Der internationale Airport Paro ist einer der höchstgelegenen Flughäfen der Welt. Und seine Lage inmitten des Himalayas stellt eine besondere Herausforderung bei Starts und Landungen dar.

Der Airport Paro in Bhutan ist einer der höchstgelegenen Flughäfen der Welt. Und seine Lage inmitten des Himalayas stellt eine besondere Herausforderung bei Starts und Landungen dar. Wo genau das kleine Königreich Bhutan liegt, ist nicht jedem geläufig. Man findet es im Himalaya, eingebettet zwischen Nepal, Indien und Tibet. Viele Jahrzehnte lang war es recht isoliert. Erst 1974 öffnete sich das Land für den Tourismus. Und von Anfang an galt das Prinzip „High value, low impact“.

Massentourismus? Fehlanzeige!

Eine Tourismussteuer wurde eingeführt, um den Massenandrang zu verhindern. Waren bis Juni 2022 noch 65 US-Dollar pro Tag zu zahlen, wurde dieser ohnehin schon hohe Betrag während der Pandemie auf satte 200 US-Dollar erhöht. Je nach Reiseagentur variiert der Tagespreis nun von durchschnittlich 350 bis 450 US-Dollar. Zudem dürfen Gäste nur in Begleitung eines lizenzierten Guides durchs Land reisen. Im Jahr 2019 besuchten gerade einmal 315.000 Besucher das Königreich, knapp 70.000 davon aus dem Ausland.

Luftfahrtbegeisterte aus aller Welt jedoch wissen sehr wohl, wo Bhutan liegt. Dank seines einzigen internationalen Flughafens nahe der knapp 12.000 Einwohner zählenden Stadt Paro, denn der ist aufgrund seiner topografischen Lage in rund 2.200 Metern Höhe, eingebettet in die Ausläufer des Himalayas, weltweit bekannt.

In staatlicher Hand: Bhutan hat die Hand auf Airport Paro

Im Jahr 1968 wurde der Flughafen als Landeplatz für indische Hubschrauber eröffnet. Zehn Jahre später fanden erste Flüge mit kleinen Flugzeugen statt. Nach der Gründung der staatlichen Fluggesellschaft Drukair wurde im Jahr 1983 der Flugbetrieb mit einer Dornier 228-100 aufgenommen. Das erste Ziel hieß Kalkutta, wenige Jahre später kamen Dhaka, Kathmandu, Delhi und Bangkok hinzu.

Bhutan Airlines und Drukair haben in Paro ihre Basis.

Bis 1986, zu jener Zeit war das Department of Civil Aviation gegründet worden, verantwortete Drukair den Betrieb und die Instandhaltung des staatlichen Flughafens. In jenen Tagen gab es am Airport lediglich ein kleines Fluglotsengebäude, in dessen Erdgeschoss der Check-in stattfand, sowie einen Abflugbereich auf einer Wiese.

Das Jet-Zeitalter brach 1988 an, als Drukair ihre erste BAe 146-100 einflottete. Um den Flugbetrieb mit größeren Flugzeugen gewährleisten zu können, wurde 1990 die Start- und Landebahn auf 1964 Meter verlängert und ein Hangar errichtet, der von der indischen Regierung finanziert wurde. 1999 eröffnete ein neues Terminalgebäude, ebenfalls von Indien finanziert. 2004 landete die erste von Drukair bestellte A319 in Paro, und vier Jahre später wurde die Piste um 280 Meter auf ihre aktuelle Länge von 2265 Metern erweitert.

Flughafen als Zentrum eines Landes

Heute ist der Flughafen eine wichtige Lebensader des Landes. Viele Produkte werden aus Indien über den Luftweg importiert. Einheimische und Touristen nutzen ihn für eine schnelle Beförderung ins Ausland oder in entfernte Landesteile. Da Bhutan nahezu vollständig von Bergen durchzogen ist, bietet sich das Flugzeug gegenüber einem stundenlangen Transport auf der Straße an.

Anflug ist Chefsache

Weltweit gibt es nur 17 Piloten, die in Paro landen und starten dürfen. Und das ist reine Kapitänssache. Der Flughafen kann aufgrund seiner Lage nicht wie andere Airports geradeaus angeflogen werden. Im An- und Abflugbereich befinden sich bis zu 5500 Meter hohe Gipfel. Airbus und Jeppesen haben diverse Anflugs- und Abflugsverfahren für Paro erarbeitet. Jedoch funktionieren diese nur bei Windstille und gutem Wetter. Deswegen hat Drukair selbst ein Verfahren entworfen, das inzwischen auch Bhutan Airlines anwendet.

Der Landeanflug stellt eine der Besonderheiten am Flughafen Paro dar.

Weil es in Paro kein Radar gibt, das die Flugzeuge zum Platz lotsen könnte, müssen die Landebahnen 15 und 33 bei Tageslicht manuell auf Sicht angeflogen werden. Lediglich ein VOR (Very high frequency Omni-directional Range) steht als Hilfe zur Verfügung. Besonders schwierig werden die Landungen und Starts von Februar bis Ende Mai. Die Winter in Bhutan sind kalt und trocken. Im Frühling hingegen erwärmt sich die Luft stark, und es entstehen viele Fallwinde, die durch die Täler ziehen und am Nachmittag Windgeschwindigkeiten von 45 bis 50 Knoten im Tal erreichen können. In dieser Zeit finden sämtliche Flüge ausschließlich  am Vormittag statt, um die hohen Windgeschwindigkeiten zu meiden.

Verschiedene Nonstop-Flüge nach ganz Asien

Im Sommer, wenn es sehr heiß ist, können manche längere Nonstop-Flüge (beispielsweise nach Bangkok, Delhi oder Singapur) nicht voll besetzt werden, da die Leistung im Falle eines Triebwerksausfalls nicht für eine sichere Rückkehr oder einen Weiterflug ausreichen würde.

Bhutan ist bunt

Nach dem Aussteigen und einem kurzen Fußmarsch erwartet die Passagiere in Paro ein buntes Terminal. Dem Staat als Betreiber ist es wichtig, die kulturelle Identität zu bewahren. So wurden sowohl das Ankunfts- als auch das Abflugterminal im landestypischen Stil erbaut und 2015 beziehungsweise 2019 auf nunmehr 15 000 Quadratmeter vergrößert. Sie sind für maximal 1,5 Millionen Passagiere pro Jahr ausgelegt.

Die Einreise geht schnell vonstatten, es gibt kaum Wartezeit. Überall hängen Fotos oder Bilder von jungen Künstlern. „Es war eine Vision von König Jigme, den Flughafen in eine Kunstgalerie zu verwandeln. Das haben wir während der Pandemie verwirk- licht. Wenn Bhutaner am Flughafen ankommen, sollen sie sich wie zu Hause fühlen.

Airport Paro als Andenken mit nach Hause

Wer ein ausgestelltes Bild mitnehmen möchte, kann dies tun. Neben jedem Bild ist ein Barcode zu finden, der den Preis dafür nennt“, erzählt Karma Wangchuk, Director General des Department of Air Transport und zugleich Flughafenchef. Die Gepäckbänder verzieren Modelle der verschiedenen Dzongs, den Klosterburgen des Landes. In der Abflughalle können es sich wartende Passagiere in Sofa-Ecken gemütlich machen oder in einer Malwerkstatt Skulpturen bemalen und anschließend für wenig Geld mit nach Hause nehmen.

Neben den Terminals für die normalen Passagiere befindet sich die „Ceremonial Lounge“, das VIP-Terminal des Flughafens. Von hier aus fliegt nicht nur die Königsfamilie, sondern fliegen auch sämtliche Politiker oder Staatsgäste anderer Länder.

Königspaar auf Linienflügen unterwegs

Das Königspaar nutzt ausschließlich die Linienflüge der staatlichen Drukair für Auslandsreisen. Sie war bis Dezember 2011 quasi Monopolistin vor Ort. Seitdem stellt sich auch Bhutan Airlines als erste private Fluggesellschaft des Landes dem Wettbewerb. 2015 wurde die staatliche Royal Bhutan Helicopter Services gegründet und am Platz stationiert. Mit zwei H130 werden Rettungs-, Such- und Feuerlöschflüge für das Königreich durchgeführt sowie VIP- und Touristentransporte angeboten. Als einzige ausländische Airline bediente die nepalesische Buddha Airlines von August 2010 bis Dezember 2011 Paro von Kathmandu aus.

Umweltschutz hat Priorität

Größere Unfälle gab es in Paro bisher nicht zu verzeichnen. Lediglich 1987 überrollte einmal eine Dornier 228 das Ende der Landebahn. Auf die Frage, ob für einen einfacheren Anflug auf die 15 nicht der unmittelbar davor liegende Hügel abgetragen werden könnte, entgegnet Karma Wangchuk: „Das ist nicht möglich. Klar wäre der Anflug dann um einiges leichter. Doch Umweltschutz ist in unserer Verfassung verankert und sogar die Industrie muss sich ihm unterordnen. Außerdem würde dies auch unsere schöne Landschaft verschandeln.“

Vom kleinen Tower aus überwachen die Fluglotsen den Verkehr am Boden und in der Luft.

Im kleinen Kontrollturm des Flughafens geht es rustikal zu. Die insgesamt sieben Fluglotsen arbeiten hier noch mit handbeschriebenen Lande- und Startstreifen. Bei der geringen Anzahl an täglichen Flügen ist das auch kein Problem. Da das eigene Radar nur eine geringe Reichweite hat und nur etwa bis zur Landesgrenze im Süden reicht, nutzen die Fluglotsen gerne den kommerziellen Anbieter Flightradar24, um die Flugzeuge über größere Entfernungen hinaus verfolgen zu können.

Mehr als 1000 Mitarbeiter am Flughafen Paro in Bhutan

Die etwas mehr als 1000 Flughafenmitarbeiter fertigen nicht nur Passagiere, sondern auch Fracht ab. Die spielt zwar eine eher untergeordnete Rolle, ist aber auch nicht zu vernachlässigen. Zuletzt kam Fracht nur mit den Passagierflügen nach Paro. Eine der Drukair-A319 wurde jedoch jüngst zum Vollfracher umgebaut und soll bald einsatzbereit sein. Nutzten noch 2019 genau 408.341 Passagiere den Flughafen, waren es 2021 aufgrund der Lockdowns nur 13.903. Die Pandemie spiegelt sich auch in den Flugbewegungen wider.

So fanden 2019 7.206 Flüge statt, 2021 nur 426. Lange Zeit, von März 2020 bis zum 23. September 2022, war Bhutan für Einreisen komplett geschlossen beziehungsweise waren diese nur mit dreiwöchiger Quarantäne erlaubt. Doch gleich in den ersten Tagen nach Wiedereröffnung strömten erneut zahlreiche Touristen aus allen Ländern nach Bhutan, sämtliche Flüge waren ausgebucht. Das Wachstum zieht also wieder an. Man schätzt, dass Ende 2024 ans Niveau von 2019 angeknüpft werden kann.

Text und Fotos: Ralf Plechinger