt, auch durch Fuel Hedging. Für 2024 seien rund 40 Prozent des Kerosins abgesichert. „2023 wurden keine Flüge gestrichen. So wird es auch 2024 sein“, versichert der CEO, „Corendon ist ein zuverlässiger Partner.“

Förderung des Sports: Corendon Airlines ist eine Kooperation mit dem Deutschen Tennis Bund eingegangen. Bild: Corendon Airlines

Gegründet wurde die Fluggesellschaft 2004 als Teil der Corendon Group, einem multinationalen Touristikkonzern, zu dem heute neben den Fluggesellschaften Corendon International mit Sitz im türkischen Antalya und den Schwestern Corendon Dutch mit Sitz in Amsterdam und Corendon Europe mit Sitz in Malta auch Reiseveranstalter, Hotelketten in den Niederlanden, der Türkei und in der Karibik gehören. Corendon bietet Direktflüge zu 31 Flughäfen in sieben Ländern an. Die Gruppe verfügt über 32 Flugzeuge der Typen Boeing 737-800, 737 Max 8 und 737 Max 9.

Stark im DACH-Raum

Eine Erweiterung der Flotte sei für die nächsten zwei bis drei Jahre nicht geplant. Karaer: „Wir wollen den Betrieb unter Kontrolle halten, denn viele negative Effekte aus dem Jahr 2022 sind weiter wirksam – die hohe Inflation, der Personalmangel in der Branche, überlastete Wartungszentren.“ Vor allem auf dem türkischen Markt herrsche wegen der Expansion türkischer Airlines ein spürbarer Pilotenmangel. Zu viele neue Flugzeuge – zu wenig Flugzeugführer. Corendon sei davon nicht so stark betroffen, „wir haben ein gutes Team“.

Derzeit fliegt die internationale Fluggesellschaft Corendon Airlines von 20 Flughäfen in Deutschland, sowie von vier beziehungsweise zwei Airports in Österreich und der Schweiz zu beliebten Urlaubszielen im Mittelmeerraum – in der Türkei, in Spanien, Griechenland und Ägypten und auf die Kanaren. Vor allem deutsche Touristen zieht es an Strände in der Türkei. Das hat zu 30 Prozent mehr Umsatz im Vergleich zu 2022 geführt. Der deutsche Markt ist der wichtigste für Corendon. Er macht über 60 Prozent am DACH-Markt aus (DACH steht für Deutschland, Österreich, Schweiz). Derzeit starten und landen Corendon-Flugzeuge rund 300 Mal in der Woche von deutschen, österreichischen und schweizerischen Airports mit Urlaubern an Bord.

Die Türkei und die anderen genannten Ziele sind jedoch nicht die einzigen Destinationen, die von Corendon angeflogen werden. Fünfmal in der Woche startet Corendon Dutch Airlines in Amsterdam mit einer gecharterten A350 nach Curacao. Vom ursprünglichen Leasingpartner KLM hat Corendon sich aufgrund schwieriger Preisgestaltung getrennt und stattdessen einen Wetlease-Vertrag mit World2fly abgeschlossen. „Das läuft gut“, sagt Yildiray Karaer, „das Flugzeug ist sparsam, der load factor okay. Wir können damit gute Preise erzielen.“ Wäre die A350 ein denkbares neues Flottenmitglied? Der Manager verneint. „Wenn wir einen eigenen Widebody erwerben, wird es eine Boeing 787, ein Dreamliner, sein.“

Höhere Preise für Reisende

Wie viele andere Chartergesellschaften hat auch Corendon das Problem, dass im Winter ein großer Teil des Geldes verloren geht, das im Sommer verdient wurde. In Indien bestehen diese Probleme nicht. Mit der indischen Gesellschaft SpiceJet hat Corendon eine Partnerin gefunden, durch die ein Teil der Flotte auch im Winter fliegen kann. Acht Corendon-Flugzeuge seien, an SpiceJet verchartert, in Indien unterwegs, „und das wollen wir fortsetzen. Für den nächsten Winter 2024/25 besteht schon ein Vertrag über vier Flugzeuge, aber der kann noch erweitert werden.“

Von den aktuellen Problemen der Flugzeughersteller – Boeing liefert neue Flugzeuge verzögert aus, Airbus muss seine A320neo aufgrund von Triebwerksproblemen zum Teil grounden – sei Corendon nicht so stark betroffen, sagt der Chef, dafür gebe es Slot-Probleme in Amsterdam. Man bekomme keine neuen Slots, würde darum gern eine neue, bereits bestellte 737 MAX gegen die aktuell fliegende 737-800 austauschen. „Dann könnten wir mehr Passagiere befördern und würden Treibstoff sparen. Das wäre wirtschaftlicher.“

Für die Passagiere allerdings wird’s teurer, so oder so. Karaer: „Die Preise werden anziehen – zwischen 25 und 40 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit.“ Die Inflation habe die Kosten nach oben getrieben, die Flughafengebühren steigen, Treibstoffpreise ebenfalls. „Das“, so fasst der Corendon-CEO zusammen, „ist die neue Normalität“.

So wird also auch ein Urlaub am türkischen Mittelmeer teurer. Aber auch noch attraktiver, vor allem für sportlich interessierte Touristen. Seit Anfang des Jahres investiert Corendon in einen neuen Tennisclub in Kemer. Yildiray Karaer: „Es ist uns schon länger ein Anliegen, die Entwicklung des Sports zu fördern und den Sporttourismus zu stärken. In Kemer wollen wir ein Freizeitzentrum schaffen, das von Einheimischen und Touristen gleichermaßen genutzt werden kann.“ Neben 14 Tennisplätzen mit Sandbelag werde es in Kemer als besonderes Highlight auch die Integration von Padelplätzen geben. Wer die Sportart Padel noch nicht kennt: Es ist ein Mix aus Squash und Tennis und soll, wie der Corendon-CEO glaubhaft versichert, „eine Menge Spaß machen.“

Text: Sigrid Andersen