Frauen sind auf dem afrikanischen Kontinent in Luftfahrtberufen noch bei weitem in der Minderheit. In ihrer an der österreichischen Donau-Universität Krems geschriebenen Masterarbeit forschte Maseka Semo-Olesi Kithinji nach den Gründen.

Nachdem im Dezember 1903 die Motorluftfahrt von den Gebrüdern Wright ins Leben gerufen wurde, eroberten Flugpioniere die Welt im Sturm. Parallel dazu entstanden jedoch ebenso schnell Vorbehalte gegenüber fliegenden Frauen. Dennoch gelang es vereinzelt Pilotinnen, in die von Männern beanspruchte Domäne vorzudringen. So beispielsweise Harriet Quimby, die 1911 als erste Frau den Ärmelkanal überquerte, und ein Jahrzehnt später die berühmte Amelia Earhart.

Erste Afrikanische Pilotin startete 1933

Das Interesse von Frauen an der Luftfahrt war nicht nur in der westlichen Welt zu beobachten, sondern wurde bald auch in Afrika geweckt. Zwei Jahrzehnte, nachdem in Europa die erste Frau an den Start gegangen war, eroberte die erste Pilotin den afrikanischen Luftraum. Lotfia Elnadi war nicht nur die erste afrikanische, sondern auch die erste arabische Pilotin. Sie erwarb ihre Fluglizenz am 27. September 1933, nachdem sie sich in einer ägyptischen Flugschule eingeschrieben hatte.

Nach diesen ersten Meilensteinen führte der Weg ins Cockpit für afrikanische Frauen vor allem über das Militär. So gehörte Melody Danquah aus Ghana 1963 zu den ersten drei Frauen, die bei der nationalen Luftwaffe Ghanas als Pilotinnen ausgebildet wurden. Einer der wichtigsten Faktoren für die Entwicklung der afrikanischen Fliegerinnen war die Unabhängigkeit und der gesellschaftliche Fortschritt der afrikanischen Nationen. In Ostafrika flog die kenianische Irene Koki Mutungi ab 1995 als erste Pilotin bei der nationalen Fluggesellschaft Kenya Airways, und blieb in den folgenden sechs Jahren die einzige ihres Fachs. 2004 wurde sie als erste Afrikanerin Kapitänin eines Verkehrsflugzeugs – zunächst einer Boeing 737, und später einer 787.

Frauen in der Luftfahrt noch immer in der Minderheit

Heute sind Frauen noch immer eine Minderheit in hochqualifizierten Positionen im Luftfahrtsektor. Über den aktuellen Stand geben die IATA-Statistiken von 2022 Auskunft. So beträgt der weibliche Anteil sechs Prozent bei den CEOs, 5,8 Prozent bei Cockpit-Besatzungen, weniger als neun Prozent bei Luftfahrtingenieuren und 18 Prozent in der Kategorie der Flugdienstleiter.

Die von der Autorin dieses Beitrags erstellte Masterarbeit ist die erste wissenschaftliche Untersuchung, die sich speziell mit dem Thema Frauen in der afrikanischen Luftfahrt befasst, und zwar am Beispiel von Kenia und Südafrika. Sie zeigt, dass große wirtschaftliche Unterschiede, Kulturgeschichte und soziale Erziehung nur einige der einzigartigen Herausforderungen sind, denen sich junge afrikanische Mädchen gegenübersehen. Wenn sie in die Luftfahrtbranche einsteigen wollen, fehlt es beispielsweise für viele an männlichen oder weiblichen Vorbildern, die sie auf eine Karriere in der Luftfahrt hinweisen oder auf dem Weg dorthin anleiten könnten.

Das Schulungszentrum „Dare to Dream“ der Pilotin Kgomotso Phatsima begeistert Jugendliche in Botswana für technische Berufe in der Luftfahrt. Bild: ASEKA SEMO-OLESI KITHINJI, DARE TO DREAM

In der Studie befragte Frauen, die einen Einstieg in Luftfahrtberufe geschafft haben, gaben an, mit offensichtlichen oder subtilen Vorurteilen während der Ausbildung gekämpft zu haben. Darunter Bemerkungen von Ausbildern wie „Frauen sind schwer oder nur langsam auszubilden“ oder „Mädchen verletzen sich leicht“. In Südafrika wurden zudem oft rassistische Bemerkungen laut. Ein Beispiel dafür ist: „Diese schwarzen Mädchen sind lästig …“. Die größte Herausforderung bei der Suche nach einem Arbeitsplatz für afrikanische Frauen ist jedoch nicht das Geschlecht, sondern die wenigen verfügbaren Jobs. Dazu kommt die geschlechts-spezifische Voreingenommenheit bei Einstellungsverfahren von Unternehmen.

Familien sind häufig Ankerpunkt für werdende Pilotinnen

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Bedeutung und der Einfluss, den Familie und Glaube auf Pilotinnen und ihr berufliches Fortkommen haben. Zahlreiche Befragte brachten die Schwierigkeit zum Ausdruck, Ehefrau und Mutter zu sein und gleichzeitig eine Karriere in der Luftfahrt anzustreben. Eine der kenianischen Teilnehmerinnen erklärte ausdrücklich, dass es ohne das Eingreifen Gottes unmöglich sei, beides unter einen Hut zu bringen. Die Mehrheit der Teilnehmerinnen aus Kenia und Südafrika ist der festen Überzeugung, dass der Glaube an Gott ihre bisherige Luftfahrtkarriere geprägt und ihnen eine Anstellung verschafft hat.

Als Pilotin der südafrikanischen Präsidentenstaffel flog Annabel Vundla (3. v. l.) fünf Jahre Nelson Mandela. Bild: Privat

Eine Teilnehmerin aus Südafrika wies auf eine interessante Perspektive zum Thema Familie und Luftfahrt hin. Sie brachte zum Ausdruck, dass die Schwierigkeit, als afrikanische Pilotin einen Ehepartner zu finden und eine Familie zu gründen, von der männlich geprägten afrikanischen Kultur beeinflusst wird. Die Vorstellung, dass „Frauen keine Kinder haben wollen“, oder die unausgesprochene „afrikanische Regel“ in den Haushalten, dass „Frauen sich um das Gehöft kümmern sollen“, beeinflussen die Entscheidung für oder gegen eine Karriere in der Luftfahrt.

Wie können mehr Frauen in Afrikas Luftfahrt erfolgreich sein?

So kann die Gründung einer Familie gleichzeitig das Ende einer Karriere in der Luftfahrt bedeuten. Die größte Herausforderung für Frauen in der afrikanischen Luftfahrt ist der Zugang zu den sich ihnen bietenden Möglichkeiten. Das beginnt mit der Bewerbung, reicht über die Ausbildung und geht bis hin zum Arbeitsalltag und Aufstiegschancen. Wichtig ist dabei die Existenz von Bildungseinrichtungen, die Qualität und die Art der angebotenen Ausbildung sowie die Eignung und Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen.

Aus den weltweit zu diesem Thema vorgelegten Daten – und der afrikanischen Perspektive – wird deutlich, dass die Herausforderungen, mit denen Frauen in der Luftfahrt konfrontiert sind, nicht auf Kontinente beschränkt sind. In zahlreichen Unternehmen herrscht eine negative Arbeitskultur vor, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist problematisch, und die negativen Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt sind noch zu spüren. Zudem führt die Diskriminierung von Frauen dazu, dass sie ihre Beschäftigung frühzeitig aufgeben.

Text: Maseka Semo-Olesi Kithinji