Lufthansa Group: Rekordumsatz, aber weniger Gewinn
Der Lufthansa-Konzern muss für das Geschäftsjahr 2024 einen gegenüber dem Vorjahr gesunkenen Gewinn verbuchen. Ursachen dafür sind Streiks, höhere Kosten – und eine Lufthansa Airlines, die rote Zahlen schreibt.
Der Lufthansa-Konzern blickt mit gemischten Gefühlen auf das abgeschlossene Geschäftsjahr 2024. Zwar konnte die mittlerweile paneuropäisch aufgestellte Gruppe ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent auf rekordhohe 37,6 Milliarden Euro steigern. Doch mit einem operativen Gewinn von 1,6 Milliarden Euro blieb sie deutlich unter dem Vorjahresergebnis (2,7 Milliarden Euro).
Die operative Marge beträgt nur noch 4,4 Prozent (Vorjahr: 7,6 Prozent). Unter anderem dank geringerer Zinsbelastung sank das Konzernergebnis jedoch weniger stark als das operative Ergebnis. Unterm Strich springen 1,38 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,67 Milliarden Euro) heraus.
Wie erklärt CEO Spohr das Lufthansa-Ergebnis?
Der Rückgang ist laut Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, auf verschiedene Effekte insbesondere im ersten Halbjahr zurückzuführen. Streiks haben die Passagier-Airlines mit rund 450 Millionen Euro belastet. Darüber hinaus mussten die Carrier der Gruppe einen signifikanten Rückgang der Durchschnittserlöse zu Beginn des Sommers aufgrund eines enormen branchenweiten Kapazitätsanstiegs verkraften.
Signifikant gestiegene Kosten, insbesondere am Standort Deutschland, haben sich zusätzlich negativ ausgewirkt. Und die Produktivität im Flugbetrieb hat zudem unter weiterhin verspäteten Flugzeugauslieferungen gelitten. Jedoch: „Im weiteren Verlauf des Jahres folgte die Trendumkehr mit zwei aufeinanderfolgenden Quartalen, in denen wir erstmals jeweils über zehn Milliarden Euro Umsatz erzielten, und im vierten Quartal den Gewinn des Vorjahres übertroffen haben“, so Spohr.
Lufthansa Group: Wie entwickelte sich der Yield?
Bedingt durch das branchenweite Kapazitätsplus sanken die Durchschnittserlöse, in der Branche wird von Yield gesprochen, 2024 gegenüber dem Vorjahr um 2,6 Prozent. Die Entwicklung war allerdings von Region zu Region unterschiedlich: Während der Rückgang in den meisten Regionen unter zwei Prozent lag, sanken sie im asiatisch-pazifischen Raum um fast zehn Prozent.
Die Stückerlöse profitierten zwar einerseits von einem erhöhten Sitzladefaktor, letztlich sanken sie aber um 4,3 Prozent, weil der Umsatz von hohen Kompensationszahlungen infolge von Flugunregelmäßigkeiten belastet wurde. Die Stückkosten erhöhten sich aufgrund der Streikeffekte sowie anhaltender Kosteninflation, insbesondere bei Gebühren sowie Material- und Personalkosten, um 1,9 Prozent gegenüber 2023.
Wie viele Passagiere hat die Lufthansa Group 2024 befördert?
Insgesamt begrüßten die Carrier der Lufthansa Group (Lufthansa, Swiss, Austrian, Eurowings und Brussels Airlines) im vergangenen Jahr 131 Millionen Passagiere, ein Plus von sieben Prozent gegenüber 2023. Der Sitzladefaktor stieg auf ein Rekordniveau von 83,1 Prozent (Vorjahr: 82,9 Prozent). Besonders stark war die Buchungslage in den Sommermonaten Juli und August mit einer Auslastung von knapp 88 Prozent. Dieser Wert zählt zu den stärksten in der Konzern-Geschichte.
Dabei erwirtschafteten die Airlines einen operativen Gewinn von einer Milliarde Euro (Vorjahr: zwei Milliarden Euro). Der Rückgang ist dabei vor allem auf den Rückgang des Ergebnisses von Lufthansa Airlines um 948 Millionen Euro zurückzuführen. Für die Kernmarke wird ein Minus von 94 Millionen Euro notiert.
Swiss erreichte hingegen annähernd ihr Rekordergebnis aus dem Vorjahr und übertraf zum zweiten Mal die Adjusted-EBIT-Marke von 800 Millionen Euro. Eurowings wiederholte ihr gutes Vorjahresergebnis und landete bei einem operativen Gewinn von mehr als 200 Millionen Euro. Brussels Airlines meldete mit 60 Millionen Euro den höchsten Gewinn ihrer Geschichte, und Austrian Airlines konnte ein operatives Ergebnis von 76 Millionen Euro erwirtschaften.
Was erwartete die Lufthansa Group 2025?
Der Lufthansa-Konzern rechnet in diesem Jahr mit einer anhaltend hohe Nachfrage nach Flugreisen. Ähnliches gilt für das Geschäftsfeld Technik im Bereich der Wartungsdienstleistungen. Und Lufthansa Cargo dürfte voraussichtlich von einem anhaltend wachsenden E-Commerce-Geschäft und einer verbesserten Kostenposition profitieren.
Insgesamt erwartet der Konzern, dass das Adjusted EBIT im bereits laufenden Geschäftsjahr deutlich über dem des Vorjahres liegen wird. Für das Jahr 2025 geht die Lufthansa Group von Nettoinvestitionen zwischen 2,7 und 3,3 Milliarden Euro und einem Free Cashflow auf Vorjahresniveau aus. Gleichzeitig wird 2025 für die Lufthansa Group laut der Pressemitteilung „ein Jahr des Übergangs“ sein.
Ist Lufthansa Airlines überm Berg?
Das Turnaround-Programm von Lufthansa Airlines hat für den Konzern auch weiterhin hohe strategische Priorität. Bis heute seien zwar spürbare Fortschritte erzielt worden. Doch es gelte weiterhin, die Effizienz zu steigern, die Komplexität zu reduzieren und die Produktqualität zu erhöhen.
Das Maßnahmenpaket fokussiert sich zunächst auf die operative Stabilität. Bereits in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 sei eine spürbare Verbesserung der Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit bei Lufthansa Airlines erreicht worden, sagt die Gruppe. Der Aufbau von Lufthansa City Airlines habe sich laut Lufthansa als strategisch richtiger Grundpfeiler erwiesen, um europäische Kurzstreckenflüge effizienter und kostengünstiger zu betreiben.
Wie viele neue Flugzeuge bekommen der Lufthansa-Konzern?
Außerdem erwartet die Lufthansa Group im laufenden Jahr alle zwei Wochen neue Flugzeuge. Insgesamt umfasst die Bestellliste rund 250 Maschinen, davon 100 Langstreckenflugzeuge.
Dazu kommen Investitionen in das Premiumangebot, denn die hätten laut des Konzerns unmittelbar Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit. Aktuell seien bereits neun Lufthansa-A350 mit Allegris ausgestattet, sieben davon hätten die neue First Class an Bord. Und: Swiss investiere in diesem Jahr so viele Franken wie noch nie in die Economy Class und führt in der zweiten Jahreshälfte SWISS Senses auf der Langstrecke ein.
Wird die Lufthansa Group ihr Ergebnis 2025 steigern?
Basierend auf der starken Nachfrage möchte die Lufthansa Group die Sitzplatz-Kapazität bei den Passagier-Airlines um rund vier Prozent gegenüber dem Vorjahr ausbauen. Das Unternehmen rechnet so mit einem weiteren Anstieg der Umsatzerlöse. Insgesamt erwartet der Konzern, dass das operative Ergebnis im Geschäftsjahr 2025 deutlich über dem des Vorjahres liegen wird.
Darüber hinaus geht die Lufthansa Group von Nettoinvestitionen zwischen 2,7 und 3,3 Milliarden Euro und einem Free Cashflow auf Vorjahresniveau aus. „2025 wird für uns ein Jahr der Transformation mit einem klaren Ziel: Die Position als weltweite Nummer eins außerhalb der USA weiter zu stärken“, sagt CEO Spohr.
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